Schon recht weit fortgeschritten sind die Neubauten mit ihren Holzfassaden. Foto: Dirk Herrmann

Straßenbauarbeiten und Umleitungsschilder werden die Menschen in Schmiden bis weit ins nächste Jahrzehnt begleiten. Denn bei der Umgestaltung der Ortsmitte will die Stadt immer mal wieder mehrmonatige Arbeitspausen einlegen.

Schmiden - Ans Bild von der Großbaustelle im Ortskern haben sich die Menschen in Schmiden fast schon gewöhnt. Seit dem Ende der Sommerferien wird an der Kreuzung von Gotthilf-Bayh-Straße und Fellbacher Straße gebuddelt, die ausgeschilderten Umleitungsstrecken sind den Bürgern im Stadtteil inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Bis ins kommende Frühjahr sollen Straßenbau und Kanalsanierung an dem zentralen Verkehrsknoten dauern.

100 Jahre alte Kanalrohre werden ausgetauscht

Die Hoffnung allerdings, dass es mit dem Aufbringen des neuen Fahrbahnbelags auch ein Ende mit Lärm und Baustaub hat, ist trügerisch. Denn bei den aktuellen Arbeiten in der Ortsmitte handelt es sich nur um einen ersten Bauabschnitt, die Umgestaltung des Zentrums wird die Schmidener bis weit ins nächste Jahrzehnt begleiten – und deutlich länger dauern als vielen Bürgern bisher bewusst sein dürfte. In einem Rutsch wird die Ortsmitte von Schmiden nämlich keineswegs saniert – beim Austausch der teilweise mehr als über als 100 Jahre alten Kanalrohre und der Umgestaltung von Straßen, Gehwegen und Bushaltestellen gehen die beauftragten Baufirmen stücklesweise vor. Neu für viele Schmidener ist, dass zwischen den einzelnen Bauphasen offenbar immer wieder mehrmonatige Arbeitspausen eingelegt werden. Die Zeit soll nicht nur den Planern dienen, sich in aller Ruhe über die Unterlagen zu beugen. Sie könnte auch dem lokalen Handel eine Atempause verschaffen. Für die Geschäfte wirkt sich der Ausnahmezustand in der Ortsmitte nämlich in unterschiedlich starkem Ausmaß bedrohlich aus.

Entlang der Fellbacher Straße ist der Gehweg aufgebuddelt. Foto: her

Stadt setzt nicht auf einen Hauruck-Umbau

Während von Laufkundschaft mit dem Einkaufskorb lebende Geschäfte wie die Landwirtsfamilie Kauffmann mit ihrem Hofladen kaum über Umsatzeinbußen klagen, spüren andere Händler trotz aller Rabattaktionen bereits jetzt ein deutliches Minus in der Kasse. Die Blumen-Fachfrau Tine Hämmerle beispielsweise spricht von einem Rückgang von mehr als einem Drittel, auch in anderen Branchen wird spürbar, dass die Kundschaft einen Bogen um den Ortskern macht. „Einen Blumenstrauß holt man vielleicht noch so, den Grabschmuck oder den Adventskranz will man aber vor der Ladentüre ins Auto laden“, bringt es die für die FW/FD-Fraktion auch im Stadtrat sitzende Hämmerle auf den Punkt. Auch deshalb ist es unter Mitgliedern des Gewerbevereins Schmiden jüngst eher auf Zustimmung gestoßen, dass die Stadt bei der Umgestaltung der Ortsmitte nicht auf einen Hauruck-Umbau setzt.

Frühestens im Frühjahr 2021 soll bei der Umgestaltung von Schmiden die nächste Runde eingeläutet werden

In der vergangenen Woche legten die Fellbacher Tiefbau-Spezialisten im Arbeitskreis für die neue Ortsmitte den Zeitplan für die weiteren Bauabschnitte vor – und stellten klar, dass es nach Abschluss der ersten Phase nicht nahtlos weitergehen wird. Geplant wird vielmehr mit einer gut einjährigen Arbeitspause – frühestens im Frühjahr 2021 soll bei der Umgestaltung von Schmiden die nächste Runde eingeläutet werden. „Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn nächstes Jahr etwas Ruhe herrscht“, kommentiert Hämmerles Fraktionskollege Martin Oettinger, der für den Gewerbeverein Schmiden auch im Arbeitskreis für die neue Ortsmitte sitzt. Offiziell begründet wird die Wartezeit mit dem Nachholbedarf bei der Planung. Gerade der als zweiter Bauabschnitt vorgesehene Bereich rund ums alte Rathaus und die Küfergasse gilt durch die Straßenverbindung nach Oeffingen schon verkehrstechnisch als knifflig; neben offenen Fragen nach dem Platzbedarf für die Buslinien und der Zahl der Parkflächen sind offenbar auch Punkte wie Marktstände, Spielflächen und Bodensprudler noch nicht geklärt.

Der erste Bauabschnitt wird – schon ohne die im Etat der Stadtwerke kalkulierten Kanalkosten – mit etwa einer Million Euro veranschlagt

Aus Sicht der Stadt handelt es sich keineswegs um eine Verzögerung: Auch wenn der zweite Bauabschnitt ursprünglich 2021/22 über die Bühne gehen sollte, sieht Rathaussprecherin Sabine Laartz eine im Zeitplan schon immer enthaltene Planungsphase. „Da gibt es keinen neuen Sachstand“, sagt sie. Der erste Bauabschnitt wird – schon ohne die im Etat der Stadtwerke kalkulierten Kanalkosten – mit etwa einer Million Euro veranschlagt und besteht neben dem laufenden Umbau der zentralen Kreuzung der Gotthilf-Bayh-Straße, Parkbuchten, Baumquartieren und mehr Fläche für die Fußgänger auch aus einem farblich abgehobenen Fahrbahnbelag der Fellbacher Straße vor dem Wohnbauprojekt „Neue Mitte“. Für den zweiten Bauabschnitt rund ums alte Rathaus und die Küfergasse sind sogar 1,85 Millionen Euro vorgesehen. Für die Bauabschnitte III und IV – Remstalstraße und Butterstraße – gibt es bisher weder Kostenschätzung noch Zeitplan.