Das Holz im Dachstuhl der Schorndorfer Stadtkirche muss teils erneuert werden. Foto: Gottfried Stoppel

Der Dachstuhl über dem Chor der Stadtkirche muss saniert werden. Bei den Planungen unterstützt der Naturschutzbund Deutschland (NABU) die Gemeinde – damit beim Umbau auf die Belange von Fledermäusen geachtet wird.

Schorndorf - Es geht eng zu beim Aufstieg in den Dachstuhl der Schorndorfer Stadtkirche. Die Kirchengemeinde Schorndorf hat zu einer Begehung der Balkenkonstruktion über dem Chor der Stadtkirche eingeladen. Mit dabei sind auch Günther Lang und Werner Schwarz vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Rudersberg. Sie sollen nach Spuren von Fledermäusen und anderen tierischen Bewohnern im Dachstuhl der Kirche suchen, damit bei der Sanierung gegebenenfalls Lebensräume seltener Tierarten berücksichtigt werden können.

Der Dachstuhl wird komplett saniert

Tina Schuler vom Architekturbüro Treide fasst zusammen, worum es bei der Dachstuhlsanierung konkret geht: „Das ganze Dach über dem Chor wird abgedeckt, und die Holzkonstruktion muss geprüft und gegebenenfalls ersetzt werden.“ In den vergangenen Jahren seien alle wichtigen Instandhaltungsmaßnahmen umgesetzt worden, betont die Dekanin Juliane Baur. Dabei sei festgestellt worden, dass sich das Gebälk über dem Chor der Stadtkirche geneigt und verschoben habe. Kurzfristig habe man die Konstruktion mit einer Notsicherung abgestützt. Jetzt aber stehe die dringend notwendige Sanierung des kompletten Dachstuhls an. Viele der alten Holzbalken, die teilweise mehrere hundert Jahre auf dem Buckel hätten, seien innen feucht und destabilisierten so die gesamte Dachkonstruktion.

Nuss-Skulpturen unterstützen die Finanzierung

Die ursprünglich geschätzten 300 000 Euro Gesamtsumme sind indes auf rund 426 000 Euro angewachsen. Nach einer gründlichen Untersuchung sei der ursprünglich veranschlagte Betrag nicht zu halten gewesen, erklärt Juliane Baur. Um die doch beträchtliche Summe stemmen zu können, setzt die Kirchengemeinde, wie schon bei der Instandsetzung vor einigen Jahren, auf konzertierte Fundraising-Aktionen. Der Weinstädter Künstler Karl Ulrich Nuss hat eigens für das Projekt wieder zwei Bronze-Skulpturen entworfen, die vom Team der Kirchengemeinde in limitierter Auflage von zunächst je 15 Stück etwas unter den marktüblichen Preisen an Interessenten verkauft werden sollen. „Bei unserer letzten Aktion vor einigen Jahren haben mir die Leute die Skulpturen förmlich aus der Hand gerissen“, erzählt Annegret Scherz-Dollmann, die Zweite Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderats. Dabei profitierten zum einen die Käufer, weil sie die Skulpturen zu einem guten Preis bekämen, andererseits komme die Gewinnmarge wiederum der Kirchengemeinde zugute und fließe damit in die Finanzierung des Dachstuhls mit ein. Dass der Künstler sich an dieser Aktion beteilige, sei eine großzügige Unterstützung und werde sicher sehr bei der Erreichung des Spendenziels helfen, sagt Annegret Scherz-Dollmann.

Fundraising-Team plant weitere Aktionen

Um mit der Planung der Sanierungsmaßnahmen beginnen zu können, muss die Kirchengemeinde mindestens 40 Prozent ihres Anteils an den Gesamtkosten von 200 000 Euro zusammen bekommen. Neben dem Verkauf der Skulpturen plant das Fundraising-Team noch diverse weitere Aktionen.

Günther Lang vom NABU Rudersberg ist indes fündig geworden. Kleine Mengen Fledermauskot seien ein klarer Nachweis, dass bisher schon Fledermäuse im Dachstuhl der Stadtkirche gewohnt hätten. Ob beim Wiedereindecken des Kirchendachs deshalb jedoch auch Ziegel mit speziellen Einflugöffnungen für die fliegenden Säuger verwendet werden sollen, muss der Kirchengemeinderat erst noch entscheiden.