Am 13. Oktober beim StN-„Ortstermin“: Der Sammler Peter W. Klein Foto: factum/Bach

Wie sieht es hinter den Kulissen der Kultureinrichtungen aus? Die Stuttgarter Nachrichten-Reihe „Ortstermin“ gibt Antworten. Nächste Station ist am Freitag, 13. Oktober, um 17 Uhr, das Kunstmuseum Stuttgart und die Ausstellung „Sammlung Klein“. Vorab spricht Kunstsammler Peter W. Klein im Interview über die Schau und ihre Folgen.

Stuttgart - Noch bis zum 5. November ist im Kunstmuseum Stuttgart eine umfassende Schau mit Werken der Sammlung Alison und Peter W. Klein zu sehen. Wie der Sammler die Ausstellung sieht, sagt er im Interview.

Herr Klein, „Über den Umgang mit Menschen, wenn Zuneigung im Spiel ist“, ist – in Anlehnung an eine Arbeit von Anna Oppermann – die Präsentation Ihrer Sammlung im Kunstmuseum überschrieben. Ist der Titel auch Skizzierung des Ausstellungsprojekts an sich?
Ein Ausstellungstitel entsteht lange vor der Realisierung einer Schau – entsprechend kann er keinen Zustand beschreiben.
Eine Hoffnung vielleicht?
Das ist Ihre Interpretation. Mich und meine Frau hat es seinerzeit gefreut, dass gerade unser Engagement für Anna Oppermann und diese Arbeit kenntlich werden würde.
Ein wesentliches Thema der künstlerischen Arbeit von Anna Oppermann ist das Überprüfen von Verhältnissen. Ist die Ausstellung im Kunstmuseum für Sie auch Anlass, Ihre Position, Ihre Sammlung und deren Präsentation zu überprüfen?
Die Ausstellung war tatsächlich eine einschneidende Erfahrung. Zuvorderst ist da die für uns ungeheuer interessante Zusammenarbeit mit der Kunstmuseumsdirektorin Ulrike Groos und mit Klaus Gerrit Friese als Kuratoren. Als ich das erste Mal die fertige Ausstellung gesehen habe, war ich baff. Wir haben die Arbeiten ganz anders gesehen und erlebt. Man merkt plötzlich, wie viel die Werke mit einem selbst zu tun haben. Ich erkenne mich mit meinen Fragen in den meisten Arbeiten wieder.
Was hat Sie besonders interessiert?
Die von Groos und Friese getroffene Auswahl unterstreicht soziale und gesellschaftsanalytische Aspekte. Das ist der rote Faden. Und das hat Konsequenzen – auf die Sammlung an sich wie auch auf die Präsentation in Nussdorf.
Sie sprechen das 2007 eröffnete Museum Kunstwerk an. Was wird sich dort ändern?
Die Gründung des Museums Kunstwerk am Standort unseres früheren Unternehmens in Nussdorf war ein ganz wichtiger Schritt. Unter immer wieder neuen Fragestellungen konnten wir Aspekte der Sammlung vorstellen. Auch durch die Erfahrung mit der Ausstellung in Stuttgart ist klar: Wir müssen jetzt ein neues Konzept entwickeln.
Inwiefern?
Wir werden das Szenario in Nussdorf deutlich erweitern. Mit Ausstellungen, die von Gastkuratoren erarbeitet werden, mit Positionen, die nicht in unserer Sammlung vertreten sind. Interessant wäre auch der Blick in andere Sammlungen. Ich denke, es ist einfach richtig, in Nussdorf Abstand von der eigenen Sammlung zu nehmen.
Lässt sich die aktuelle Schau in Nussdorf mit ihrem konzentrierten Blick auf das Schaffen von Sean Scully und Liliane Tomasko und mit Arbeiten ausschließlich aus den Ateliers der Künstler als Zäsur sehen?
Ungewollt vielleicht. In erster Linie war es ein Wunschprojekt. Umso mehr freut uns das enorme Interesse an dieser Ausstellung.
Wird sich auch die Struktur Ihrer Sammlung ändern?
Nein, die wird bleiben. Wir interessieren uns ebenso für junge, noch zu entdeckende Positionen wie für Werke international bereits bekannter Künstlerinnen und Künstler. Aber nun werden wir noch gezielter und fundierter agieren – unter den genannten sozialen und gesellschaftlichen Bezügen. Wir haben die Struktur der Sammlung identifiziert – und diese Struktur wollen wir bestätigen und schärfen.