Das Backnanger Straßenfest holt sein 50-Jahr-Jubiläum nach. Foto: Gottfried Stoppel

Die Sehnsucht ist groß: Nach zwei Jahren Coronapause darf in den Kreismetropolen an Rems und Murr wieder mehrtägig gefeiert werden. Es gibt ein Jubiläum und mehrere Neuerungen.

Für Maximilian Friedrich ist es eine Premiere. Obwohl schon vor mehr als einem Jahr ins Amt gewählt, eröffnet der Backnanger Oberbürgermeister am kommenden Freitag sein allererstes Straßenfest. Die Kultveranstaltung kann jetzt – coronabedingt mit zwei Jahren Verzögerung – ihr Halbes-Jahrhundert-Jubiläum begehen. Nicht nur Friedrich dürfte dem Ereignis entgegenfiebern, das die Murrmetropole traditionell vier Tage lang in den Ausnahmezustand versetzt. Lautstark verkündet wird dieser am Freitag um 19 Uhr vom örtlichen Stadtturm herab mit fünf Böllerschüssen – einer für jedes Jahrzehnt.

Zäsur nach Tod des langjährigen Organisators

Bei aller Tradition bedeutet die 50. Auflage des Straßenfestes, das als eines der ältesten im ganzen Land gilt, eine Zäsur. Weil der bisherige Festorganisator, der das Event seit den 1990er Jahren als selbstständiger Generalunternehmer koordiniert hatte, Ende 2020 überraschend gestorben war, hat die Stadt die Aufgabe wieder selbst übernommen. Das Motto laute „Von Backnang für Backnang“ – zahlreiche Backnanger Vereine, Gastronomen, Einzelhändler und Dienstleister seien einbezogen, heißt es in einem Pressedossier aus dem Rathaus.

Versprochen wird auf insgesamt sechs Bühnen eine „große musikalische Bandbreite und viel Abwechslung, viel Neues, aber auch Bewährtes, regionale und internationale Formationen, Rock, Pop, Elektro, Soul, Latin, Party, Schlager oder traditionelle Festmusik “. Am Obstmarkt präsentiert der SWR-Moderator Jochen Graf das Finale des auch überregional bekannten Backnanger Nachwuchsfestivals, das seit 1971 (fast) alljährlich ausgelobt wird. Beim Finale spielen und singen 15 Bands und Einzelkünstler um die Siegprämie in Höhe von 1000 Euro sowie zwei Auftritts-Sonderpreise.

Bereits seit Anfang des Monats läuft im Helferhaus die Ausstellung „Koi Zeit“. Historische Straßenfest-Bilder, Videos und Gegenstände laden noch bis zum 3. Juli zu einer interaktiven Zeitreise ein. Passend zur Ausstellung wird es an mehreren weiteren Stellen in der Stadt entsprechende Projektionen geben. In der Uhlandstraße ist ein Pfad aus alten Straßenfestplakat- und Bierkrug-Motiven aufgebaut.

Neu ist ein Mitmach-Sportprogramm. Am Samstag gilt auf der Marktplatzbühne von 11 Uhr und am Sonntag auf der Bühne im Biegel von 10 Uhr an das Motto: „Wer feiern kann, kann auch Sport machen“. Dort wird zu gemeinsamem Yoga, Latin Dance, Pilates, Life-Kinetik und Weiterem animiert.

Staufer-Spektakel in Waiblingen

Auch in Waiblingen fiebert man einem mehrtägigen Fest entgegen. Erst Mitte Mai hatte der Festausschuss nach entsprechenden Coronaprognosen grünes Licht für „Ein Altstadtfest wie früher, wie vor Corona!“ gegeben. Auch hier hat ein neuer Oberbürgermeister Premiere. Sebastian Wolf wird die Gäste am Freitag von 19 Uhr an auf dem Elsbeth-und-Hermann-Zeller-Platz willkommen heißen. Dort und an verschiedenen anderen Plätzen gibt es Musik und Aktionen.

Ein Novum ist die Lokalität Luisenanlage am Alten Postplatz, auf dem die Mobile und die Offene Jugendarbeit der Stadt Loungebereiche einrichten wird wie auf der Erleninsel. Beides ist für Jugendliche – und beides alkoholfrei. Neu ist auch die „Einheit der albanischen Diaspora“, die in der Unteren Sackgasse Quartier beziehen wird und außer albanischen Spezialitäten auch Musik und Tanz aus der Heimat darbieten wird.

Damit folgt man einer alten Tradition, denn das Altstadtfest, das heuer seine 46. Auflage hat, war einst ins Leben gerufen worden, um ausländischen Mitbürgern den Zugang in die schwäbische Gesellschaft zu erleichtern. Bis heute findet man deshalb türkische, griechische, italienische, spanische, rumänische, brasilianische, kroatische, serbische Spezialitäten oder Folklore vor – auch solche aus dem Banat.

Ausfallen musste angesichts der Eile „Waiblingen rockt“ auf dem Marktplatz; Schüler und Lehrer konnten coronabedingt lange Zeit nicht proben. Hingegen wird auf der Brühlwiese wieder ein „Staufer-Spektakel“ inszeniert inklusive eines Schaulagers an der Rundsporthalle. Auch dort ist ein tägliches Bühnenprogramm geplant.

Während die Waiblinger Etikette dem dortigen Oberbürgermeister einen förmlichen Fassanstich erspart, ist dieser in Backnang fest eingeplant. Maximilian Friedrich hat bereits als Schultes in Berglen üben können, so dass sich das Missgeschick eines seiner Vorvorvorgänger wohl nicht wiederholen wird. Jürgen Schmidt hatte vor 26 Jahren den Zapfhahn verfehlt und stattdessen den Bierkrug zu Bruch geschlagen. Auch das ist natürlich in der Begleitausstellung dokumentiert.

Programme und Informationen unter www.backnanger-strassenfest.de und www.altstadtfest-waiblingen.de.