Bruddaal voll: Für MC Bruddaal im Scala gibt es keine Karten mehr. Foto: Veranstalter

Volles Programm, schon einige ausverkaufte Events: Wie das Scala ins Jahr 2023 geht und warum es der Pandemiephase partiell sogar Gutes abgewinnen kann.

Wer an diesem Samstag im Scala zu Musik der 70er bis 90er Jahre Party machen will und nicht schon seit Längerem Tickets hat, schaut in die Röhre: Der „Tanz im Scala“ ist restlos ausgebucht. „Die Veranstaltung hätten wir doppelt verkaufen können“, erzählt Scala-Geschäftsführer Edgar Lichtner über den Run ausgehungerter Fans auf das Event. Und so wie mit dem Tanzabend, an dem die Generation 45 plus minus zur Musik ihrer Jugend die Post abgehen lassen kann, sieht es auch schon mit einigen anderen Veranstaltungen im Scala aus: der Schwabenrapper MC Bruddaal, Fiddler’s Green, Hans Söllner, die Füenf oder Schmyt sind ausverkauft. Der Laden läuft wieder.

Zuwächse mit Online-Formaten

Damit das so bleibt und das Scala als spannender Veranstaltungsort – dessen Besucher zu 75 Prozent aus Ludwigsburg und dem Landkreis, zu zehn Prozent aus Stuttgart und zu 15 Prozent aus anderen Richtungen kommen – 2023 weiter in die Vollen gehen kann, hat jetzt auch der Ludwigsburger Bildungsausschuss grünes Licht für einen 250 000-Euro-Zuschuss gegeben. In der Coronazeit war der Zuschuss um zehn Prozent gekürzt worden, dennoch kam das Scala dank eifriger Drittmittelakquise und staatlicher Überbrückungs-Fördergelder vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie. Die aus der Not geborene Digitalisierungs-Offensive entpuppte sich sogar als Ideenschmiede mit bleibendem Wert. „Wir sind die ganze Zeit präsent und aktiv geblieben. Diese Saat, die wir in der schlechten Phase eingesät haben, hat uns in der zweiten Jahreshälfte 2022 Zuwächse beschert, und wir profitieren immer noch davon“, so Geschäftsführer Frank Eckstein.

Das Scala entwickelte Hybrid-Formate, etablierte einen Youtube-Kanal, den es regelmäßig bestückte, richtete ein kleines Aufnahmestudio ein oder filmte bei Gesprächspartnern zuhause – je nachdem, was unter den jeweils aktuellen Coronabestimmungen eben möglich war. Live Zoom-Meetings zum Mitmachen über gesellschaftlich relevante, soziokulturelle und inklusive Themen, Talk-Formate oder aufgezeichnete Unplugged-Konzerte, Kino-Tipps des Produzenten und Scala-Gesellschafters Jochen Laube: Das Scala stellte sich ganz neu auf und nimmt mit Freude zur Kenntnis, dass auch im Nachhinein viele Videos noch angeschaut werden. „Es gab Veranstaltungen, da haben sich nur eine Handvoll Zuschauer eingeklinkt, aber wenn man später mal draufschaut und das Video mittlerweile Hunderte von Zugriffen hat, ist das toll“, sagt Edgar Lichtner. Sein Traum – dessen Erfüllung aktuell eher illusorisch ist – wäre es, dass das Scala genug Mittel und Manpower hat, um die digitalen Formate zu optimieren und sie über ein professionelles Content Management bestmöglich zu bewerben. Vor allem beim soziokulturellen Zweig des Programmes sei es wichtig, dass die Menschen „nach zweieinhalb Jahren Online-Wahrnehmung auch wieder ins Miteinander vor Ort kommen“, sagt Lichtner. „Wir brauchen die Menschen wieder im Scala-Saal.“

Sorge wegen der allgemeinen Teuerung

Während Konzerte, Kleinkunst oder Kino-Events wie die „Lichtspielliebe“ oder von Jochen Laube angeleierte Film- oder Netflix-Premieren mit Darsteller- und Regisseur-Prominenz nun wieder richtig boomen, die Sorge um Zuschauer also grundsätzlich schrumpft, wächst die Befürchtung, dass die allgemeine Teuerung bald Probleme machen könnte. Allein die Fixkosten dürften massiv steigen. Man hoffe auf Energiefördertöpfe, sagt Lichtner. Auch will das Scala versuchen, über mehr Sponsoring und Spenden ein Polster aufzubauen und komplementär dazu weitere Landesfördermittel zu generieren.

Im Bildungsausschuss, der den städtischen Zuschuss einstimmig befürwortet, gab es viel Zuspruch für das Scala. Es sei beeindruckend, was es in der Pandemie alles auf die Beine gestellt habe, so der Tenor.

Hoffnungsvoll ins Jahr

Der Plan für 2023
80 Veranstaltungen sollen dieses Jahr im Scala über die Bühne gehen. Konzerte, Kleinkunst, Tanzabende, Kinoveranstaltungen – aber auch neue Formate, die Corona ausbremste, wie ein Open Air auf dem Ehrenhof. Der regionalen Kulturszene will das Scala ein stärkeres Forum bieten, etwa mit einem „Support-your-local-heroes“-Abend. Für Zielgruppen, denen Corona besonders zugesetzt hat, etwa jungen Leuten, soll es speziell zugeschnittene Veranstaltungen geben. Mit Filmabenden, die an das Festival Lichtspielliebe angelehnt sind, will das Scala dem Besucherschwund in der Kinobranche etwas entgegensetzen

Die Infos
Details zum Programm gibt es auf der Website des Scala unter www.scala.live. Dort kann man auch Tickets kaufen und Videos von Veranstaltungen anschauen.