Der Themen-Chor „Stimmwerk“ bereitet sich auf das erste Konzert vor. Foto: Gottfried Stoppel

Gunter Maier leitet den Themen-Chor „Stimmwerk“, der am Samstag sein erstes Konzert zum Thema Toleranz gibt. Seine Sänger fordert er heraus.

Schorndorf - Gunter Maier ist es ernst. „Wir wollen ganz bewusst ein Chor sein, der musikalische Statements abgibt. Mit ‚ja, wir singen halt’ ist es nicht getan“, betont der Leiter des Schorndorfer Themen-Chors „Stimmwerk.“ Er brennt für die Musik, das merkt man schnell.

Maier hat 25 Jahre lang als Chorleiter im Grunbacher Gesangsverein gewirkt, bis ihm dort 2016 gekündigt wurde. Die Verantwortlichen sprachen damals von Unstimmigkeiten zwischen ihm und dem Vorstand. „Das war total unschön“, sagt der 60-Jährige. Weil einige Sänger mit der Kündigung nicht einverstanden waren, verließen sie den Chor ebenfalls. Die kleine Gruppe gründete im Februar 2017 einen Verein und warb neue Mitglieder. „Da stellte sich dann ein Chor vor, von dem wir noch nicht wussten, ob es ihn überhaupt gibt – werden wir genügend Sänger finden?“, beschreibt Maier die Anfänge. Inzwischen besteht „Stimmwerk“ aus etwa 70 Mitgliedern, ein Großteil davon sind Frauen. Der Weinstädter will darauf hinwirken, dass langfristig noch mehr Männer hinzukommen.

Maiers Ausrichtung gefällt nicht jedem

Zunächst liegt der Fokus aber auf dem ersten großen Konzert, das am 14. April im Veranstaltungssaal Scala in Schorndorf stattfinden wird. „Das ist ein ehemaliges Kino, die Akustik ist hervorragend“, schwärmt Maier. Toleranz ist das Thema des Abends, das Repertoire reicht von Felix Mendelssohn-Bartholdy über deutsche Volkslieder bis hin zu Michael Jackson. Maier hat die Stücke teils selbst arrangiert. Manches sei zwar durchaus ungewöhnlich für einen Chor, aber dennoch machbar. „Ich vergewaltige die Stücke nicht“, sagt der Chorleiter. Aber er fordert seine Sänger heraus. „Da sind rhythmisch echt komplizierte Sachen dabei“, gibt er zu. „Die Leute müssen das auch leisten und bereit sein, sich auf fremdes Terrain zu begeben. Wir proben intensiv.“

Das gefällt nicht jedem. Gerade am Anfang habe es eine gewisse Fluktuation gegeben, für manche sei das Repertoire zu englischlastig, zu modern und „zu wenig klassisch“ gewesen, sagt Maier rückblickend. „Dabei habe ich klassische Musik studiert“, sagt er schulterzuckend. Mit der Entwicklung seiner Sängerinnen und Sänger ist der Weinstädter sehr zufrieden. „Ich weiß, dass sie viel geben. Sie haben enorm dazugelernt und sind sicher geworden. Da entsteht schon ein schöner Chorklang, und das ist nicht einfach“, lobt er. „Ich merke, dass die Leute motiviert sind und sich von der Musik anstecken lassen. Wenn dann so ein Spirit entsteht beim Singen, dann macht das richtig Spaß.“

Kontakt zum Aktionsbündnis gegen Rechts

Nicht nur musikalisch, auch inhaltlich geht es Maier um etwas. Das Thema Toleranz kommt nicht von ungefähr, „Stimmwerk“ steht in Kontakt zum Aktionsbündnis gegen Rechts. Maier ist überzeugt: „Wenn es um Rassismus geht, ist es die Pflicht eines aufrechten Demokraten, Flagge zu zeigen.“ Er betont aber auch: „Wir agieren nicht politisch und sympathisieren nicht mit einer politischen Strömung.“

Bei der Themenauswahl für das nächste Konzert soll der Chor mitsprechen können. Was die Stücke betrifft, entscheidet der Chorleiter allerdings lieber selbst. „Ich will damit ja auch didaktische Ziele verfolgen und kann einschätzen, was für den Chor gut geeignet ist“, erklärt er. Maier sieht seine Aufgabe unter anderem darin, die Musiker wirklich gut auf neue Lieder vorzubereiten – „damit der Chor sich entwickeln kann.“ In diesem Zusammenhang möchte er auch die Stimmbildung weiter forcieren.

Doch zuerst steht am kommenden Samstag das Konzert an. Der Chorleiter hofft auf ein volles Haus und ein begeistertes Publikum: „Ich finde es toll, wenn Musik Menschen anzündet.“ Maiers Begeisterung ist offensichtlich.