In Ländern wie der Ukraine sind frei laufende Hunde häufiger anzutreffen. In den hiesigen Gefilden sind derart herrenlose Tiere eher selten. Foto: dpa/Sergei Supinsky

In einem Wohngebiet in Steinenbronn wird immer wieder ein Hund gesichtet – offenbar ohne Halter. Obwohl das Tier keine Aggressionen zeigt, ist manchem Anwohner unwohl. Deswegen hat sich jetzt das Ordnungsamt eingeschaltet.

Steinenbronn - Mitte April bereits hat es der Hund zu gewisser Berühmtheit gebracht. Eine halbe Seite im Amtsblatt widmete ihm die Gemeinde Steinenbronn, mit zwei Fotos. „Aufruf an Bevölkerung“ stand über dem Beitrag. Mehrfach sei das Tier mit dem Stummelschwanz allein gesehen worden, wer den Besitzer kenne, solle sich im Ordnungsamt melden.

Monate später, Mitte September, taucht wieder ein Aufruf auf – diesmal auf der Facebook-Seite „Hund entlaufen Baden-Württemberg“. „Wer kennt und vermisst diesen Hund?“, wird dort gefragt. Der Beitrag wird dutzende Mal geteilt, bis notiert wird: „Der Hund scheint ein notorischer Alleingassigänger zu sein.“ Eine Frau schreibt: „Der ist hier immer frei unterwegs, geht aber abends immer heim.“ Bei den Nutzern kommt das nicht gut an. „Da kann sowohl dem Hund als auch Autofahrern so viel passieren“, schreibt jemand.

Hund ist schon mehrfach aufgefallen

Ähnlich sieht man das im Rathaus. Der Hund sei schon mehrfach aufgefallen, bestätigt der Ordnungsamtsleiter Lukas Lang. Besorgte Anwohner hätten auch Bildmaterial geschickt, manchen sei unwohl. „Wir haben eine Polizeiverordnung, und da steht, dass Hunde unter Aufsicht zu stehen haben“, sagt er. Warum das so ist, konnte man bereits im April im Gemeindeblatt lesen.

„Zwar existieren keine Hinweise, die auf ein besonders aggressives Verhalten des Hundes hindeuten, allerdings ist nicht auszuschließen, dass es – auch durch entsprechendes menschliches Fehlverhalten – zu bedrohlichen Situationen für Mensch und Tier kommen kann“, auch Unfälle könnten passieren. Jeder Hundebesitzer sei dafür verantwortlich, dass sein Tier ein Grundstück nicht verlasse. Andernfalls könne er für entstandene Schäden haftbar gemacht werden.

Birgit Herderich wohnt in der Nachbarschaft und sagt: „Der Hund stromert da seit vielen Jahren.“ Das Haustier verlasse das nicht eingezäunte Grundstück regelmäßig. In der Konsequenz seien Spaziergänger auf dem nahen Feld mit ihm konfrontiert. „Der Hund kam mir beim Joggen schon im gestreckten Galopp entgegen. Ich bin sehr erschrocken“, erzählt sie.

Im Juli habe der Hund vor ihrem Haus gestanden, sagt sie und zeigt ein Foto. Die Tochter fürchte sich. Zwar verhalte der Hund sich friedlich und belle nicht, aber „da kann alles passieren, das geht einfach nicht“, findet Birgit Herderich. Sie fügt hinzu: „Auch zum Schutz des Tieres.“ Sie spricht von einem Dauerthema.

Eine weitere Frau aus dem Viertel bestätigt das. Sie spricht sogar von zwei Hunden, die sie schon frei angetroffen habe. Wohin der zweite, wuschelige Hund gehört, ist laut dem Ordnungsamtsleiter allerdings unklar. „Die laufen auch nachts rum“, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sie habe eines der beiden Tiere einmal in der Dunkelheit beinahe angefahren.

Halterin des Hundes gibt sich zugeknöpft

Die Halterin des Hundes mit dem Stummelschwanz gibt sich am Telefon zugeknöpft. Ein öffentliches Interesse an der Art und Weise, wie sie ihr Haustier hält, kann sie nicht erkennen. Wenn ein Hund frei laufe, sei das Sache des Ordnungsamtes, findet sie, und mit dem sei sie im Kontakt. Gleichwohl betont sie, dass ihr Hund nicht ohne Aufsicht sei. Auch ecke sie in der Nachbarschaft nicht an. Im Ordnungsamt wird die Sache nun eingehend geprüft. Lukas Lang: „Es geht im Kern darum, ob es sich hier um einen frei laufenden Hund handelt.“