Rund um das Verwaltungsgebäude der Stadtwerke soll hochwertiger Wohnraum entstehen. Foto: Ines Rudel

Auch Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen sollen in der Weststadt berücksichtigt werden. Das fordert der Mieterbund. Ob er erhört wird?

Esslingen - Kurz vor Weihnachten haben die Esslinger Bürger ein eher ungewöhnliches Geschenk erhalten. Wie gemeldet, hat der Gemeinderat den Weg zum Umzug der Stadtwerke Esslingen (SWE) neben dem Schlachthofareal ins Industriegebiet Neue Neckarwiesen frei gemacht. Voraussichtlich rund fünf Millionen Euro lässt es sich die Stadt kosten, auf diese Weise die Neue Weststadt mit dem Hengstenbergareal zu verbinden und über das ehemalige Güterbahnhofsareal hinaus ein architektonisch geschlossenes neues Wohn-Ensemble schaffen zu können, in dem lediglich der Goldene Ochse auf dem Schlachthofareal als geschichtsträchtiges Restaurant sowie der Verwaltungsbau der Stadtwerke erhalten bleiben sollen.

Ziel müsse eine gute und stabile Sozialstruktur sein

Nun ist bekannt, dass in der Neuen Weststadt vor allem höherpreisige Wohnungen entstehen werden. Deshalb hat sich der Deutsche Mieterbund Esslingen-Göppingen in die Diskussion eingeschaltet. Dessen Vorsitzender Udo Casper begrüßt zunächst die Umzugsentscheidung, biete sie doch die Chance, „dass ein attraktives, innenstadtnahes Quartier entstehen kann“. Allerdings sei es wichtig, dass dort „ein bedarfsgerechtes und bezahlbares Wohnungsangebot geschaffen wird, das eine gute und stabile Sozialstruktur gewährleistet“.

Der Mieterbund hoffe deshalb, dass mit der von der Verwaltung angekündigten „hochwertigen städtebaulichen und architektonischen Qualität und der Schaffung von attraktivem Wohnungen“, so Casper, „nicht die Schaffung von hochpreisigen Wohnungen umschrieben werden sollte“. Vielmehr müssten die Verwaltung und der Gemeinderat darauf achten, dass auf dem SWE-Areal und am Schlachthof preiswerte Wohnungen für Haushalte mit durchschnittlichem oder geringem Haushaltseinkommen gebaut werden. Casper: „Wenn die Weststadt zu einem ,urban geprägten Stadtquartier’ werden soll, dann muss sie bunt sein und (Wohn-)Platz für alle sozialen Schichten bieten.“ Das Esslinger Wohnraumversorgungskonzept, zu dem sich alle für den Wohnungsbau Verantwortlichen in der Stadt bekannt hätten, müsse auch in der Neuen Weststadt nun „konsequent angewandt“ werden.

30 Prozent sollen Sozialmietwohnungen werden

Der Mieterbund fordert deshalb, dass mindestens 60 Prozent der Wohnungen, die auf dem SWE-Areal gebaut werden, bezahlbare Mietwohnungen sein müssen. Die Hälfte davon wiederum müssten Sozialmietwohnungen mit einer langfristigen Mietpreis- und Belegungsbindung sein. Der Deutsche Mieterbund Esslingen-Göppingen sieht bei dieser Aufgabe die Stadt in der Verantwortung. Sie müsse Investoren, insbesondere die halbstädtische Esslinger Wohnungsbau (EWB) und die Genossenschaften, motivieren, die „attraktive Landesförderung in Anspruch zu nehmen und Sozialmietwohnungen zu bauen“. Gelinge dies nicht, sollte, so Casper, die Stadt notfalls selber solche Wohnungen bauen.