Das Beladen ist momentan noch eines der größten Themen in Sachen E-Mobilität. Foto: dpa

Die Zahl der E-Autofahrer in Steinenbronn ist mit 41 überschaubar, Ladesäulen gibt es bisher keine. Zwei von ihnen sind Christian Frey und seine Frau, die vom Dieselfahrzeug aufs E-Auto umgestiegen sind.

Steinenbronn - Es waren nur zehn Sekunden im September 2016, die Christian Freys Leben als Autofahrer verändert haben. Der Steinenbronner und seine Freundin fahren jetzt Elektroautos. „Ich wollte mich informieren, was ein Tesla ist“, erzählt Frey. Heute spricht er scherzhaft von einem Fehler. Denn das E-Auto elektrisierte ihn auf Anhieb, da war er noch nicht einmal vom Parkplatz auf die Straße gerollt. „Es war eine Ruhe in dem Auto – und das, obwohl der so groß und schwer ist“, sagt er. „Der ging ab. Ich war auch von der Leistung sehr begeistert.“

Von Autos mit Verbrennungsmotor war er anderes gewohnt. „Da drückt man auf das Gaspedal, und es gibt ein Wahnsinnsgetöse.“ Denn zunächst müssten diese Motoren hochdrehen, und die Automatik müsse durch die Gänge schalten, bis die volle Leistung abgerufen werden könne. Bisher fuhr er ein stark motorisiertes Dieselauto. Als er sich nach seiner Probefahrt mit dem Tesla in seinen Alten gesetzt hatte, wusste er: „Ich will wieder in den Tesla steigen.“ Doch bis das Auto dauerhaft in seiner Garage stand, dauerte es noch. „Ich war an den anderen Wagen gebunden“, sagt er.

Gerade einmal 41 E-Autos sind in Steinenbronn zugelassen

Mit dem Tesla und einem E-Hyundai fahren die beiden Steinenbronner zwei von 41 Elektroautos im Ort, in der Nachbarkommune Waldenbuch sind 64 zugelassen. Das geht aus der Statistik des Landratsamts Böblingen hervor. Ladesäulen gibt es in Steinenbronn bisher noch keine. Die Firma Beck Druckkontrolltechnik an der Ferdinand-Steinbeis-Straße hatte eine, die mit Sonnenenergie betrieben wurde. „Wir haben sie für ein E-Auto im Fahrzeugpool installieren lassen“, sagt Andreas Kummer, der Umweltmanagementbeauftragte der Firma. Doch das Auto haben sie nicht mehr. „Es hat sich nicht bewährt, und es wurde zu wenig benutzt.“ Auch drei externe Autofahrer hätten ihre Fahrzeuge dort teils geladen. Aktuell sei die Säule nicht mehr nutzbar. „Wir können sie aber jederzeit wieder aktivieren“, sagt Kummer.

Bald soll es im Ort drei Ladesäulen mit jeweils zwei Plätzen geben. Das hat der Gemeinderat von Steinenbronn kürzlich mehrheitlich beschlossen. Sie sollen hinter dem Rathaus, auf dem Parkplatz Goldäcker, und am Beginn des Weiler Wegs sein. Den Haushaltsantrag für die Säulen hatte die Offene Grüne Liste 2018 gestellt. „Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Darum müssen wir etwas tun“, sagt Steinenbronns Bürgermeister Johann Singer.

Die drei Säulen mit jeweils zwei Anschlüssen sollen insgesamt 48 000 Euro kosten. Etwa 15 000 Euro könnten vom Bund gefördert werden. Die Anträge sind bereits gestellt. Zu den Kosten für die Säulen kommen weitere 7900 Euro, von denen 2650 Euro gefördert werden könnten. Außerdem summieren sich die Betriebskosten für die drei Säulen auf 210 Euro pro Monat.

Bisher habe er im Ort keine Ladesäule vermisst

Der Tesla-Fahrer Christian Frey sagt, er habe in Steinenbronn bisher keine Ladesäule vermisst. Er lade seinen Wagen in der heimischen Garage mit Solarstrom vom Dach auf. Doch wenn er mal eine längere Strecke zurücklege, etwa weil er zu Kunden oder in den Urlaub fährt, muss auch er nach Zapfsäulen suchen. „Der Tesla hat eine Reichweite von etwa 400 Kilometern und der Hyundai von etwa 200 Kilometern.“ Aufzuladen ist auch mit einem Schnelllader möglich, der dem Akku in etwa 20 Minuten wieder 70 Prozent Leistung bringt.

Auch wenn der Tesla teuer in der Anschaffung war, sei die Energie für die Kilometer günstig. Schließlich lädt Sonnenstrom die Batterie auf. „Man muss einerseits die Investition in die Anlage rechnen, dann schaue ich, wie viel Geld ich pro Kilowattstunde bekommen würde, wenn ich den Strom ins Netz einspeisen würde“, sagt Christian Frey Das wären aktuell 12,02 Cent. Einmal komplett aufladen, koste beim Tesla gut zehn Euro und beim Hyundai 3,42 Euro.

Und der ökologische Aspekt habe bei seinem Kauf ebenfalls eine Rolle gespielt. „Die Elektroautos sind ökologischer als ein Auto mit Verbrennungsmotor, der zwölf Liter pro 100 Kilometer schluckt.“ Als beim Dieselauto seiner Freundin technische Probleme auftraten, war den beiden klar, dass nur ein Elektroauto in Frage kommt.

Das Interesse an E-Autos sei gestiegen

Christian Frey hat bemerkt, dass sich die Einstellung zum Elektroauto verändert hat: „Früher haben uns die Leute auf Messen gesagt, warum Elektromobilität nicht funktionieren kann, wir mit Kohlestrom fahren und das Stromnetz durch das Laden von Elektroautos zusammenbrechen wird.“ Diese Zeiten seien vorbei. „Die Leute sind nicht mehr so pessimistisch. Zu unserem Stand auf Messen kommen nun Interessierte, die sich ein Elektroauto kaufen möchten und sich informieren“, sagt er.

Mit „unser Stand“ meint der Steinenbronner den Verein Electrify BW, in dem er sich engagiert. Der Verein will die Elektromobilität in Baden-Württemberg fördern und und voranbringen. Der Stammtisch und Vorträge sind in der Mäulesmühle in Leinfelden. Frey hat bei einem Gespräch mit seinem Nachbarn von dem Verein erfahren. „Als ich den Tesla bestellt hatte, fuhr er mit einem Renault E-Auto vor.“ Und so kam eines zum anderen – und Frey eben zum Verein Electrify BW.