Der Abschied eines Architekturbüros aus dem Hofkammer-Bau an der Martinstraße ermöglicht dem Sozialen Dienst der Stadt eine verbesserte Unterbringung. Foto: Sascha Schmierer

Aus beengten Verhältnissen in größere Räume: Mitte Oktober zieht der Soziale Dienst, eine städtische Beratungsstelle für in Not geratene Bürger aus dem historischen Rathaus in Bernhausen an die Martinstraße um.

Filderstadt - Platznot, großer Publikumsandrang und fehlende Rückzugsräume für ein ungestörtes Gespräch mit der oft schwierigen Klientel – um ihren vor allem in den Sommermonaten oft unerträglich überhitzten Arbeitsplatz im Dachgeschoss des historischen Rathauses an der Rosenstraße in Bernhausen waren die vier Mitarbeiter des Sozialen Dienstes in Filderstadt bisher wahrlich nicht zu beneiden.

Mitarbeiter mussten sich bisher Beratungszimmer teilen

Weil es im Obergeschoss des 1616 errichteten Fachwerkbaus am Platz fehlte, konnte von einer ruhigen und entspannten Arbeitsatmosphäre oft genug keine Rede sein. Im Gegenteil: Nicht selten war der Andrang beim Sozialen Dienst so groß, dass sich die Mitarbeiter die Beratungszimmer teilen mussten. In der Praxis sah das oft so aus, dass sich eine Sozialarbeiterin um eine nach einem handgreiflichen Ehestreit verängstigte Frau kümmerte während es nur ein paar Schritte weiter um die Hürden für Asylbewerber bei der Jobsuche ging.

Die Gespräche mit verzweifelt nach einem Dach über dem Kopf suchenden Familien wurden oft genug durchs klingelnde Telefon gestört, während die parallel im gleichen Raum arbeitende Sekretärin neue Termine mit betroffenen Bürgern bei der Schuldnerberatung vereinbaren musste. „Mit dem Anstieg des Beratungsbedarfs ist der Soziale Dienst auch räumlich an die Kapazitätsgrenze gestoßen“, äußerte Mitarbeiter Rudi Ott im Januar bei der Vor-stellung des Tätigkeitsberichts im Sozialausschuss des Gemeinderats die leise Hoffnung auf eine bessere Unterbringung.

Nur schmale Dachboden-Stiege führt zur Beratungsstelle

Neben den beengten Verhältnissen und der wenig zeitgemäßen Dämmung gab es unter der Dachschräge des historischen Rathauses nämlich noch einen weiteren Nachteil: Weil in der Rosenstraße nur eine schmale Stiege auf den Dachboden führte, hatten gehbehinderte oder gar auf einen Rollstuhl angewiesene Menschen keine Chance, die Beratungsstelle aus eigener Kraft zu erreichen – einen Aufzug hat der Fachwerkbau schließlich nicht zu bieten.

Um so größer ist die Freude bei den Mitarbeitern, dass die Platznot in absehbarer Zeit beendet ist – und sich das Raumangebot für den Sozialen Dienst mehr als verdoppelt. Mitte Oktober zieht die städtische Einrichtung von der Rosenstraße an die Martinstraße um – und hat statt drei Büros mit 46 Quadratmetern künftig fünf Räume mit 115 Quadratmetern zur Verfügung. In dem Verwaltungsgebäude, Dienstsitz des Ersten Bürgermeisters Andreas Koch, ist etwa das Amt für Familie, Schulen und Vereine, auch der Personalrat und die Gleichstellungsbeauftragte Susanne Omran haben hier ihre Büros. Den Weg frei gemacht für die zusätzliche Anmietung hat das Architekturbüro von Nina und Nils Marggraf. Die Planer zogen im Mai aus dem der Hofkammer des Hauses Württemberg gehörenden Gebäude in eine repräsentative Villa am Esslinger Stadtrand um.