Foto: dpa

Die große Frage: Was hilft wirklich, den Milchfluss beim Stillen zu steigern?

Stuttgart - Gerade bei ihrem ersten Kind sind Frauen oft unsicher, ob ihre Milch ausreicht, das Neugeborene ausreichend zu versorgen. In Krabbel- und Stillgruppen kursieren daher zahlreiche Rezepte zur Steigerung der Milchproduktion. Die meisten davon helfen nicht oder wirken sogar kontraproduktiv.

So der Tipp, es mal mit einem entspannenden Glas Sekt zu versuchen. Auch wenn davon nur drei Prozent des Alkohols in die Muttermilch übergehen, reicht diese Menge aus, dass der Säugling sie schmeckt und, wie Forscher vom Monell Chemical Senses Center in Philadephia herausgefunden haben, hektischer als sonst an der Mutterbrust saugt. Zudem nickt das Kleine häufiger ein und schläft nachts seltener durch. "Alkohol hemmt sogar die Milchproduktion und das Einschießen der Milch zu Beginn des Stillens", warnt Studienleiterin Julie Mennella.

Auch der Ratschlag an die Mütter, während der Stillzeit mehr Flüssigkeit als sonst zu trinken, ist fragwürdig. Denn ab mehr als drei Litern pro Tag kurbelt der Körper seine Wasserausscheidung an: Die Mutter schwitzt, muss häufig auf die Toilette, dafür versiegt der Milchfluss in ihrer Brust.

Manche Frauen wollen ihre Stillleistung mit Anis-Kümmel-Fenchel-Tee steigern. Doch es existieren keine Belege für dessen Wirksamkeit. Der amerikanische Wissenschaftler Paul Fleiss überprüfte mehr als 30 mutmaßliche Muttermilchstimulanzien aus der Phytotherapie, doch nur für Bockshornklee fand er einen nennenswerten Effekt. Allerdings lösen sich dessen Wirkstoffe im traditionellen Aufguss nur bedingt, so dass man besser auf Bockshornkleepräparate aus der Apotheken zurückgreifen sollte.

Oft hilft bereits, das Stillen richtig durchzuführen. Das heißt: wechselseitiges Anlegen des Babys in unterschiedlichen Positionen. Schnuller, Flaschensauger und Stillhütchen hingegen fördern beim Säugling falsche Trinktechniken. Ebenfalls überflüssig ist das Einhalten von zeitlichen Stillabständen. Wenn allerdings das Baby über mehrere Mahlzeiten hinweg nur mäßig trinkt, muss die Brust per Pumpe entleert werden, um die Milchproduktion anzuregen.

Ansonsten ist Geduld gefragt. "Nach der Geburt kann es sechs Wochen dauern, bis sich Mutter und Kind aufeinander eingestellt haben", tröstet Denise Both von der deutschen La Leche Liga, die Stillberatungen anbietet.