Die Original-Crew des Raumschiff Enterprise auf der Brücke (Aufnahme von 1967, v. li. n. re.): George Takei (Lieutenant Hikaru Sulu), Leonard Nimoy (Lieutenant Commander Spock vom Planeten Vulkan), Michelle Nichols (Kommunikationsoffizier Lieutenant Uhura), William Shatner (Captain James Tiberius Kirk), Majel Barrett (Krankenschwester Christine Chapel), Walter Koenig (Sicherheitsoffizier Ensign Pavel Chekov), DeForest Kelley (Chefarzt Dr. Leonard Horatio „Pille“ McCoy, James Doohan (Chef-Ingenieur Montgomery „Scotty“ Scott). , genannt „Scotty“. (Aufnahme von 1967). Foto:dpa Foto:  

Wiegt das Wohl vieler schwerer als das Wohl eines einzelnen? Ist Logik der Anfang aller Weisheit? Brandaktuelle philosophische Fragen, die in „Star Trek“ aufgeworfen werden. Grund genug für den Philosophen Klaus Vieweg ein Buch über „Die Philosophie in Star Trek“ zu schreiben.

Stuttgart/Jena - „Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Mit diesen Worten beginnt jede Folge der legendären Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ (englisch: „Star Trek“).

50 Jahre „Star Trek“

„Star Trek“ (auf Deutsch „Sternenreise“, „Sternentreck“, „Reise durchs All“) ist das langlebigste Science-Fiction-Franchise-Produkt aller Zeiten. Seit 50 Jahren begeistert das von Regisseur Gene Roddenberry erdachte „Star-Trek“-Universum Fans in aller Welt. Von 1966 bis 1969 wurde in den USA das Original „Raumschiff Enterprise“ unter dem Titel „Star Trek“ erstmals ausgestrahlt. Insgesamt wurden bisher 703 TV-Episoden, 13 Kinofilme und mehr als 1000 Comics produziert. Im Kino läuft gerade der neueste Kinostreifen „Star Trek Beyond“. 2017 kommt die nächste Serienauflage „Star Trek Discovery“ auf die Bildschirme.

Die Tatsache, dass in „Star Trek“ mehr steckt als Popkultur, Action und Technik-Geplauder hat den Philosophen Klaus Vieweg zu seinem Buch über „Die Philosophie in Star Trek“ inspiriert. Vieweg lehrt als Professor an der Universität Jena und ist ein renommierter Experte für die Philosophie des deutschen Idealismus des 19. Jahrhunderts, insbesondere für Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Das Buch hat seine Tochter Olivia Vieweg (28), einer bekannte Comiczeichnerin und Cartoonistin illustriert.

Klaus Vieweg, Olivia Vieweg, Die Philosophie in Star Trek, Cross Cult Verlag, Ludwigsburg 2016, 300 Seiten, 16 Euro.

„Die Logik ist der Anfang aller Weisheit“

Klaus Vieweg. Foto: Verlag
Herr Vieweg, wie kommt man als seriöser Philosophieprofessor und Spezialist für die Philosophie des Deutschen Idealismus auf die Idee, ein Buch über die Science-Fiction Serie „Star Trek“ zu schreiben?
Ich habe in den 1990er Jahren zusammen mit meiner Tochter Olivia die Originalepisoden angeschaut und die philosophische Dimension gesehen. Daher rührt mein Interesse an „Star Trek“.
Das ist schon 20 Jahre her.
Das stimmt. Später ist die Idee entstanden gemeinsam mit meiner Tochter ein Buch zu schreiben. Da schien uns 50 Jahre „Star Trek“ ein geeigneter Anlass.
1965 sollte die Originalserie ursprünglich starten, wurde aber um ein Jahr nach hinten verschoben. Die Ur-Serie lief dann von 1966 bis 1969. Den Verantwortlichen beim TV-Sender waren die ersten Folgen zu vergeistigt, zu intellektuell, zu abgehoben. Das passt doch zu Ihrem Lieblingsthema: Die Philosophie von Georg Wilhelm Friedrich Hegel?
Man störte sich daran, dass zu viel Philosophie in der Serie steckte. Das stimmte auch. Die Absicht von Regisseur Gene Roddenberry war es, philosophische Ideen auf populäre Art und Weise darzustellen. Und zwar durch das Medium einer Science-Fiction-Serie. Das ist ein erheblicher Anspruch, den umzusetzen nicht ganz einfach ist.
Der „Star-Trek“-Kult setzte erst Mitte der 1970er Jahre ein.
Da haben sich Fan-Clubs gebildet, die sich für die Fortsetzung der Serie einsetzten. Es war nicht ganz leicht, eine solche Serie im harten Fernsehgeschäft zu etablieren.
Finden Sie nur Hegels Philosophie wieder oder ist „Star Trek“ eine Art Kompendium des Denkens und seiner Geschichte?
Es werden verschiedene philosophische Themen und philosophiegeschichtliche Abschnitte angesprochen – von Platon bis Kant, und vor allem Hegel. Spocks Spruch, dass die Logik der Anfang aller Weisheit ist, kann man auch Hegel in den Mund legen.

„Ein enormer Anspruch, dass die Logik Anfang und Fundament der Philosophie ist“

Aber auch anderen Denkern wie Immanuel Kant oder Rene Descartes.
Ja. Aber wie Hegel die Wissenschaft der Logik durchgeführt hat als Anfang des philosophischen Denkens, das hat man in dieser Weise bei Descartes und Kant nicht. Es ist ein enormer Anspruch, dass die Logik der Anfang und das Fundament der Philosophie ist.
Beziehen Sie sich in Ihrem jetzt erschienen Buch „Die Philosophie in Star Trek“ nur auf die Originalserie?
Auf die Serie und die ersten sechs Kinofilme, die sich an das Original anschließen.
Dann kennen Sie den dritten Kinofilm „Auf der Suche nach Mr. Spock“ von 1984. Die Stammcrew des Raumschiffs Enterprise reist mit Mr. Spock nach Vulkan, seinem Heimatplaneten. Dort ist Logik untertrennbar verbunden mit Mystizismus. Wie geht das zusammen?
Das scheint so. Aber die Rationalität ist für Mr. Spock das höchste Gut udn das höchste Vermögen. Spock muss sein Tun immer logisch begründen. Hinter den rituellen Akten verbirgt sich logisches Denken und Rationalität.
Die wenigsten sind Hegel-Experten . . .
.  . . als Stuttgarter hat man aber eine natürliche Verbindung zu Hegel. Schließlich wurde er 1770 in Stuttgart geboren und besuchte seit 1776 Hegel das Gymnasium Illustre. 1788 nahm er in Tübingen an der Universität das Studium der Evangelischen Theologie auf . . .

„Hegel hat Humor besessen“

. . . „Star-Trek“-Fans gibt es sehr viel mehr. Auch wegen des originellen Humors der Hauptdarsteller. Das kann man vom Hegelschen Gedankengebäude nicht gerade behaupten, das wie ein schwerfälliger geistiger Supertanker daherkommt. War Hegel witzig?
Zumindest soll Hegel selbst witzig gewesen sein. Das will ich belegen mit Hilfe einer neuen Hegel-Biografie, an der ich schreibe und die 2019 erscheinen soll. Hegel hat selbst Humor besessen. In seiner philosophischen Ästhetik ist der Humor und das Komische die höchste Form moderner Kunst und nicht das Tragische. Das hängt damit zusammen, dass der Humor, die Komödie eine Art von skeptischem Weltverhältnis ist. Wenn ich etwas auslache, dann distanziere ich mich. So sieht Hegel im Humor die skeptische Seite der Kunst.
Skepsis und Humor spielen auch in „Star Trek“ eine zentrale Rolle.
In der Tat ist die Mischung von beiden in der Originalserie sehr gut gelungen.