Das Luxushochhaus Cloud No 7 ragt mehr als 60 Meter in die Höhe. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Noble Apartments auf Zeit. Mit dieser Idee wollen die Verantwortlichen des Cloud No 7 Gäste nach Stuttgart locken. Sie sind von ihrem Konzept derart überzeugt, dass sie bereits die Fühler nach neuen Grundstücken und Gebäuden ausgestreckt haben.

Stuttgart - Mehr als sieben Millionen Euro für eine Wohnung. Mit derartigen Superlativen – wie ebendiesem Preis für die gesamte oberste Etage – ist das Luxushochhaus Cloud No 7 im Europaviertel bekannt geworden. Doch über einen entscheidenden Teil des Megaprojekts wurde bislang kaum gesprochen. Neben den teuren Eigentumswohnungen und dem Steigenberger Hotel besteht das Hochhaus maßgeblich aus sogenannten Apartments – möblierten Zimmern auf Zeit für gut betuchte Geschäftsleute, hohe Militärs oder Krankenhaustouristen aus dem arabischen Raum. Die Macher sind von dieser Idee derart überzeugt, dass sie inzwischen auf der Suche nach neuen Immobilien sind, um mit den Cloud-No-7-Apartments zu expandieren.

Tobias Fischer ist der Kopf hinter dem Hochhausprojekt. Von Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) wird der Vorstand der Schwäbischen Wohnungs AG und Geschäftsführer der Cloud-No-7-Projektgesellschaft öffentliche als „lieber Tobias“ bezeichnet. Nun hat sich Fischer Verstärkung auf Wolke sieben geholt – in Person von Philipp Deutsch. Dieser hat sich in der Stadt unter anderem als Geschäftsführender Gesellschafter der Disco Aer-Club an der Büchsenstraße einen Namen gemacht. Deutsch firmiert nun als CEO, also als Firmenchef, der Cloud-No-7-Apartments-GmbH und ist somit für die Zimmer auf Zeit im Luxushochhaus verantwortlich.

Ein Teil der Wohnungen dient allein der Geldanlage

„Wir wollen alles aus einer Hand anbieten“, sagt Deutsch, der als detailverliebt gilt. Möbel, Parfums, die Seife, die gesamte Einrichtung soll unter dem Markennamen Cloud No 7 eigens für die anspruchsvolle Klientel gefertigt werden. Während der untere Teil des Gebäudes als Hotel genutzt wird, entstehen in der oberen Hälfte 56 Wohnungen, darunter 20 klassische Eigentumswohnungen inklusive des Penthouse, das die gesamte oberste Etage einnimmt. Das bedeutet, der Käufer zieht in der Regel selbst ein. Die restlichen 36 Einheiten fallen unter das Label Zimmer auf Zeit und somit in die Zuständigkeit von Philipp Deutsch. Auch diese Wohnungen werden verkauft, sind aber für deren Eigentümer allein ein Anlageobjekt. Drei bis vier Prozent Rendite über zehn Jahre sollen die Käufer erhalten. Erwirtschaftet wird dieses Geld sowie der Gewinn, den Fischer und Deutsch mit ihrer Idee erzielen wollen, mit den regelmäßig wechselnden Mietern.

„Die Zimmer sind zwischen 30 und 130 Quadratmeter groß“, sagt Deutsch. Die anvisierte Mietdauer variiert zwischen sieben Tagen und sechs Monaten. „Wir haben damit Krankenhaustouristen, etwa aus dem arabischen Raum, hochrangige Militärs der US-Armee, Manager, Berater oder Geschäftsleute im Auge“, sagt Fischer. Auch Menschen auf der Suche nach einem repräsentativen Eigenheim in Stuttgart könnten die Wartezeit auf das richtige Häuschen auf der Halbhöhe im Luxushochhaus verbringen.

Die Preise beginnen, je nach Größe der Einheiten, bei 100 bis 200 Euro pro Tag. „Die Vergleichsgröße ist keine reguläre Mietwohnung, sondern eine Hotelsuite, die ein Vielfaches kosten würde“, sagt Deutsch. Trotzdem könne der Gast jeden Service des Steigenberger-Hotels im Haus nutzen. Auch könnten mehrere Zimmer auf Zeit bei Bedarf – etwa für einen Familienclan – zusammengelegt werden.

Neue Standorte können, müssen aber nicht in Stuttgart liegen

Während sich Immobilienexperten noch fragen, ob die Macher des Wohnturms solvente Mieter in ausreichender Zahl finden werden, um die ausgelobte Rendite tatsächlich auszahlen zu können, sind Fischer und Deutsch von ihrem Konzept derart überzeugt, dass sie möglichst rasch expandieren wollen. „Wir suchen Flächen und Grundstücke, um dieses Konzept zu duplizieren“, sagt Deutsch. Das könne in Stuttgart, in der Region oder an einer ganz anderen Stelle sein, so der Firmenchef weiter.

Während das Konzept der Apartments möglichst rasch ausgedehnt werden soll, wird sich die Eröffnung des Hochhauses selbst etwas verspäten. Ursprünglich sollte der Luxuswohnturm Ende des Jahres fertiggestellt werden, nun wird der 30. März 2017 als Eröffnungstag anvisiert. „Die Fassade ist wie ein Maßanzug“, erklärt Fischer die Verzögerung. Während die Zimmer auf Zeit komplett nach den Vorgaben von Philipp Deutsch eingerichtet werden, sind die Eigentumswohnungen in den obersten Etagen voll und ganz auf die Wünsche der anspruchsvollen Kundschaft zugeschnitten. Das gilt auch für die Größe der Fenster. „Wenn sich dann jemand beispielsweise eine längere Fensterfront wünscht, muss das gesamte Fassadenelement neu geplant und angefertigt werden“, so Fischer. Das habe zu der Verzögerung geführt. Zudem musste jüngst aus Lärmschutzgründen eine zweite Scheibenebene zur Wolframstraße hin in die Fassade eingezogen werden.