Das West-Nil-Virus wird von Stechmücken übertragen. Foto: dpa/Patrick Pleul

Die Klimaveränderung macht es möglich: Das West-Nil-Virus wird Dauergast in Südosteuropa. Gibt es auch Fälle in Deutschland?

Belgrad - Ob aus der Luft, zu Wasser oder in flussnahen Wohnvierteln von Belgrad: Vermehrt werden derzeit in Serbiens Hauptstadt Insektizide gegen lästige Blutsauger versprüht. Es gebe für die Bürger „keinen Grund zur Beunruhigung“, versichert der Biologie-Professor Zeljko Tomanovic nach dem Auftauchen der ersten mit dem West-Nil-Virus infizierten Stechmücken in diesem Sommer.

Die Klimaveränderung macht es möglich: Das 1937 erstmals in Uganda festgestellte Virus ist auf dem Balkan zum sommerlichen Dauergast geworden. Zwar verläuft in 80 Prozent der Fälle eine Infektion symptomlos. Doch ganz ungefährlich ist das durch Stechmücken von Vögeln auf Menschen übertragene Virus keineswegs: Von 2012 bis 2020 sind allein in Serbien 98 Menschen an den Folgen des West-Nil-Fiebers gestorben.

Übelkeit und Gliederschmerzen

Gliederschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühle, Kopfweh und geschwollene Lymphknoten sind die grippeähnlichen Symptome des West-Nil-Fiebers, die oft mit Hautausschlägen auf der Brust einhergehen. Nur in jedem 150. Fall treten bei Menschen mit Vorerkrankungen schwerere Komplikationen wie beispielsweise Hirnhaut-, Leber- oder Herzentzündungen auf.

Vor allem im Hochsommer von Mitte Juli bis Ende August breitet sich das Virus aus. In der EU wurden 2020 insgesamt 316 Fälle von West-Nil-Infektionen bei Menschen registriert – am häufigsten in Griechenland, Spanien und Italien. Doch auch in Deutschland, Niederlanden oder Österreich traten in den vergangenen Jahren bereits vereinzelte Fälle von West-Nil-Infektionen auf.

Vormarsch aufgrund heißer Sommer

Wie in den USA, in das die ersten infizierten Mückenlarven 1999 gelangten, scheint der Vormarsch des Virus angesichts stets heißerer Sommer auch in Südosteuropa kaum aufzuhalten. Impfungen gibt es nicht. Stattdessen empfehlen Epidemiologen den Einsatz von Mückenschutzmitteln und das regelmäßige Entleeren von mit Wasser gefüllten Regentonnen und Blumentopf-Untersetzern.

Kaum umsetzbar ist auf dem von Hitzewellen geplagten Balkan hingegen ihre Empfehlung, nach Einbruch der Dunkelheit lieber zuhause zu bleiben: Sobald die Hitze des Tages nachlässt, streben die Bewohner der Balkan-Metropolen aus ihren aufgeheizten, oft beengten Behausungen erleichtert nach draußen.