Stau ist auf der A 81 zwischen Zuffenhausen und Ludwigsburg die Regel. Von 2022 an können die Standstreifen als vierte Fahrspur genutzt werden. Foto: factum/Granville

Freude und Erleichterung bei Politikern und der Aktionsgemeinschaft über die Freigabe der Standstreifen der A 81 bei Ludwigsburg – doch sie fordern, gleich den nächsten Schritt zu machen.

Ludwigsburg - Reinhold Noz ist kein Mensch, der zu vorschneller Euphorie neigt. Der bodenständige Elektromeister aus dem Stadtteil Pflugfelden führt seit 41 Jahren einen Fachbetrieb, sitzt für die CDU im Gemeinderat und kämpft seit acht Jahren für den Ausbau der A 81 zwischen Pleidelsheim und Zuffenhausen. Bislang mit wenig Erfolg, trotz Demonstrationen und einer kaum noch überschaubaren Zahl an Briefen, Aufrufen und Mahnungen seiner „Aktionsgemeinschaft A 81“.

Es schien eine weitere endlose Geschichte um ein Straßenprojekt zu werden. Zuletzt stand das Jahr 2028 im Raum – also elf weitere Jahre Wartezeit, während täglich 170 000 Fahrzeuge diesen Teil der regionalen Autobahnpiste rund um Stuttgart frequentieren und oft im Stau stehen.

Der erlösende Anruf aus Stuttgart

Doch dann kam ein Anruf aus dem Verkehrsministerium. Kein geringerer als der Ministerialdirektor Uwe Lahl lud zum Gespräch, kaum hatte sich der Rauch des Bundestagswahlkampfes verzogen. „Wir waren positiv überrascht“, freut sich Reinhold Noz, ganz entgegen seinem zurückhaltenden Naturell fast euphorisch.

Und so reiste eine Delegation nach Stuttgart, der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec mit seinen Amtskollegen aus Möglingen und Asperg und der Vizelandrat Jürgen Vogt. Anstelle von weiteren Vertröstungen legte der Ministerialdirektor, also der höchste Beamte der Behörde nach dem Staatssekretär und dem Minister, einen Zeitplan auf den Tisch.

Bis Jahresende Freigabe aus dem Bundesverkehrsministeriums, 2020 die Planung, 2021 Baubeginn und bis 2022 soll alles fertig sein. „Das nehmen wir erfreut zur Kenntnis“, sagt Noz. Allerdings geht es dabei zunächst nur um die Freigabe des östlichen Standstreifens zwischen den Ausfahrten Ludwigsburg-Nord und Zuffenhausen, so wie es jetzt schon in der Gegenrichtung und auf der A 8 Richtung Flughafen der Fall ist. Damit könnte das Nadelöhr zwischen den Autobahn-Kreuzungen mit der B 27 und der B 10 entlastet werden, das oft die Ursache aller Staus ist. Allein die nun geplante Nutzung der Randstreifen kostet 25Millionen Euro, weil eine Feldwegbrücke zwischen Möglingen und Kornwestheim und die Auffahrt bei Ludwigsburg-Nord verbreitert werden müssen.

Entlastung für das Nadelöhr

Der Ludwigsburger OB Werner Spec ist zufrieden mit dieser Lösung. „Das ist sehr zu begrüßen und sorgt für Entlastung“, sagt er. Immer wieder muss sich der Rathauschef Klagen aus der Wirtschaft anhören, die Infrastruktur passe nicht zu dem wirtschaftlich prosperierenden Raum: Sobald es einen Stau oder nur ein Stockung gebe, führen alle Fahrzeuge durch die Stadt und die angrenzenden Kommunen.

Auch der Ludwigsburger CDU-Abgeordnete Steffen Bilger spricht von einem „sehr wichtigen Schritt“, in Berlin stehe dem Vorhaben „nichts mehr entgegen“. Jahrelang habe der Prozess gestockt. Vor allem im Regierungspräsidium lagen die Unterlagen lange, ein Vertreter der Behörde bat in dem Gespräch um Verständnis: Arbeitsüberlastung sei der Grund gewesen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Jürgen Walter sagt dazu: „Es war wichtig, dass wir noch einmal Druck gemacht haben.“

Lärmschutz ist nicht in Sicht

Noch offen ist allerdings die Frage des Lärmschutzes für die Anwohner. Im kommenden Jahr soll es aus dem Ministerium eine Aussage geben, ob so genannter „Flüsterasphalt“ auf dem stark belasteten Autobahnabschnitt eingebaut werden soll. Doch Schutzwände sind erst mal nicht in Sicht – diese kämen erst dann ins Spiel, wenn die Autobahn endgültig auf acht Spuren erweitert würde. Jürgen Walter fordert daher ein Tempolimit: „Wir müssen kurzfristig die Geschwindigkeit drosseln.“

Der Ludwigsburger Rathauschef Spec macht trotz aller Freude Druck für den vollständigen Ausbau der A 81 auf acht Spuren zwischen Pleidelsheim und Zuffenhausen: „Das muss parallel geplant werden.“ Der Zeitrahmen dafür ist allerdings weit gesteckt. Reinhold Noz ist in dem Punkt wiederum alles andere als euphorisch: „Das kommt frühestens in zehn bis 15 Jahren.“