Dieses Schild ist nicht für jeden zu erkennen. Wer schneller als 30 fährt, riskiert ein Bußgeld. Foto: Malte Klein

Unbekannte verdrehen offenbar immer wieder eine Tempo-30-Tafel in der Ortsmitte. Autos, die zu schnell sind, werden dann unter Umständen geblitzt.

Steinenbronn - Dass auf der Schönaicher Straße zwischen dem Löwen-Kreisel in Steinenbronn in Fahrtrichtung Osten Tempo 30 gilt, ist nicht immer klar erkennbar. Es steht zwar direkt hinter dem Löwen-Kreisel ein Schild, das maximal 30 Kilometer pro Stunde vorschreibt. Wer von der Seestraße aus nach links in die Schönaicher Straße einbiegt, sieht am Straßenrand aber nur manchmal ein Schild stehen. Denn mitunter drehen Unbekannte es um 90 Grad, sodass es nur vom Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite, nicht aber von der Seestraße zu sehen ist. Das ist deshalb prekär, weil Mitarbeiter des Landratsamts gut zehn Meter weiter nach Osten an der Straße immer wieder die Geschwindigkeit messen. Fährt jemand schneller als Tempo 30, könnte er geblitzt werden und müsste Strafe zahlen.

Oliver Buchner lebt an der Seestraße in Steinenbronn und hat unsere Zeitung auf die Misere aufmerksam gemacht. Er sei neulich just während einer Geschwindigkeitskontrolle an der Stelle vorbeigefahren. „Das Schild war um 90 Grad verdreht“, erzählt Buchner. Er fuhr zunächst nach Hause, sei dann aber noch mal an die Schönaicher Straße zurückgekehrt. „Ich hatte ein ungutes Gefühl“, sagt er. Er habe die Mitarbeiter des Landkreises Böblingen, die dort geblitzt hätten, angesprochen. „Ich habe ihnen gesagt, dass das Schild umgedreht und nicht zu erkennen ist“, berichtet Buchner. Die Antwort eines Mitarbeiters habe ihn erstaunt. „Der sagte mir, dass das vorhin noch nicht war, als sie zu blitzen begannen.“ Daraufhin habe einer der beiden das Schild gedreht, sodass es für die Abbieger aus der Seestraße wieder zu sehen war.

226 Autofahrer waren seinerzeit zu schnell

Das Tempo-30-Schild steht erst seit ein paar Monaten dort. Vorher waren auf der Schönaicher Straße während zweier Geschwindigkeitsmessungen 226 Autofahrer mit mehr als den erlaubten Tempo 30 geblitzt worden. Allerdings war wegen eines fehlenden Schildes die erlaubte Geschwindigkeit nur vom Löwen-Kreisel aus zu sehen. Wer von der Seestraße nach links abbog, beschleunigte oft auf 50 Kilometer in der Stunde und wähnte sich im Recht. Denn an der Kreuzung von Seestraße und Schönaicher Straße steht, dass die Tempo-30-Zone endet. Tatsächlich befanden sich diese Autofahrer nach dem Abbiegen aber auf einer Tempo-30-Strecke. Dieses Verkehrsschild fehlte jedoch. Mitunter wurden diese Fahrer geblitzt.

So erging es auch Oliver Buchner Ende 2017. Ihm wurde vorgeworfen, dass er 41 Kilometer in der Stunde und damit elf zu schnell gefahren sei. Er sollte 25 Euro zahlen. „Ich habe Widerspruch eingelegt und nicht gedacht, dass der Fall vor Gericht geht“, sagt Buchner. So war es aber. „Der Richter hat mir geraten, den Widerspruch zurückzuziehen, sonst könne er meinen Fall auch als Vorsatz werten, weil ich Anwohner bin.“ Das ist kein Einzelfall.

Das sei kein Kavaliersdelikt

Nach unserer Berichterstattung ließ das Landratsamt Böblingen ein Tempo-30-Schild an der Schönaicher Straße für die Abbieger aus der Seestraße aufstellen – das auch in der vergangenen Woche wieder jemand so gedreht hatte, dass es nicht zu erkennen war. Dennis Ritter, Sprecher des Landratsamts, sagt, dass Unbekannte das Schild verdreht haben könnten. „Dabei handelt es sich nicht um ein Kavaliersdelikt, sondern um einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr.“ Das gelte insbesondere fürs Verdrehen von „Vorfahrt-gewähren“- oder „Stopp-Schildern“. Die Polizei spricht von einer Straftat, wenn jemand eigenmächtig ein Schild umdreht und damit die Geschwindigkeit verändert.

Am von Buchner gemeldeten Tag sei von 8.20 bis 12.05 Uhr an der Schönaicher Straße die Geschwindigkeit überprüft worden. Dabei seien 154 Autofahrer zu schnell unterwegs gewesen. Der schnellste sei 30 Kilometer in der Stunde zu schnell gefahren. „Leider können wir nicht mehr nachvollziehen, ob das Schild an dem Tag und zu diesen Uhrzeiten tatsächlich verdreht war“, sagt Ritter. Allerdings sollten die Außendienstmitarbeiter vor der Messung noch mal überprüfen, ob die Schilder alle korrekt sind.

An der Schönaicher Straße habe ja schließlich noch das Tempo-30-Schild am Löwen-Kreisel gestanden. „Bei den aus der Seestraße einmündenden Verkehrsteilnehmern dürfte es sich in vielen Fällen um ortskundige Personen aus dem Wohngebiet handeln, denen bekannt sein dürfte, dass an dieser Stelle 30 Kilometer in der Stunden gelten“, sagt Ritter.