So soll das Kinderhaus Steinenbronn einmal aussehen. Das Fachwerkhaus wird saniert und das linke Gebäude angebaut. Foto:  

Bürgermeister Johann Singer ist von der innovativen Planung des neuen Kinderhauses in Steinenbronn ganz begeistert. Von einigen Gemeinderäten kommt in der jüngsten Sitzung des Gremiums jedoch Kritik – nicht nur wegen der gestiegenen Kosten.

Steinenbronn - Bürgermeister Johann Singer ist begeistert vom Projekt des Kinderhauses, das in der Steinenbronner Ortsmitte entstehen soll. „Das wird etwas ganz Neues. Das ist innovativ und revolutionär“, sagte Singer in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstagabend. In das Gebäude sollen eine Kinderkrippe mit zehn Plätzen und eine Kindergartengruppe mit 19 Kindern einziehen. Dafür soll das Fachwerkhaus Seestraße 8 saniert und dann noch ein Anbau errichtet werden. Es wurde auch klar, dass die Kosten im Vergleich zur ersten Schätzung stark gestiegen sind. Am Dienstag war die Rede von 1,1 Millionen Euro.

Zum Vergleich: Im März 2017 sprach Singer noch von 700 000 Euro. Beim Grundsatzbeschluss im Mai 2017 gab der Kämmerer Hans-Dieter Bär Kosten von fast 900 000 Euro bekannt. Die Gemeinde bekommt von den auf 1,1 Millionen Euro gestiegenen Kosten Zuschüsse in Höhe von 28 Prozent. „Die Förderung ist gut und nicht alltäglich“, sagte Singer. Es gebe den Kitaplatzbedarf, und die Gemeinde habe das Gebäude gekauft, um es zu erhalten. Steinenbronn muss etwa 800 000 Euro zahlen.

Der geplante Aufzug steht in der Kritik

Von den Räten stimmten zwölf dafür, dass sie die gestiegenen Kosten zur Kenntnis nehmen und die weitere Planung sowie das Baugesuch in Auftrag geben. Drei waren dagegen. Zu denen gehörte auch Dieter Menzel (SPD). Er stellte klar, dass er nicht gegen das Kinderhaus sei, sondern gegen den Beschluss der Baubehörde, dass ein Fahrstuhl eingebaut werden muss. „Ich stimme mit Nein, weil mich der Aufzug saumäßig stört.“ Denn das bedeute, dass behinderte Kinder so in den ersten Stock fahren, aber eben im Brandfall nicht mehr runter könnten. Der Architekt Friedrich Ruoff sagte, dass er sich lange bemüht habe, dass kein Aufzug eingebaut werden muss. „Das Baurechtsamt hat das aber abgelehnt. Das Kinderhaus muss barrierefrei sein.“

Wie das Kinderhaus aussehen könnte, zeigte der Architekt Friedrich Ruoff den Gemeinderäten anhand einer Visualisierung. Der Neubau bekommt eine moderne Glasfront und bildet ein Gegengewicht zum bereits bestehenden Fachwerkhaus.

Vorschlag, die Kita in das Wohngebiet Gubser zu verlegen

Otto Elsäßer, der zweite Stellvertreter des Bürgermeisters (Freie Wähler), kritisierte den Standort und die hohen Kosten. „Der Gebäudeerhalt steht für mich außer Frage, aber die Nutzung passt nicht.“ Aus seiner Sicht sei die Schönaicher Straße hinter dem Garten viel befahren und es gebe hohe Abgaswerte. Kurzum: „Der Standort ist nur bedingt geeignet.“ Außerdem wundere er sich über die Kosten: „Ich habe mit Frau Bechtold vom Verein Abenteuerland gesprochen. Sie sagte mir, dass der von ihnen geplante Neubau für zwei Gruppen nur 650 000 Euro gekostet hätte. Da stimmt doch was nicht“, vermutete Elsäßer und fragte: „Wie kommen Sie denn auf eine so horrende Zahl?“ Er schlug vor, die Kita im geplanten Wohngebiet Gubser II zu bauen.

Singer stellte klar, dass die Krippen- und Kitaplätze an der Seestraße dringend benötigt würden. Der Hauptamtsleiter Wolfgang Bohn ist dem Lärmproblem nachgegangen: „Die Leiterin der Krippe im Ort hat keine Bedenken.“ Außerdem habe sich der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) die Situation vor Ort angesehen: „Die Verkehrssituation ist von der Zahl und der Geschwindigkeit weit weg von den Verhältnissen in einer Stadt.“

Ruoff nahm zu den Kosten Stellung und verglich die Summe für die Sanierung und den Anbau mit der eines Neubaus und kam auf die kaum höhere Summe von 1,12 Millionen Euro. Außerdem kalkuliere man pro Kind beim Neubau 20 000 Euro und in Steinenbronn nun knapp 28 000 Euro.

Wolfgang Miller (CDU) hielt die Kombination von Denkmalschutz und dem Kinderhaus für eine gute Sache. „Wenn wir jetzt ein Kinderhaus an einer anderen Stelle planen, dauert es etwa fünf Jahre, bis es fertig ist. Das löst unser Problem mit Kindergartenplätzen 2020 nicht.“