Ohne Hilfe seien die neuen Rampen für Rollstuhl- und Rollatorfahrer kaum zu bewältigen, sagt Ivo Josipovic. Sie sind zu steil. Foto: Sandra Hintermayr

Die Stadt hat die Treppenstufen im Stadtpark in Stuttgart-Vaihingen teilweise überbaut, sodass auch Rollstuhlfahrer, Leute mit Kinderwagen oder Rollator diese überwinden können sollten. Die Praxis sieht aber anders aus. Die Arbeitsgruppe Barrierefrei übt nun heftige Kritik.

Vaihingen - Ivo Josipovic findet deutliche Worte: „So bringen die Rampen gar nichts“, sagt er und spricht von Geldverschwendung. Die Rampen, die das Garten-, Friedhofs- und Forstamt (GFF) an den Treppen im westlichen Bereich des Stadtparks in Stuttgart-Vaihingen angebracht hat, sind zu steil, sagt Josipovic, der Mitglied in der Arbeitsgruppe Barrierefrei im Vaihinger Bezirksbeirat ist . Selbst er könne die Rampen mit dem Rollstuhl nicht alleine hinauffahren. Dabei ist Josipovic jung und fit, aktiver Handbiker und Armwrestler – Muskelkraft in den Armen sollte bei ihm also kein Problem sein.

Mit den Rampen sei den wenigsten geholfen

Dennoch: „Alleine sind die Rampen nicht zu bewältigen“, sagt er. Vor allem für ältere, weniger fitte Menschen, die auf den Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, seien die Schrägen gänzlich ungeeignet. Aufgrund der Nähe zum Pflegeheim Filderhof sollte der Stadtpark doch barrierefrei sein, findet er. „Der Park ist eigentlich ein schöner Ort, aber mit diesen Rampen ist den wenigsten geholfen“, sagt Josipovic. Lediglich fitte Eltern, die einen Kinderwagen schieben, könnten von ihnen profitieren.

Seit Jahren setzt sich die Arbeitsgruppe für die Barrierefreiheit im Stadtbezirk ein. Auf ihr Drängen und nach einigem Hin und Her wurde beispielsweise am Eingang des Alten Friedhofs in Vaihingen eine Rampe aufgestellt. Die Stadtverwaltung hatte sich lange gegen Rampen im Stadtpark ausgesprochen. Ein Park müsse nicht komplett barrierefrei sein, hieß es. Es gebe zahlreiche Flächen dort, die ohne Hindernisse erreichbar seien. Die jetzige Lösung wirkt wie ein Entgegenkommen auf das Drängen der Arbeitsgruppe.

„Wir sind dem Auftrag des Bezirksbeirats nachgekommen und haben geprüft, wie sich die Zugänglichkeit im Stadtpark Vaihingen verbessern lässt“, teilt die städtische Pressesprecherin Ann-Kathrin Keicher nach Rücksprache mit dem GFF mit. „Die Prüfung hat ergeben, dass wir kürzere, steilere Rampen bei den breiten Treppen einbauen können. Lange Rampen sind im denkmalwürdigen Park nicht machbar.“ Personen mit Kinderwagen sowie behinderte Menschen mit Unterstützung könnten die neuen Rampen benutzen, argumentiert die Sprecherin. Zudem könne man über die Rasenflächen stufenfrei in den westlichen Bereich des Parks, wo unter anderem Birgit Feils Kunstwerk „Besuch bei Marko“ steht, gelangen. Ivo Josipovic lacht über diese Argumentation. „Bei dem Wetter? Das ist Schwachsinn“, sagt er. Der Boden ist vom Regen aufgeweicht, der Rasen matschig. Kein Vorankommen für den Rollstuhl auf der Wiese, meint Josipovic.

Arbeitsgruppe fordert Nachbesserungen

Die Arbeitsgruppe Barrierefrei will sich mit den Rampen im Stadtpark in der Form, wie sie nun gebaut wurden, nicht zufrieden geben. Sie müssten dringend entschärft werden. Einen entsprechenden Antrag zur Änderung des Status Quo will die Arbeitsgruppe im Januar im Bezirksbeirat einbringen. „Wir wollen weiterhin eine Lösung, mit der allen Behinderten geholfen ist“, sagt Josipovic.