Die Verwaltung wollte, dass die Eltern in Steinenbronn höhere Gebühren für die Betreuung ihres Nachwuchses bezahlen. Foto: dpa

Steinenbronn will, dass die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder tiefer in die Tasche greifen – weitere zehn Prozent Erhöhung für 2018 waren geplant. Doch in der Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses kam es anders.

Steinenbronn - Es hat nicht funktioniert: Die Verwaltung wollte die Elternbeiträge an den Kindergartengebühren 2018 in zwei Stufen erhöhen. Aktuell betragen sie elf Prozent der Kosten. Das Ziel der Verwaltung war die Anhebung um zehn Prozent bis September 2018 für Kindergarten- und von elf Prozent für Krippenkinder. Doch die Kommunalpolitiker waren in der Sitzung des Verwaltungs- und Sozialausschusses am Dienstag uneinig über den Vorstoß der Gemeinde. Und so stimmten drei von ihnen für und drei gegen die Erhöhung. Somit ist die Erhöhung nicht beschlossen worden.

Zum Hintergrund: Die kommunalen Spitzenverbände empfehlen einen Elternanteil – in der Fachsprache Kostendeckungsgrad genannt – an den Kindergartengebühren von 20 Prozent. Deshalb muss die Verwaltung handeln. Allerdings hat sie nach mehreren Nullrunden die Gebühren in den vergangenen Jahren immer wieder erhöht – zuletzt zum Jahresbeginn, als die Öffnungszeiten in den Kindergärten weitestgehend vereinheitlicht wurden. Trotzdem ist der Kostendeckungsgrad von 14 Prozent im Jahr 2011 bis 2016 immer wieder gesunken und betrug zuletzt nur noch 10,6 Prozent.

Die Kosten sind gestiegen, sagt die Verwaltung

Steinenbronns Bürgermeister Johann Singer begründete diesen unter anderem mit dem Tarifabschluss für Erzieher. „Dadurch sind die Personalausgaben von 2015 bis heute in der Gemeinde um 7,2 Prozent und in der Kinderkrippe um 9,9 Prozent gestiegen.“ Zusätzlich fällt in die Zeit auch der politische Beschluss des Gemeinderates, die Kindergartengebühren von 2011 bis 2015 nicht zu erhöhen. „Die Kosten sind gestiegen und der Kostendeckungsgrad gesunken. Nun hängen wir hinterher“, sagte die stellvertretende Kämmerin Sarah Kohler, die den Kommunalpolitikern und den Eltern im Saal des Bürgerhauses die Zahlen erläuterte. So hätte die Gebühr für Kinder ab drei Jahren bei 35 Stunden Betreuungszeit von aktuell 157 Euro pro Monat im Januar 2018 auf 169 Euro und im September 2018 noch einmal auf dann 174 Euro steigen sollen. Die Krippengebühren für ein- bis zweijährige Kinder für 35 Stunden hätten von 382 Euro im Januar 2018 auf 414 Euro und im September auf 426 Euro steigen sollen.

Den Eltern darf nicht der Hahn zugedreht werden

Als Susanne Jelicic-Butera, die Vorsitzende des neu gewählten Gesamtelternbeirats im Ort, die Zahlen der geplanten Erhöhung gesehen habe, sei sie geschockt gewesen, sagte sie in ihrer Stellungnahme im Ausschuss. „Wir erhoffen uns, dass wir nicht nur gehört werden, sondern Gehör finden“, sagte sie. Sie betonte mehrfach, wie dankbar sie sei, dass sie vor dem Gremium in öffentlicher Sitzung die Position der Eltern darlegen könne. In der Sache trennte sie und die Verwaltung aber einiges: „Steinenbronn bezeichnet sich als lebendige Gemeinde. Wenn man nun den Eltern den Hahn zudreht, finde ich das sehr schwierig.“ Schließlich seien die Gebühren ja erst erhöht worden. „Wenn der Elternbeitrag auf 20 Prozent steigen soll, kann und sollte das nicht auf dem Rücken der Eltern geschehen“, kritisierte Jelicic-Butera. Das Papier, auf dem die Zahlen stehen, sei geduldig. „Wir sind es aber nicht mehr.“

Bürgermeister Singer wies sie darauf hin, wer für den Löwenanteil der Kinderbetreuung in der Gemeinde aufkommt – nämlich nicht die Eltern. „Mehr als 88 Prozent der Kosten zahlt der Steuerzahler. Das sind Gelder vom Land oder unsere Einnahmen. Das will ich mal ganz deutlich sagen.“ Antje Lindemeyer (SPD) schlug vor, die Erhöhungen zu strecken. Frank Schweizer (CDU) mahnte, dass eine niedrigere Erhöhung sich künftig räche. Gitta Obst (Freie Wähler) sagte, dass dies früher geschehen sei: „Wir hatten es gut gemeint. Aber es war ein Fehler.“