Gesucht wird ein überzeugender Plan für die Stadtbücherei. Foto:  

Die von der Stadt angefragten Büros für die Teilnahme am Planungswettbewerb stoßen bei einer Partei auf erhebliche Vorbehalte. Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger sieht das ganz anders.

Esslingen - Beim Ziel sind sich alle einig: Wenn die Esslinger Stadtbücherei – wie es seit dem Bürgerentscheid im Februar festzustehen scheint – tatsächlich an ihrem bisherigen Standort saniert und erweitert wird, muss dabei etwas Außergewöhnliches entstehen. Denn die mindestens 23 Millionen Euro, die das Projekt nach den aktuellen Schätzungen verschlingen wird, setzen die Verantwortlichen gehörig unter Druck.

Jetzt hat der Chef des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Esslingen (SGE), Oliver Wannek, dem Gemeinderat das weitere Vorgehen präsentiert. Dabei wird es, das hat das Gremium mit großer Mehrheit – allerdings gegen die Stimmen der Grünen – beschlossen, zunächst ein zweistufiges Wettbewerbsverfahren geben.

Sechs Büros sind eingeladen worden

Am Anfang steht ein nichtoffener Planungswettbewerb, an dem bis zu 30 Büros teilnehmen werden. Während sich die Mehrzahl der Büros bewerben müssen, um dabei sein zu können, sind sechs Büros in der komfortablen Situation, von der SGE eine Einladung zur Teilnahme bekommen zu haben. Neben dem Esslinger Büro Fritzen 28, sind auch die Stuttgarter Büros Lederer, Ragnarsdóttir Oie, Auer und Weber sowie Harder Stumpfl Schramm, das Münchner Peter Haimerl Architekturbüro sowie Lung Hagem Architects aus Oslo fest gebucht.

An dieser Auswahl reiben sich die Grünen/Bündnis 90 im Gemeinderat. Die Esslinger Bücherei, so argumentierte der Stadtrat Marco Bertazzoni in der Sitzung am Montag, müsse „in der Konzeption und Umsetzung von echten Experten in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entwickelt werden“.

Nur die Osloer haben eine Bücherei gebaut

Die Grünen hätten sich deshalb bei der Prüfung der gesetzten Architekturbüros sehr gewundert, dass die entscheidenden Kriterien, „nämlich an realisierten Projekten nachprüfbare Qualifikation im Bau von Büchereien und gleichzeitig der Sanierung von Denkmälern nicht erfüllt wird“. Nur das Osloer Büro habe überhaupt jemals eine Bücherei realisiert, habe aber offenbar keine Erfahrung in der Bausanierung. Detailliert hat Bertazzoni die aus Sicht der Grünen vorhandenen Defizite jedes einzelnen der sechs Büros aufgelistet und kam zu dem Schluss: „Die von der Verwaltung vorgelegte Liste ist für uns Grüne ungeeignet, das erwartete Ziel zu erreichen.“

Dieser Einschätzung widersprach der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger vehement. Jeder dürfe zwar seine eigenen Meinung haben: „Ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass es sich bei allen sechs ausgewählten Wettbewerbsteilnehmern um hoch qualifizierte Büros handelt, die der Aufgabe gewachsen sind.“ Ziel des Planungswettbewerbs ist es, eine große Bandbreite von architektonischen Lösungsmöglichkeiten und -vorschlägen zu erhalten, ohne dass dies automatisch zur Beauftragung der Architektenleistung für das Siegerbüro führt.

Die Wettbewerbe kosten 250 000 Euro

Denn an den Planungswettbewerb schließt sich ein so genanntes Verhandlungsverfahren an. Dabei geht es um die Qualität der Ausführung, aber auch – und das ist für die Esslinger Stadtbücherei von immenser Bedeutung – darum, dass die Architekturbüros bereit sind, Vorschläge und Anregungen aus der Bevölkerung in ihre Planungen aufzunehmen. Dieses partizipative Verfahren wird in der Auslobung des Verhandlungsverfahrens durch die SGE explizit aufgenommen.

Die beiden Wettbewerbe – Kosten: 250 000 Euro – werden voraussichtlich acht Monate in Anspruch nehmen. Wer dann die Bücherei sanieren darf, soll voraussichtlich im zweiten Quartal 2020 entschieden werden.