In dem von der Region und der Stadt getragenen Kompetenzzentrum Virtual Dimension Center in Fellbach wird die digitale Simulation erprobt und weiterentwickelt. Foto: Stoppel

Das Landratsamt will virtuell bauen, drei Kommunen setzen bei der Erfassung von Straßenschäden auf künstliche Intelligenz. Im Rems-Murr-Kreis werden zwei digitale Vorzeigeprojekte gefördert.

Waiblingen - Der Landrat Richard Sigel darf sein Konzept für die Kreisimmobilien vorantreiben, der Kreistag hat ihn dazu unlängst ermächtigt. Insgesamt rund 100 Millionen Euro sind veranschlagt, um bestehende Gebäude zu sanieren und neuen Platz für die Verwaltung zu schaffen. In einem ersten Schritt soll jetzt ein Architektenwettbewerb für die Bebauung des Parkdecks zwischen der Zulassungsstelle und der Polizei am Alten Postplatz ausgelobt werden. Bevor allerdings der erste Bagger anrollt, wird das Gebäude erst einmal komplett virtuell gebaut.

Mehr Planungssicherheit durch virtuelles Bauen

Möglich macht das ein Verfahren der digitalen Bauwerksdatenmodellierung. Die Building Information Modeling (BIM), wie die Methode neudeutsch heißt, könne nicht für die Planung und Ausführung des Projekts angewendet, sondern anschließend auch für die Bewirtschaftung der bestehenden Gebäude der Kreisverwaltung genutzt werden, lässt der Landrat verlauten. Er verspricht sich dadurch mehr Planungssicherheit und eine höhere Transparenz für die Entscheidungsträger, die den Bau absegnen müssen, aber auch eine bessere Kostenkontrolle. Sigel hatte in seiner damaligen Funktion als Finanzdezernent im Landkreis Böblingen auch den Anstoß gegeben, die Flugfeldklinik in Sindelfingen, die derzeit entsteht, auf ähnliche Weise digital zu planen. Er ist davon überzeugt, jetzt auch im Rems-Murr-Kreis den Umbau des Landratsamtes effizienter gestalten zu können. Unterstützung verspricht sich Sigel dabei auch von dem im Rems-Murr-Kreis beheimateten Fellbacher Virtual Dimension Center, laut Sigel ein „herausragendes Kompetenznetzwerk für Virtuelles Engineering“.

Die Jury des Wettbewerbs „Städte, Gemeinden, Landkreise 4.0 – Future Communities“ hält die virtuelle Bauplanung auf jeden Fall für unterstützenswert. Im Rahmen des vom Städte- und Gemeindetag initiierten und jetzt von der Landesregierung zum zweiten Mal ausgelobten Wettbewerbs für kommunale Digitalisierungsprojekte erhält der Kreis Fördergelder in Höhe von 23 800 Euro. Insgesamt sind laut dem Ministerium Zuschüsse von mehr als einer Million Euro verteilt worden. 45 Kommunen wurden bedacht, darunter im Rems-Murr-Kreis die Gemeinden Leutenbach, Oppenweiler und Rudersberg.

Smartphones identifizieren Schlaglöcher

Alle drei wollen künftig mit Hilfe von künstlicher Intelligenz den Zustand ihrer Straßen erfassen. Über Smartphones, die an den Windschutzscheiben städtischer Fahrzeuge – etwa aus dem Bauhof oder dem Ordnungsamt – befestigt werden, sollen Schlaglöcher & Co. identifiziert werden. Das Smartphone erfasst zum einen per Bewegungssensor Erschütterungen und macht über die Kamera gleichzeitig Bilder von den Straßen. Dank der eingebauten GPS-Empfänger könnten die schadhaften Stellen lokalisiert und Defizite erhoben werden, so die Hoffnung der künftigen Anwender. Die Instandhaltungsmaßnahmen sollen dadurch effizient und kostensparend geplant werden können. Personenbezogene Daten würden vor der Auswertung gelöscht.

Neben den drei Rems-Murr-Kommunen werden für dieses Projekt weitere 13 Städte und Gemeinden gefördert. Das Land verspricht sich von einem Einsatz mit großen Datenmengen eine schnelle Weiterentwicklung dieses Digitalisierungsansatzes im Bereich der künstlichen Intelligenz.