Abgastests ergeben ein realistisches Bild der Schadstoffemissionen eines Autos – aber nur, wenn der jeweilige Schadstoff auch gemessen wird. Foto: dpa/Patrick Pleul

Von Januar an soll es auch für Euro-5-Dieselautos Fahrverbote geben. Doch ist es richtig, in diese Verbote pauschal einen Großteil der Autos mit der betreffenenden Abgasnorm einzubeziehen? Dekra-Chef Stefan Kölbl meint, dass man mit Stickoxidmessungen an den Autos viel gezielter vorgehen könnte.

Stuttgart - Das Stuttgarter Prüfunternehmen Dekra hält die Möglichkeiten zur Vermeidung von Fahrverboten für noch lange nicht ausgeschöpft. „Es ist für mich völlig unverständlich, warum es bei uns bis heute nicht erlaubt ist, bei der Abgasprüfung den Stickoxidausstoß zu messen“, sagte Dekra-Chef Stefan Kölbl unserer Zeitung.

Eher verhänge man wegen der Stickoxidbelastung der Luft „pauschale Fahrverbote als durch eine Überprüfung die Autos zu identifizieren, die durch schlechte Stickoxidwerte besonders zur Luftverschmutzung beitragen“. Es sei „naheliegend, anstelle drakonischer Maßnahmen für alle erst einmal gezielt diejenigen herauszufiltern, die für die Situation die Hauptverantwortung tragen“.

Verschärfte Prüfung – aber entscheidender Schadstoff fehlt

Im vergangenen Jahr hatte Deutschland aufgrund des Dieselskandals die Vorschriften für die regelmäßige Abgasprüfung verschärft. Seit 2018 reicht es nicht mehr aus, dabei Daten auszulesen und daraus auf den Schadstoffwert zu schließen; vielmehr werden nun auch die Abgase gemessen, die tatsächlich in die Luft geblasen werden. Die Stickoxide bleiben dabei aber unberücksichtigt. 30 Prozent der Auto, die die Prüfung auf Basis der Daten bestanden hätten, seien bei der Endrohrmessungen durchfielen.

Kölbl fordert auch eine bessere Kontrolle neuer Software, die nachträglich über das Internet installiert wird und auch Umwelt- und Sicherheitseigenschaften von Autos beeinflussen kann. Man dürfe es „nicht ins Belieben der Hersteller stellen, in welcher Weise sie die einmal typgeprüften Fahrzeuge nachträglich verändern“.

Für ein neutrales Datenzentrum

Der Dekra-Chef fordert ein neutrales, unter staatlicher Aufsicht betriebenes Datenzentrum, an das Daten der Fahrzeuge übertragen werden können, ohne zuvor über die Rechner der Hersteller gelaufen zu sein. Dadurch könnten Auffälligkeiten zeitnah festgestellt und Manipulationen auch nach langer Zeit noch nachgewiesen werden.