Das Trinkwasser in Villingen-Schwenningen soll verunreinigt sein. Foto: dpa/Symbolbild

Wegen einer Verunreinigung des Trinkwassers haben die Stadtwerke Villingen-Schwenningen Tausende Wasserflaschen an betroffene Bürger ausgegeben. 26 000 Haushalte sind von den sogenannten coliformen Bakterien betroffen.

Villingen-Schwenningen - Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen haben wegen einer Verunreinigung des Trinkwassers Tausende Wasserflaschen an betroffene Bürger ausgegeben. Am Samstag und Montag wurden insgesamt 41 500 Liter abgefülltes Wasser abgeholt. Das teilte die Sprecherin der Stadtwerke mit. In Teilen der Wasserleitungen Villingen-Schwenningens sind sogenannte coliforme Bakterien gefunden worden. 26 000 Haushalte sind betroffen. Die Stadtwerke vermuten in der Klimaerwärmung eine mögliche Ursache. Mit Chlor sollen die Bakterien nun abgetötet werden.

Die festgestellten Bakterien können einem gesunden Menschen nichts anhaben, wie der Leiter des Gesundheitsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis, Jochen Früh, am Dienstag sagte. Nur Menschen mit extrem geschwächtem Immunsystem könnten davon krank werden. Das Vorkommen von coliformen Bakterien zeige an, dass es einen Fehler im Leitungssystem gebe und sich theoretisch auch gefährlichere Bakterien vermehren könnten, sagte Früh. Seit Donnerstag sind die Haushalte aufgefordert, Leitungswasser abzukochen, bevor sie es zu sich nehmen. Es handelt sich laut Früh um eine Vorsichtsmaßnahme.

Klimaerwärmung soll auch Grund für Bakterienvermehrung sein

Die Ursache für die Vermehrung der Bakterien vermutet der Geschäftsführer der Stadtwerke auch in der Klimaerwärmung. In den Höhen des Schwarzwaldes hätten diesen Sommer konstant hohe Temperaturen geherrscht. Während der Urlaubszeit steht das Wasser den Informationen zufolge aufgrund des geringeren Verbrauchs länger in den Leitungen, wo Keime bei warmen Temperaturen gedeihen.

Die Bakterienbelastung in Trinkwasserleitungen ist nach Angaben des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU) in Deutschland kein zunehmendes Problem. Zur These der Klimaerwärmung als Ursache heißt es vom VKU, dass nur der Wasserversorger selbst feststellen könne, warum die Bakterien auftreten. Mögliche Ursachen könnten demnach beispielsweise sein, dass Mikroorganismen bei Reparaturarbeiten am Wassernetz eingetragen wurden oder Filter verunreinigt waren.

Kosten sind noch unklar

Wie teuer das Ganze wird, ist bislang unklar. Der Geschäftsführer der Stadtwerke, Ulrich Köngeter, sagte am Dienstag: „Derzeit haben die Ursachenforschung, die Beseitigung des Keimvorkommens sowie die Entlastung der Kunden durch gratis Mineralwasser allerhöchste Priorität für uns.“ Entwarnung darf erst gegeben werden, wenn drei Wasserproben in Folge unbedenklich sind. Die Auswertung übernimmt ein externes Institut. Die Stadtwerke rechnen damit, dass das Abkochgebot bis 4. September oder länger gilt.

Unter anderem für Altenheime entsteht durch das Abkochgebot zusätzlicher Aufwand. Der Leiter des Bürgerheims mit rund 150 Pflegeplätzen, Matthias Trautwein, muss mit seinem Team auch darauf achten, dass noch selbstständige Bewohner nicht aus dem Hahn trinken und mit Mineralwasser die Zähne putzen.