Daimler will den Abbau „so sozial verträglich wie möglich gestalten“, sagt Personalchef Wilfried Porth. Foto: dpa/Tom Weller

Der Stuttgarter Autobauer Daimler einigt sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf ein Sparprogramm. Betriebsbedingte Kündigungen bleiben in Deutschland bis 2029 ausgeschlossen. Auf die Daimler-Beschäftigten kommt jetzt trotzdem einiges zu.

Stuttgart - Der Stuttgarter Automobilhersteller Daimler will in großem Umfang Stellen abbauen. Weltweit sollen mindestens 10 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, wie Daimler-Personalchef Wilfried Porth am Freitag in einer kurzfristig angesetzten Telefonkonferenz ankündigte. Wie viele Stellen in Deutschland wegfallen sollen, ließ Porth offen. Daimler will die Personalkosten bis Ende 2022 um 1,4 Milliarden Euro senken. Vom Stellenabbau ausgenommen ist laut den Angaben der Bereich Produktion.

Die Autohersteller und ihre Zulieferer, darunter Bosch, reagieren mit drastischen Einschnitten auf den fundamentalen Wandel in der Branche weg vom Verbrennungsmotor hin zu emissionsarmen oder emissionsfreien Antrieben. Der Umbau erfordert Milliardeninvestitionen.In dieser Woche hatte bereits Daimler-Konkurrent Audi den Abbau von 9500 Stellen mitgeteilt. „Die Automobilindustrie steckt in der größten Transformation ihrer Geschichte“, erklärte Daimler.

Der Abbau soll bis Ende 2022 abgeschlossen sein

Der Ankündigung von Personalchef Porth ist eine Einigung mit den Arbeitnehmervertretern vorausgegangen. Das Management habe sich mit dem Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte verständigt, „um die Konzernstruktur zu verschlanken und damit Effizienz und Flexibilität zu steigern“, teilte Daimler mit. In den kommenden Wochen wollen beide Parteien die Details miteinander aushandeln.

Der Stellenabbau soll bis Ende des Jahres 2022 abgeschlossen sein. „Wir werden die Maßnahmen so sozial verträglich wie möglich gestalten“, erklärte Porth. Konkret bedeutet dies, dass Daimler in Deutschland ein Abfindungsprogramm plant, das Angebot zur Altersteilzeit erweitert und auslaufende Arbeitsverträge von Zeitarbeitskräften in der Verwaltung „nur noch sehr restriktiv verlängern“ wird.

Der Schutz vor betriebsbedingten Kündigungen in Deutschland ist bereits bis zum Jahr 2029 vereinbart und bleibt bestehen. Davon profitieren die Beschäftigten von Mercedes-Benz Cars sowie der Lastwagen- und Bussparte, wie der Konzern weiter mitteilte. Daimler ist also darauf angewiesen, dass viele Beschäftigte freiwillig ihren Arbeitsplatz räumen. Der Konzern beschäftigt in Deutschland knapp 180 000 Mitarbeiter, weltweit sind es 300 000.

Betriebsrat fordert „klare und nachvollziehbare Vorwärtsstrategie“

Daimler-Chef Ola Källenius hatte vor zwei Wochen angekündigt, ein Sparprogramm zu starten. Dieses sieht auch vor, die Zahl der Managementstellen weltweit um zehn Prozent zu kürzen.

Für den Betriebsrat ist nach eigenem Bekunden Sparen alleine keine Lösung. „Die Belegschaft braucht eine klare und nachvollziehbare Vorwärtsstrategie“, sagte Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Daimler dürfe die Zukunft nicht aus den Augen verlieren, zumal „die Transformation neue und zusätzliche Aufgaben für die Beschäftigten“ nach sich ziehe. Der Abbau von Kapazitäten dürfe nicht auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden, warnte Brecht.

Die automobile Zukunft in Deutschland mitgestalten soll Hildegard Müller – sie wird Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Die frühere CDU-Politikerin und ehemalige Chefin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft tritt zum 1. Februar an und löst Bernhard Mattes ab, wie der VDA mitteilte. Der ehemalige Chef von Ford Deutschland gibt sein Amt zum Jahresende auf.