Jochem Heim, Claudia Böhle-Rettich, Andreas Miegl, Eckart Schultz-Berg, Martina Ordenewitz und Til Bauer (von links) freuen sich über die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts. Foto: Rebecca Stahlberg

Ein Teil des Großprojekts ist geschafft: Die Steigkirchengemeinde in Bad Cannstatt hat den ersten Bauabschnitt beim Kirchenzentrum auf der Steig abgeschlossen. Im Frühjahr 2017 soll es weitergehen mit der zweiten Bauphase.

Bad Cannstatt - Ein kleiner Wermutstropfen ist dabei: „Es war zu großzügig, was wir damals geplant haben“, sagt Dekan Eckart Schultz-Berg. „Die Standorte waren zu viel für die Größe unserer Gemeinde, wie sie jetzt ist. Wir müssen zurückrudern.“ Aus diesem Grund hat sich die evangelische Steigkirchengemeinde entschlossen, ihr Gemeindehaus an der Altenburger Steige aufzugeben und das Zentrum auf der Steig zu ertüchtigen – dort ist nun der erste Bauabschnitt beendet. Die Gemeinde hat dies mit einem großen Fest gefeiert, zugleich mit dem 50-Jahr-Jubiläum des Zentrums.

Claudia Böhle-Rettich wirft Geld in die Spendenkasse. Foto: Rebecca Stahlberg

„Wir haben viel Geld in die Hand genommen, um das Kirchenzentrum zukunftsträchtig zu machen“, sagt Schultz-Berg. Sicher sei es ein schmerzlicher Schritt gewesen, das Gemeindehaus an der Altenburger Steige zu schließen. Das wolle man nicht verschweigen. Aber man habe das Ziel, den Menschen zugewandt zu sein und „weniger Geld für Steine zu verwenden“, macht der Dekan deutlich. Die Kosten für das gesamte Bauprojekt betragen 2,3 Millionen Euro. Die Kirchengemeinde leistet einen Eigenbeitrag in Höhe von 70 000 Euro. Dafür werden Spenden gesammelt; aktuell zeigt das Spendenbarometer 39 000 Euro an. Es gibt die Möglichkeit, Steig-Stein-Pate zu werden. Zur Auswahl stehen die Kirchwand, die Turmwand oder die Gemeindehauswand. Sogenannte „Extra-Steine“ gibt es auch; man kann gezielt für den neuen Herd der Gemeindeküche spenden oder für Stühle beispielsweise. Wer möchte, kann seinen Namen auf einer Patenschaftstafel verewigen lassen.

Das Jugendhaus wird zum neuen Gemeindehaus

Im ersten Bauabschnitt sind die beiden Pfarrhäuser saniert sowie das ehemalige Jugendhaus zum neuen Steig-Gemeindehaus und der ehemalige Kindergarten zur Ökumenischen Begegnungsstätte, dem Matthias-Claudius-Haus, umgebaut worden. „Es ist sehr gelungen und licht“, sagt der Pfarrer Til Bauer, der vor zwei Monaten das umgestaltete Pfarrhaus bezogen hat. „Ich fühle mich sehr wohl hier.“ Verantwortlicher Architekt für das Bauprojekt ist Andreas Miegl vom Büro Miegl und Guckenberger. „Die Herausforderung war es, die Funktionen, die durch die Aufgabe des Gemeindehauses an der Altenburger Steige wegfallen, im Zentrum auf der Steig zu integrieren“, erklärt er.

Anfang des Jahres 2015 habe man zunächst die Bäume und Sträucher auf dem Areal zurückgeschnitten, das zuvor sehr zugewachsen gewesen sei. „Wir wollten die klare, puristische Charakteristik wieder spürbar machen. Denn die war weg“, erklärt Miegl. Im Juli habe man dann mit den Bauarbeiten an den Gebäuden begonnen. Die beiden Pfarrhäuser sind saniert und modernisiert worden, genauso das neue Gemeindehaus und die Begegnungsstätte. Im Gemeindehaus gibt es einen größeren Saal und verschiedene kleinere Gruppenräume, außerdem eine Werkstatt und das Archiv. Unter anderem soll es auch einen „Steigtreff“ mit einer Bar geben – dort war früher der Partyraum des Jugendhauses untergebracht.

Den Kirchturm als Kletterturm nutzen?

Im zweiten Bauabschnitt werden die Kirche und der Turm saniert sowie die Freianlage hergerichtet. „Wir werden die Betonfassade wieder erstrahlen lassen“, sagt Miegl. Damit soll voraussichtlich im Frühjahr 2017 begonnen werden; mit der Fertigstellung rechne man Ende 2017 beziehungsweise Anfang 2018. Eine ungewöhnliche Vision hegt Schultz-Berg, was mit dem Kirchturm außerdem geschehen soll: „Ich würde mir wünschen, dass wir daraus einen Kletterturm machen“, sagt er. Freilich sei dies aber nur eine Idee von ihm, betont er. Bislang sei nichts beschlossen. „Aber wäre es nicht wunderbar, den Turm für so etwas zu nutzen?“

Mit den ersten Überlegungen des „Zurückruderns“ ist im Jahr 2011 begonnen worden; 2014 fiel die finale Entscheidung. „Als wir die Gemeinde über die Planungen informiert haben, hat es natürlich einen Sturm im Wasserglas gegeben“, sagt die Kirchengemeinderatsvorsitzende Claudia Böhle-Rettich. Inzwischen sei man aber auf breite Zustimmung gestoßen. „Was wir jetzt brauchen, ist Geduld. Es entwickelt sich Stück für Stück, es muss alles langsam wachsen hier auf der Steig“, sagt sie.