Udo Walz betreibt neun Friseursalons an verschiedenen Orten, unter anderem auf Mallorca, sein Stammsalon ist in Berlin. Foto: dpa

Er ist mit Gwyneth Paltrow befreundet, hat Angela Merkel und Mick Jagger die Haare geschnitten und denkt auch mit 75 noch lange nicht ans Aufhören. Warum der Star-Friseur Udo Walz das Remstal liebt und rote Teppiche meidet, erzählt er im Interview.

Stuttgart - Worüber spricht man mit Udo Walz, dem Berliner Promi-Friseur, der am Sonntag 75 Jahre alt wird und laut eigener Aussage zur Zeit fünf, sechs Interviews am Tag gibt? Wir haben uns für ein Entweder-Oder-Interview entschieden und den gebürtigen Waiblinger in seinem Salon erreicht. Im Beisein der Kunden und Angestellten stellte er sich gut aufgelegt und spontan den Fragen.

„Grüß Gott, soll ich mit Ihnen Schwäbisch schwätzen?“

Das können wir gerne machen! Ich wollte mit Ihnen ein Entweder-Oder-Interview führen oder finden Sie das blöd?

Was willsch denn von mir!? Ich finde nix blöd, Hauptsache, ich bin in der Zeitung. Ich mache jeden Tag fünf, sechs Interviews. Ich kann das, fang an, Schätzle! (lacht). Und wenn du nicht schön schreibst, schicke ich die russische Mafia (lacht wieder).

Dauerwelle oder rasierte Damenköpfe?

Das Wort Dauerwelle ist bei mir schon verboten, das machen wir grundsätzlich nicht. Rasierte Köpfe gehen nur, wenn die Frauen oder Männer eine schöne Kopfform haben. Das wird manchmal gewünscht. Ansonsten laufen bei mir die Hochsteckfrisuren und der Bob, speziell der Long Bob, gut. Hochsteckfrisuren sind meine Spezialität.

Lieschen Müller oder Angela Merkel?

Mir ist das wurscht, das Geld ist überall gleich, wir machen keine Unterschiede. Lieschen Müller wird bei uns so bedient als sei sie ein Star. Bei mir ist niemand eitel, nur die C-Prominenz, die sind teilweise unmöglich. Die machen ein Theater um nichts. Die kommen aber nicht zu mir, das möchte ich nicht. Für die ist mein Salon immer ausgebucht.

Hollywood oder Prenzlauer Berg?

Hollywood. Ich mag die Stars. Ich bin eng mit den Schauspielerinnen Gwyneth Paltrow und Julianne Moore befreundet – jetzt hat gerade ein Kunde rein gerufen, ich solle nicht so angeben (lacht). Jodie Foster sagte neulich zu mir, als sie mir die Tür aufgehalten hat: ‚Mein Gott Udo, bist du dick geworden!’ Und Sophia Loren hat einmal gesagt: ‚Wenn ich in Deutschland bin, lasse ich nur Udo Walz an meine Haare’. Aber da bin ich nicht aufgeregt. Claudia Schiffer, Naomi Campbell, denen habe ich allen die Haare gemacht, alles ganz normale Leute. Allerdings meide ich inzwischen rote Teppiche und große Veranstaltungen. Ich war bei der letzten Oscar-Verleihung, aber da gehe ich nicht mehr hin, das dauert ja acht Stunden.

Hildegard Knef oder Romy Schneider?

Beide! Romy Schneider war eine gute Bekannte von mir, mit Hildegard Knef war ich befreundet. Knef war eine toughe, lustige Frau. Mit Romy war ich einmal essen und ich fragte: ‚Romy, was sagen die Leute?’ Und sie antwortete: ‚Welche Leute?’ Diese Haltung habe ich übernommen.

Berlin oder Waiblingen?

Ich bin ein Berliner geworden. Aber, komischerweise, je älter ich werde, umso mehr zieht es mich wieder nach Süddeutschland, Stuttgart oder Waiblingen. Früher bin ich mit meinen Eltern sonntags spazieren gegangen und dann gab es Mittagessen: Spätzle, Gurkensalat und Rostbrätle. Daran denke ich immer. Und an die schönen Restaurants im Remstal. Ich liebe ja Maggi, das stand dort auf den Tischen. Jetzt habe ich Lust, Kartoffelsalat zu essen! Als ich schon in Berlin gewohnt habe, bin ich sonntagmorgens oft zu meiner Mutter zum Mittagessen geflogen, hab Rostbraten, Kartoffelsalat und Spätzle gegessen und bin wieder zurück geflogen.

Cannstatter Wasen oder Oktoberfest?

Cannstatter Wasen. Einmal haben dort 3000 Leute „Udo“ gerufen und ich musste auf die Bühne, im Wilhelmer’s-Schwabenwelt-Zelt war das. Aufs Oktoberfest gehe ich nie.

Schlager oder Popmusik?

Schlager. Bei mir im Salon läuft Cindy, vom ehemaligen Duo Cindy & Bert, Caterina Valente. Manchen geht das auf die Nerven, deshalb spielen wir auch Pop, Amy Winehouse oder so.

Beatles oder Stones?

Beatles. Auf einem Konzert war ich zwar nie, aber die Platten habe ich mir gekauft. Die Stones habe ich früher einmal live gesehen. Später habe ich Mick Jagger in Berlin die Haare geschnitten bevor die Stones auf der Waldbühne aufgetreten sind. Er hat mich ins Hotel gerufen – einmal Spitzen schneiden.

Große Party oder kleiner Kreis?

Große Party! Das Motto bei meiner Geburtstagsparty am Wannsee heißt „Hurra, ich lebe noch“! (fängt an zu singen), angelehnt an den früheren Milva-Hit „Hurra, wir leben noch!“

Schaffen oder kürzertreten?

Schaffen! Wenn ich in der Kiste liege, habe ich noch genug Zeit, mich auszuruhen. Ich denke nicht an Ruhestand.

Analog oder digital?

Ich weiß nicht mal, wie man das anmacht, ich kann keine E-Mails schreiben, ich beschäftige mich nicht damit. Dafür habe ich meinen Lebenspartner im Büro.

Familie oder Freunde?

Freunde! Die Deutschen sagen ja oft, man hat nur zwei richtige Freunde. Ich würde sagen, Udo Walz hat 50 Freunde weltweit.

Ein normale Frage zum Schluss: was kostet bei Ihnen der Haarschnitt?

Waschen, Schneiden, Föhnen: 65 Euro

Werdegang und Karriere

Udo Walz wird als Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Lkw-Fahrers 1944 in Waiblingen geboren. Er macht eine Friseurlehre in Bad Cannstatt, seine Gesellenprüfung war die drittschlechteste von 600. Doch das hält ihn nicht davon ab, zum Stammfriseur der Schickeria zu werden. Er geht nach St. Moritz in die Schweiz, wo er sich mit seinen Hochsteckfrisuren einen Namen macht. 1963 zieht er nach Berlin und arbeitet im Salon Ina Sailer. 1968 eröffnet er seinen ersten eigenen Salon. In den Siebzigerjahren wird er zum Haus- und Hof-Coiffeur internationaler Mode- und Gesellschaftsmagazine wie „Vogue“, „Elle“ oder „Glamour“. Außerdem arbeitet er für die Designer Wolfgang Joop, Jil Sander und Jean-Paul Gaultier. Ende der Neunziger veröffentlicht er zwei Bücher. Seit 1994 lebt Udo Walz in einer Beziehung mit dem 26 Jahre jüngeren Carsten Thamm, seit 2008 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Die Designerin Barbara Becker und die ehemalige „Bunte“-Chefin Patricia Riekel sind seine Trauzeuginnen. Seit 2005 ist Walz Mitglied der CDU Steglitz-Zehlendorf – er ist ein Bewunderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel.