Janusch Munkwitz und seine Betriebsleiterin Tamara Deij-Ferrada betreiben seit Anfang Mai die Sattlerei an der Tübinger Straße. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Anwohner der Kneipe beschweren sich über Krach am Abend und den zu großen Außenbereich. Die Betreiber und der Vermieter Dinkelacker suchen nach einer einvernehmlichen Lösung.

S-Süd - Prinzipiell freue sie sich, dass die Gaststätte da ist. Sie sei selbst sogar schon dort gewesen. Auch genieße sie das Leben direkt in der Innenstadt, natürlich sei es da abends auch mal etwas lauter, sagt die junge Frau, die mit ihrem Lebensgefährten an der Tübinger Straße wohnt. An der neuen Sattlerei, die Anfang Mai an der Hausnummer 68 eröffnet hat, stört sie aber konkret der abendliche Lärm nach 22 Uhr. Den Lärmpegel habe sie gemessen, der mit um die 70 Dezibel aus ihrer Sicht zu hoch ist. Sie bezeichnet es als eine „permanente Dauerbeschallung“ an sieben Tagen die Woche seit der Einweihung.

Nach einer Woche haben die Anwohner eine Online-Petition gestartet

Am Freitag, 12. Mai, hat die Quartierskneipe Sattlerei eröffnet. Bereits am 18. Mai hat die Anwohnerin gemeinsam mit anderen Nachbarn eine Online-Petition gestartet, in der sie die Verkürzung der Öffnungszeiten auf 22 Uhr unter der Woche fordern ebenso wie die Verkleinerung des Außenwirtschaftsbereichs, „damit Passanten ungestört passieren können“. Auch will die Gruppe, dass „bis auf weiteres keine Gastronomiebetriebe an der Tübinger Straße genehmigt werden“.

Die Quartierskneipe Sattlerei – das Gebäude gehört der Brauerei Dinkelacker – ist Teil eines größeren Konzeptes, welches seit Jahren vom Bezirksbeirat Süd voran getrieben wird. „Wir haben das immer befürwortet, dass sich die Tübinger Straße entwickelt“, sagt Bezirksvorsteher Raiko Grieb. Dazu gehört zum Beispiel auch die Umwandlung in einer Fahrradstraße. Den Unmut einiger Anwohner kann er durchaus verstehen, aber aus seiner Sicht habe man mit der Sattlerei „etwas Solides“, das zu einer „positiven Aufwertung der Straße“ beitrage.

Ein Kneipe bringt „Lärm, aber auch Licht, Leben und Mitmenschen“

Sein Parteikollege Arnim Emrich (SPD) geht in einem Facebook-Post sogar noch weiter: „Diese Ecke wurde über Jahre als dunkel und deshalb gerade für Menschen, die alleine aus der Stadt kommen, wenig einladend empfunden.“ Aus seiner Sicht führt deshalb an dieser Stelle eine Stadtteilkneipe wie die Sattlerei eben „nicht nur zu Lärm, sondern auch zu Licht, Leben, Mitmenschen und damit einem höheren Sicherheitsgefühl.“

Diese Ansicht teilten auch viele Anwohner unserer Zeitung direkt oder öffentlich über unsere Facebook-Seiten mit. „Der Großteil findet es wohl gut“, fasste eine Userin die dortige Diskussion zusammen. Einige sind auch der Meinung, wer sich entscheide, in einem „so hippen Szeneviertel zu wohnen, der müsse die Begleitumstände in Kauf nehmen“. Auch Grieb und Munkwitz haben nach eigenen Angaben viele positive Rückmeldungen nach der Eröffnung und der damit einhergehenden Verschönerung der Tübinger Straße erhalten.

Munkwitz ist außerdem bemüht, mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen. Als er von der Petition erfahren habe, habe er in Form eines Briefes zu dem Paar, welche diese mitinitiiert hat, Kontakt aufgenommen und Kooperationsbereitschaft gezeigt. „Uns tut das wahnsinnig leid“, sagt Munkwitz. Und ergänzt: „Wir geben alles, um entgegen zu kommen, auch wenn uns das tatsächlich viel Geld und Energie kostet.“

Betreiber und Vermieter der Sattlerei streben eine „einvernehmliche Lösung“ an

Belästigt fühlen sich nach Angaben der jungen Dame die direkten Anwohner. Mehrere Nachbarn aus ihrem Haus fühlten sich gestört, weiß sie – vor allem die älteren und Nachbarn mit kleinen Kindern. Vor dem Start der Petition habe man zudem gegenüber dem Bezirksvorsteher Grieb und dem Vermieter Dinkelacker diese Beschwerden geäußert.

Der Dinkelacker-Geschäftsführer Bernhard Schwarz hat unter anderem mit den Betreibern und der Polizei gesprochen. „Es konnte kein Fehlverhalten der Sattlerei festgestellt werden“, sagt er. Der Gaststätte wurde vom Amt für öffentliche Ordnung eine Außenbewirtschaftung bis 23 Uhr genehmigt – die übliche Zeit in der Innenstadt.

Schwarz betonte aber wie Munkwitz, man werde alles tun, damit es eine einvernehmliche Lösung gebe. Als Brauerei sei man ja seit Ewigkeiten an der Tübinger Straße ansässig. „Wir sind die letzten 130 Jahre mit unseren Nachbarn gut ausgekommen“, sagt er. „Das schaffen wir jetzt auch hoffentlich in den nächsten 130 Jahren.“ Aus seiner Sicht sind viele Leute „total glücklich“: „Das Ding kommt an sich total gut an.“ Er selbst schätzt die Entwicklung rund um den Marienplatz und die Tübinger Straße. „Ich finde es schön, dass wir solche Ecken in der Stadt haben.“