Mira Vucetic (l.) und Anke Anders haben viele Jahre in pädagogischen Einrichtungen gearbeitet. Nun wollen sie eine Großpflegestelle in Stammheim eröffnen. Foto: Chris Lederer

Zwei Erzieherinnen wollen so bald wie möglich bei der Grand-Slam-Sportanlage Emerholz Kinder betreuen.

Stammheim - „Gestern haben wir die Genehmigung vom Baurechtsamt bekommen“, sagt Anke Anders erfreut. „Jetzt können wir durchstarten.“ Auch ihre Kollegin Mira Vucetic ist erleichtert, dass nach dem monatelangen Behördenmarathon endlich die Ziellinie in Sicht kommt – im September soll es losgehen. Dann sollen in dem Gebäude am Emerholz, einen Steinwurf von den Tennisplätzen entfernt, Kinder betreut werden. Im Dezember hatten sich die beiden Erzieherinnen zusammengetan, um eine Großpflegestelle in Stammheim einzurichten. In derartigen Einrichtungen können bis zu neun Kinder gleichzeitig betreut werden.

Pädagogische Erfahrung haben die beiden Frauen seit vielen Jahren. „Für die Großpflegestelle mussten wir noch eine Qualifizierungsmaßnahme für Tagesmütter nachweisen“, sagt Anders. Für Laien dauert sie 160 Stunden. Für Fachkräfte, wie die beiden es sind, wird sie auf 30 Stunden verkürzt. Nachdem die Eignungsprüfung bei der Caritas abgelegt wurde, reichten die beiden ihren Businessplan beim Jugendamt ein und beantragten die Pflegeerlaubnis. Alles kein Problem.

Auch geeignete Räume wurden gefunden. „Ein großer Dank gebührt Susanne Laufenberg, der stellvertretenden Bezirksvorsteherin. Sie hat Briefe an alle möglichen Menschen geschrieben und uns schließlich die ehemalige Wohnung auf dem Sportgelände vermittelt“, sagt Mira Vucetic. „Auch das Jugendamt hat uns bei unseren Anfragen gut begleitet – es war für uns ja quasi ein Sprung ins kalte Wasser.“

„Für uns war das ein großes Risiko“

Generell könne man Großpflegestellen auch in Wohnungen einrichten. „Dann müssen aber die Eigentümer und die anderen Mieter im Haus zustimmen.“ Das fiel im Falle des Gebäudes am Emerholz weg; dort gibt es keine Nachbarn. Eine größere Hürde stellten die Anforderungen des Baurechtsamtes dar: „Das Baurechtsamt musste einer Nutzungsänderung zustimmen, weil die Wohnung nicht länger als Wohnung genutzt wird, sondern ,sozialen Zwecken zugeführt‘ wird“, erklärt Anders. „Wir mussten einen Architekten beauftragen und auch einen Vermessungstechniker engagieren, weil ganz bestimmte Unterlagen und Pläne eingereicht werden mussten. Auch ein Rechtsanwalt war nötig.“

Außerdem gab es diverse Auflagen, mit denen die Frauen nicht gerechnet hatten. „In der Küche brauchen wir drei Waschbecken – das sind mehr als in der Kindertagesstätte, in der wir gearbeitet hatten.“ Die Ansprüche und der Umlauf der Unterlagen durch die Ämter hat einige Zeit beansprucht und zu unerwarteten Verzögerungen geführt. „Für uns war das ein großes Risiko, weil wir ja unsere ehemaligen Jobs kündigen mussten und nicht wussten, ob und wann wir mit der Arbeit hier anfangen können.“ Von den finanziellen Auswirkungen ganz zu schweigen. Die Vorleistungen bis es los gehen konnte, waren beträchtlich und lagen im fünfstelligen Bereich. Immerhin: „Unser Vermieter, Herr King, war sehr kulant und kam uns bei allem sehr entgegen.“ Seit drei Wochen sind die Handwerker nun in dem Gebäude zugange. „Es gibt noch einiges zu tun, aber es wird sehr schön. Wir haben große Räume und auch einen tollen Außenbereich, der noch gestaltet wird“, sagt Mira Vucetic. Die Spielmatten, Stühle, Tische, Bettchen und Matten für die Kuschelecke warten schon darauf, ausgepackt zu werden.

Im September soll es losgehen. Betreut werden Kinder bis drei Jahre. Öffnungszeiten sind montags bis donnerstags von 7 bis 16 Uhr und freitags bis 13 Uhr. „Wir freuen uns auf Anmeldungen“, sagt Anke Anders.