Laut einer Studie ist die Gefahr einer Fehlgeburt bei schwangeren Frauen um 16 Prozent erhöht, wenn sie erhöhten Schadstoffwerten in der Luft ausgesetzt sind. Foto: dpa

So gefährlich wie Zigarettenrauch: US-Forscher haben in einer Studie festgestellt, dass hohe Stickstoffdioxid-Werte das Risiko für Schwangere erhöhen, eine Fehlgeburt zu erleiden. Die Werte der Testumgebung sind vergleichbar mit Stuttgart.

Stuttgart - Forscher aus den USA haben herausgefunden, dass Luftverschmutzung die Gefahr für Schwangere erhöht, eine Fehlgeburt zu erleiden. Demnach steigt das Risiko bei einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Stickstoffdioxid in der Luft um 16 Prozent – auch wenn die Frauen den Schadstoffen nur wenige Tage ausgesetzt sind. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Fertility and Sterility“ veröffentlicht haben.

Die Forscher hatten in den Jahren 2007 bis 2015 die Werte von knapp 1400 Frauen untersucht, die in diesem Zeitraum eine Fehlgeburt hatten. Die Forscher entdeckten dem Bericht zufolge „ein erhöhtes Risiko durch Verschmutzungen von Industrie- und Auto-Abgasen“. Der Stickstoffdioxid-Wert sei dabei in der Woche vor der Fehlgeburt der auffälligste Faktor gewesen.

Laut „Guardian“ lag der Stickstoffdioxid-Durchschnittswert während der Studie im Testgebiet rund um Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah bei 34 Mikrogramm pro Kubikmeter (μg/m3), jedoch reichten Ausschläge auch bis zu 145 μg/m3. Demnach erhöhte sich dort das Risiko einer Fehlgeburt um 16 Prozent bei einem Anstieg von 20 μg/m3.

Auch auf andere Städte anwendbar

Im Gespräch mit dem „Guardian“ sagt Matthew Fuller von der University of Utah School of Medicine, der mitgeforscht hat an der Studie: „Wenn man das erhöhte Risiko mit anderen Studien zu Umwelteinflüssen auf den Fötus vergleicht, dann ist es vergleichbar mit Tabakrauch bei Fehlgeburten im ersten Trimester.“

Salt Lake City war laut Wissenschaftlern aufgrund der Topografie für die Forschung geeignet. Im Winter schnellten die Schadstoffmengen dort regelmäßig nach oben aufgrund von Inversionswetterlagen. In diesen Zeiten sei die Anzahl der Fehlgeburten höher gewesen, das sei zuvor schon Mitarbeitern der US-Umweltschutzbehörde aufgefallen. Die Beobachtungen waren der Anlass für die Forscher, eine Studie in diesem Gebiet durchzuführen.

Die Studie ist laut Fuller aber auch auf andere Städte mit hoher Schadstoffbelastung anwendbar. „Es gibt viele Orte auf der Welt, die unter noch viel größerer Luftverschmutzung leiden“, sagt der Wissenschaftler. „Dieses Problem geht uns alle an.“

Fahrverbote gegen Stickstoffdioxid-Belastung

Auch Stuttgart leidet unter einer erhöhten Schadstoffbelastung. Wie in Salt Lake City sorgen vor allem Inversionswetterlagen im Winter immer wieder für eine hohe Belastung. Die EU hat einen Grenzwert von maximal 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter festgelegt. An vielen Messstellen in Stuttgart wird dieser Wert regelmäßig überschritten. Im vergangenen Jahr hat sich die Schadstoffbelastung sogar noch erhöht. Im Jahresschnitt aller sieben Messstellen waren in Stuttgart laut Umweltbundesamt etwa 46 μg/m3 Stickstoffdioxid in der Luft.

Um den Anteil von Stickstoffdioxid in der Luft zu verringern, gilt in der Landeshauptstadt daher seit Januar ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge, die nicht mindestens der Euro-5-Norm entsprechen.

Um sich vor dem Risiko einer Fehlgeburt durch Schadstoffe in der Luft zu schützen, empfiehlt Fuller, in urbanen Gebieten der Schadstoff-Ausstoß zu verringern. Ansonsten könnten sich die Frauen dafür entscheiden, in Jahreszeiten mit erfahrungsgemäß hoher Belastung möglichst nicht schwanger zu werden.