Robin Dutt zieht es zurück auf die Trainerbank: Bei Werder Bremen Foto: dpa

Nach einem Jahr als Sportdirektor beim DFB zieht es ihn zurück auf die Trainerbank. Bei Werder Bremen steht der Fußball-Lehrer aus Leonberg für den Neuaufbau nach der Ära Thomas Schaaf – mit allen Chancen und Risiken.

Stuttgart - Nach einem Jahr als Sportdirektor beim DFB zieht es ihn zurück auf die Trainerbank. Bei Werder Bremen steht der Fußball-Lehrer aus Leonberg für den Neuaufbau nach der Ära Thomas Schaaf – mit allen Chancen und Risiken.


Guten Tag, Herr Dutt, wir freuen uns, mit dem neuen Trainer des SV Werder Bremen sprechen zu dürfen. War der Job als Sportdirektor beim DFB ein Missverständnis?
(Runzelt die Stirn) Ein Stück weit schon. Thematisch war die Arbeit beim DFB bis zum Schluss ganz gut. Aber ein Berufsleben wird eben von vielen Facetten ausgefüllt, und eine entscheidende hat gefehlt . . .

. . . die tägliche Arbeit auf dem Platz mit einer Mannschaft.
Genau. Und mir wurde deshalb klar, dass ich auf Dauer die Arbeit nicht leisten kann, die als Sport-Funktionär von mir erwartet wird. Deshalb war es das Beste für den DFB und für mich, diese Situation schnell zu korrigieren.

Sie verlassen die Komfortzone des Deutschen Fußball-Bundes und tauschen sie gegen einen Schleudersitz in der Bundesliga. Da tippt sich mancher an die Stirn.
Nicht, wenn man es selber mal erlebt und genossen hat, Teil dieses faszinierenden Unternehmens Bundesliga zu sein. Spätestens beim Anpfiff schießt dir das Adrenalin in die Adern. Du stehst als winziger Punkt in einem riesigen Stadion. Umgeben von einer Masse von Menschen, die alle Erwartungen haben, die du mit deiner Mannschaft erfüllen kannst . . .

. . . oder auch nicht.
Aber auch diese Erfahrung ist im Grunde unverzichtbar und hat Seiten, die dich als Persönlichkeit weiter formen. Du lernst, mit solchen Situationen umzugehen und sie zu meistern.

Das Ende Ihrer Dienstzeit in Leverkusen war nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Schon vergessen?
Vergessen nicht, aber verarbeitet. Ich war nie so naiv zu glauben, dass ich nicht auch mal entlassen werden könnte. Ich war eher enttäuscht, dass ich bei Bayer nicht das gebracht habe, was man sich von mir erhoffte. Obwohl es sportlich, besonders in der Champions League, auch gute Phasen gab, hatten wir die ganze Saison über immer wieder Probleme verschiedener Art. Heute weiß ich: Da hätte ich einiges besser machen können.

Inwieweit hat sich Ihr Horizont während der Zeit beim DFB erweitert?
Ich weiß jetzt, wo ich hingehöre. Ich brauche die Arbeit im Team. Beim DFB flog ich um die Welt und eilte von einer Sitzung zur anderen. Das war äußerst lehrreich. Aber letztlich war ich immer nur ein Einzelkämpfer.

Warum dann die Entscheidung für Werder, gab es keine anderen Angebote?
Doch. Seit meiner Freistellung in Leverkusen gab es Angebote im Vier-Wochen-Rhythmus.

Und Sie sind nie ins Grübeln gekommen?
Nein, ich habe alles kategorisch abgelehnt. Aber in den Wochen vor der Anfrage aus Bremen hat sich die Frage zugespitzt, ob ich mit dem Amt als DFB-Sportdirektor die falsche Entscheidung getroffen habe. Werder war der richtige Verein zum richtigen Zeitpunkt.