Ein Gaskraftwerk von RWE in Nordrhein-Westfalen (rechts). Die Preise für die Stromerzeugung aus Gas sind massiv gestiegen. Foto: imago/Jochen TackJ

Neben Gas wird auch Strom immer teurer – und ein Ende ist nicht in Sicht. Doch was steckt dahinter? Und was sollte man bei einem Anbieterwechsel beachten?

Immer mehr Stromversorger erhöhen derzeit ihre Preise, Millionen Kunden sind bereits betroffen. Bei den anderen ist nicht die Frage, ob die Erhöhung kommt, sondern nur wann. Aber warum steigen die Strompreise derzeit so stark?

Warum steigt der Strompreis?

Für den steigenden Strompreis spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Unter anderem sind die Nachfrage und der Einkaufspreis gestiegen, außerdem hat sich die Produktion verteuert. Beispiel Nachfrage: Nach der Coronakrise ist die Industrieproduktion und damit der Strombedarf wieder auf hohem Niveau. Durch das Homeoffice ist auch der Strombedarf in den Privathaushalten im Schnitt gewachsen. Eine höhere Nachfrage bei gleichem Angebot führt zu höheren Preisen.

Warum sind die Preise an der Strombörse so hoch?

Die Preise für Strom aus Windkraft- und Solarenergie, Atomkraftwerken, Biomasse-, Kohle- und Gaskraftwerken differieren. Vor allem der Strom aus Gaskraftwerken hat sich infolge des Ukraine-Kriegs stark verteuert. Das prägt wiederum die Preise an der Strombörse, weil sich diese immer nach der teuersten Art der Stromproduktion richtet – in diesem Fall also nach Strom aus Gaskraftwerken.

Welche Faktoren spielen noch eine Rolle?

Eine große Rolle spielt auch die Psychologie. Die Beschaffungspreise an der Strombörse werden derzeit nicht nur durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Da die Entwicklungen im Ukraine-Krieg und damit unter anderem auch die Gaslieferungen nicht planbar sind, beeinflussen auch Angst und Profitstreben die Preise.

Welche Rolle spielt Frankreich?

Aktuell ist der Markt nervös, weil Frankreichs Atomkraftwerksflotte nach wie vor nicht vollständig einsatzbereit ist. Von den 56 französischen Meilern sind noch knapp die Hälfte für Wartungen und Reparaturen außer Betrieb und das länger, als noch vor kurzem prognostiziert. Zum einen haben Streiks die Instandsetzung verzögert, zum anderen hatte der Atomkonzern EDF Anfang November mitgeteilt, dass vier Kraftwerke zur Kontrolle und Reparatur von Korrosionsproblemen länger vom Netz bleiben als vorgesehen. Da in Frankreich viele Haushalte mit Strom heizen, ist die Nachfrage im Winter aber besonders hoch, weswegen der Importbedarf von Strom – vor allem aus Deutschland – groß ist. Frankreich liefert im Gegenzug mehr Erdgas nach Deutschland.

Worauf sollte man bei einem Anbieterwechsel achten?

Wer seinen Stromlieferanten wechselt, kann Geld sparen. Die Energieberater der Verbraucherzentralen und die Bundesnetzagentur raten hier allerdings zu Um- und Vorsicht: Die Kündigungsfrist sollte möglichst nicht mehr als einen Monat betragen. Angebote mit Vorkasse oder Kaution sollte man meiden, da bei einer Insolvenz des Stromlieferanten die Kundinnen und Kunden das bereits gezahlte Geld verlieren könnten. Besser sind monatliche Abschlagszahlungen. Bei Bonuszahlungen sollte man beachten, dass sie nur einmalig erfolgen und damit die Kosten der Folgejahre verfälschen.