So kennt man den Grünen Heiner: Oben steht ein Windrad. Foto:  

Die Anlage auf dem Schuttberg Grüner Heiner steht vor dem Aus, wenn nichts passiert. Nun hat OB Fritz Kuhn veranlasst, dass die Stadtwerke Stuttgart sich des Windrades annehmen. Das ist in zweifacher Hinsicht eine Wende.

Stuttgart - Wer kennt es nicht? An dem Windrad auf dem Grünen Heiner an der Autobahn 81 kommen Tag für Tag weit über 100 000 Autofahrer vorbei. Die Windkraftanlage auf dem früheren Schutt- und heutigen Aussichtsberg ist Stuttgarts einzige. Sie soll es auf längere Sicht auch bleiben, obwohl die Betriebsgenehmigung im März 2020 auslaufen wird und die Zukunft des Windrads seit Monaten als ungewiss gilt. Im Stuttgarter Rathaus ist am Freitag nun eine Rettungsaktion verabredet worden. Das Ziel: Die Stadtwerke Stuttgart (SWS) sollen die Anlage übernehmen, die vor fast 20 Jahren durch private Initiative entstanden ist und deren Betreiber kein Geschäftsmodell für die Zukunft haben.

Nicht nur die Grünen im städtischen Ausschuss für Klima und Umwelt baten den Technischen Geschäftsführer der SWS, Olaf Kieser, die Sache „wohlwollend zu prüfen“. Auch die anderen Fraktionen setzen auf diese Lösung. Und für die spricht viel: „Sie hat natürlich Symbolcharakter“, sagte Kieser. Den die Anlage steht auf der Gemarkung der Stadt Stuttgart, deren noch jungen Stadtwerke der Motor der Energiewende sein sollen und die sich nach Kräften für die erneuerbaren Energien ins Zeug legen sollen. Die SWS haben sich auch schon in eine Reihe von Windkraftanlagen in Deutschland eingekauft, ehe der Aufsichtsrat die Strategie änderte und ehe sich für die Geschäftsführung der Wind drehte. Seither sollte sich das Unternehmen neben dem Verkauf von Ökostrom und umweltfreundlichem Gas um den Ausbau der Fotovoltaik in Stuttgart und um ein paar andere Geschäftszweige kümmern, nicht um weitere Windkraftprojekte. Das lag daran, dass die Windkraft bisweilen wenig abwarf, die Investitionen hoch waren und neue Standorte von Windrädern weit weg sind. Wie die Anlagen, an denen man beteiligt ist.

Wird künftig mit dem Strom Wärme produziert?

Würden die SWS jedoch das Windrad auf dem Grünen Heiner übernehmen, wäre ihr Engagement auf diesem Sektor auch daheim ein wenig erlebbar. Ohne ein Windrad auf dem Weilimdorfer Hausberg würde es sich wie ein zweiter Rückzug der SWS anfühlen – auf eigenem Terrain. Umso erstaunlicher, dass die SWS nach der Kontaktaufnahme der bisherigen Eigentümer kein Interesse zeigten und nur darauf verwiesen, der Aufsichtsrat wolle kein weiteres Engagement in der Windkraft. In der jüngsten Aufsichtsratssitzung soll dann aber OB Fritz Kuhn als Aufsichtsratschef klar gemacht haben, dass man schon ein bisschen unterscheiden müsse. Danach war Kieser über die symbolische Bedeutung der Sache im Bilde.

Die Situation ist so, dass nicht nur die Betriebsgenehmigung auszulaufen droht, sondern die Anlage „auch aus dem EEG“ fallen wird, wie Kieser sagte. Also aus der Regelung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das Erzeugern derartigen Stroms feste Vergütungen für das Einspeisen ins Stromnetz garantiert. 2022 werde der Fall eintreten, sagte Kieser. Vielleicht könne die „relativ kleine Anlage“ aber auch ohne die Förderung nach dem EEG weiterbetrieben werden. Die Betriebskosten von drei bis vier Cent pro Kilowattstunde könnten das unter Umständen zulassen. Ein neues, höheres Windrad zu errichten und die Ausbeute an Strom zu vergrößern, gilt als schwierig oder unmöglich, weil es dann wohl stärkerer und tieferer Fundamente bedürfte – und das in einem Schuttberg. Außerdem wäre ein neues Genehmigungsverfahren notwendig. Die Stilllegung und der Abbau wären auch nicht unproblematisch, denn dabei würde viel Sondermüll entstehen. Kieser könnte sich nun vorstellen, dass es bei der jetzigen Anlage bleibt – und dass mit dem Strom Wärme produziert wird, die wiederum anderweitig Heizenergie einspart. Der Geschäftsführer: „Versprechen kann man diesbezüglich noch nichts.“