Bis auf dem geplanten Baugebiet Gubser II die Bagger anrollen, wird noch einige Zeit vergehen. Foto: Malte Klein

Die Gemeinderäte von Steinenbronn setzen für das geplante neue Baugebiet auf eine gründliche Abwägung und nicht auf die Lösung des Bürgermeisters.

Steinenbronn - Bis westlich des Schneewittchenwegs in Steinenbronn die Bagger anrollen, wird es noch Jahre dauern – zu lange aus der Sicht des Bürgermeisters Johann Singer. Denn er wollte Tempo machen, damit möglichst bald die ersten Gebäude des geplanten Baugebiets Gubser II stehen. Doch damit konnte er die Mehrheit des Gemeinderats in der Sitzung am Dienstag nicht überzeugen. Sieben lehnten es ab, sieben stimmten dafür und eine Rätin enthielt sich. Damit ist es abgelehnt.

Dabei hatte Singer es dringend gemacht und auch verbalen Druck auf die Gemeinderäte aufgebaut: „Ich bekomme nahezu täglich Anfragen von jungen Bürgern wegen Bauplätzen.“ Teilweise seien diese bereits weggezogen, möchten aber zurückkehren. Für diese Leute gelte es nun, so schnell wie möglich das Baugebiet Gubser II auszuweisen. „Denken Sie auch an die Bürger von außerhalb, die wieder zurück nach Steinenbronn kommen wollen“, appellierte er an den Gemeinderat. Als der Bürgermeister merkte, dass sein Vorhaben wohl nicht von Erfolg gekrönt sein würde, versuchte er noch, einen letzten Trumpf zu spielen: „Bedenken Sie, dass wir dann erst wieder in sechs Monaten die Abstimmung wiederholen dürfen. Diese Zeit ist dann verloren.“

Der Zuschnitt des Wohngebiets löste Konflikte aus

Zur Erinnerung: Die Gemeinde Steinenbronn stellt bereits seit 2015 gemeinsam mit der Nachbarkommune Waldenbuch einen Flächennutzungsplan auf. Darin soll festgeschrieben werden, wie sich diese entwickeln sollen. Darin ist vorgesehen, dass Steinenbronn im Südosten um das Gewerbegebiet Maurer IV und im Südwesten um das Wohngebiet Gubser II wachsen wird. Allerdings löste vor allem der Zuschnitt des Wohngebiets Konflikte aus. Denn die Gemeinderäte hatten hinter verschlossenen Türen votiert, dass dieses nicht, wie ursprünglich geplant, in Nord-Süd-Richtung ausgewiesen wird, sondern in West-Ost-Richtung vom Schneewittchenweg aus parallel bis zum Weiler Weg. Dieses beschlossen die Gemeinderäte dann auch in öffentlicher Sitzung. Daraufhin sammelten Bürger Unterschriften und machten ihren Unmut auch mit Stellungnahmen zum Vorentwurf und zum Entwurf deutlich. Auch wenn diese vor gut einem Jahr eingingen, sind diese noch nicht abgewogen worden.

Die Bürger könnten sonst den Glauben an den Staat verlieren

Das war auch der Hintergrund, warum Gemeinderäte nun nicht bereits parallel mit dem konkreteren Bebauungsplan für das Gebiet beginnen wollen. Das ist möglich bei Wohnungsnot. „Gubser II wird sehr kontrovers gesehen und wir haben schon einen dicken Packen Einwände der Bürger bekommen“, sagte Stefan Hauser (Grüne). Die Räte sollten nun die Abwägung abwarten. „Sonst wäre es das falsche Signal, dass wir es besser wissen und schon mit Gubser II beginnen.“ Auch Wolfgang Miller (CDU), übte Kritik: „Es gab einen größeren Konflikt als beim Gewerbegebiet Maurer IV. Ich tue mich schwer, den Bürgern zu vermitteln, wenn wir jetzt einen weiteren Schritt gehen.“ Sein Kollege Rainer Reddehase wählte vor dem Hintergrund des Konflikts deutlichere Worte: „Jetzt den Bebauungsplan voranzubringen, wäre hinterfotzig.“ Außerdem könnten die Bürger dann den Glauben in den Staat verlieren. Er kritisierte auch, dass immer das Argument der Wohnungsnot gebracht werde. „Von Mehrfamilienhäusern ist aber nicht die Rede.“

Abgesehen von Landwirt Otto Elsäßer (FW), der Kritik äußerte, waren sich die meisten Räte einig, dass sie das Gewerbegebiet Maurer IV schnell vorantreiben wollen. Sie stimmten mehrheitlich dafür, den Bebauungsplan parallel zum Flächennutzungsplan zu entwickeln und einen Entwässerungsplan voranzutreiben. Auch dafür sprach sich Singer aus: „Da entstehen neue Arbeitsplätze und die sind sehr, sehr wichtig.“ Wenn die Räte nicht für die parallele Arbeit gestimmt hätten, hätten sie erst im Herbst 2019 beginnen können.