Der Fellbacher Tower, jetzt Schwabenlandtower genannt, fällt auch in der Nacht auf Foto: Hans-Dieter Wolz

Die CG-Gruppe, die neue Investorin für den früher Gewa-Tower genannten Wohnturm, legt ein Mobilitätskonzept vor. Die Stadtverwaltung Fellbach will in Sachen umliegender Stellplätze den Bezug des Hochhauses abwarten: Die Fläche am Rems-Murr-Center sei „nie voll ausgelastet“.

Fellbach - Ein merkwürdiges Gutachter-Ergebnis aus einer schriftlichen Vorlage an den Gemeinderat Fellbach wird angesichts schier endlosen Parksuchverkehrs an Spitzentagen auf der Fläche des Rems-Murr-Centers – unter anderem mit Media-Markt, Rewe und DM – Stirnrunzeln auslösen. Widerspruch ist aus der Bevölkerung und von Ladenbesitzern zu erwarten: „Im Ergebnis hat sich gezeigt,“ so heißt es in der Vorlage, „dass der Parkplatz vor dem Rems-Murr-Center nie voll ausgelastet ist, und dass dort heute auch kein Langzeitparken, beispielsweise von der gegenüberliegenden Wohnnutzung, stattfindet“, heißt es im Gutachten.

Da also nach Ansicht der Fachleute aus dem Büro Brenner-Plan jetzt im Umkreis des Schwabenlandtowers genügend Parkplätze vorhanden sind, sieht die Stadtverwaltung vorerst keinen Handlungsbedarf. Mögliche Auswirkungen der knappen Stellplätze in der Tower-Tiefgarage werden geprüft, wenn er bezogen ist.

Das Mobilitätskonzept der Bauherrin passt auf eine dreiseitige Präsentation

Die Tower-Bauherrin, die bundesweit tätige CG-Gruppe des mittlerweile prominenten Bauunternehmers Christoph Gröner, hat ihrerseits in diesen Tagen ein neues Mobilitätskonzept vorgelegt. Diese nur dreiseitige Präsentation soll untermauern, dass nicht jede der 194 Wohnungen im früheren Gewa-Tower und jetzigen Schwabenlandtower SLT 107 einen eigenen Stellplatz brauche, weil Wohnungsbesitzer auch ohne auskommen – manche aber auch auskommen müssen: Der Umbaugenehmigung für 194 Wohnungen liegt ein Stellplatzschlüssel von 0,8 zugrunde. 193 Stellplätze sind in der Tiefgarage geplant, wobei aber auch für Hotelgäste in den 164 Hotelzimmern Platz benötigt wird.

Das Büro Teamred, für das Mobilitätskonzept beauftragt von der CG-Gruppe, sieht allerdings für S-Bahn und Stadtbahn eine hochwertige Anbindung, denn das vorhandene Busangebot sei eine gute Lösung für die „letzte Meile“. Wesentliche Ziele wie die Bahnstationen seien auf „attraktiven und alltagstauglichen“ Verbindungen zu erreichen. Bereits angeboten werden in Fellbach die E-Auto-Vermietung der Firma Deer in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken, das Carsharing von Stadtmobil, der Fahrrad- und Pedelec-Verleih, alle allerdings am Bahnhof: „Sie können durch Stationen vor Ort ergänzt und aufgewertet werden“, schlägt das Gutachterbüro vor. Rewe und andere Läden für die Nahversorgung sowie Schulen seien zu Fuß erreichbar. „Viele Wege lassen sich bereits heute problemlos ohne eigenen Pkw zurücklegen“, heißt es in der Präsentation des Gutachtens, das die von der CG-Gruppe vorliegenden Mobilitätsbausteine bereits aufgreift und ergänzt.

Nahverkehrsbonus wird im Mietvertrag verankert

Da nun eine Bushaltestelle am Standort eingerichtet und ein Busparkplatz in der Nähe ebenfalls vorhanden ist, könnte man Tickets für den öffentlichen Nahverkehr im Hotel verkaufen, schlägt das Gutachterbüro vor. In Mietverträgen von Bewohnern plant die CG-Gruppe, einen Nahverkehrsbonus festzuschreiben. Abstellanlagen für Fahrräder und Pedelecs soll es geben. Schließfächer für die Helme und ein Raum für kleine Fahrradreparaturen sollen zur Verfügung stehen. Der von Aufwindgeneratoren erzeugte Strom werde die Batterien der Pedelecs laden.

Wer jetzt immer noch ein Auto braucht, soll es direkt beim SLT 107 mieten können, so lautet ein Gedanke aus dem Büro Teamred. Auch Rad und Pedelec werden vermietet, dazu Lastenfahrräder, E-Vespas und ähnliches. Es werde keine Fahrt zur Post oder zur Paketstation mit dem Auto mehr nötig, denn lieferantenunabhängig soll eine vor Ort bereitstehen. Damit die künftigen Mieter diese Angebote mitkriegen, wird eine Mobilitätsbroschüre verteilt, ein digitales Informations- und Buchungssystem aufgebaut. Testaktionen werden zur Nutzung animieren und der hauseigene „Concierge“ wird auf Nachfrage auch dahin dirigieren.

Stadt entscheidet über Parkplätze erst, wenn der Tower bezogen ist

Und wenn der Hang zum eigenen Auto trotz aller Mobilitätsbausteine doch größer ist als die Zahl der vorhandenen Parkplätze? Durch die Arbeit des Büros Brenner-Plan „liegen belastbare Daten vor Bezug des Turms vor“, teilt Baubürgermeisterin Beatrice Soltys in der Vorlage an den Gemeinderat mit. Mögliche Auswirkungen nach dem Bezug des Towers können also geprüft „und eventuell notwendige Maßnahmen ergriffen werden“. Welche Maßnahmen das sind, hat die Baubürgermeisterin nicht aufgeschrieben.

Bauaufzug wird abgebaut

Aufmerksame Beobachter der vielleicht unbeliebtesten Baustelle in Fellbach haben es schon bemerkt: Der Außenaufzug wird offensichtlich abgebaut, gerade so, als seien die Bauarbeiter schon wieder abgezogen. Doch weit gefehlt: Zum Ändern der Wohnungszuschnitte, der Fassade und der bisherigen Einbauten reicht der Lastenaufzug für die CG-Gruppe nicht: Er muss zwei neuen wesentlich schnelleren Bauaufzügen Platz machen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Diese Bauaufzüge könnten höhere Lasten tragen, damit das Baumaterial besser hinauf oder hinunter transportiert werden kann.

Bauaufzug Foto: Hans-Dieter Wolz