An der Haltestelle Löwentorbrücke muss in den nächsten Wochen die Straße überquert werden. Foto: Friedl

Einige Fahrgäste müssen sich in den kommenden Wochen auf längere Wege einstellen. Der Stadtbahnbetrieb zwischen Hauptbahnhof und Pragsattel ist über die Sommerferien stark eingeschränkt.

Stuttgart - Die silberhaarige Dame mit dem Rollator hat derzeit kein gutes Wort für die SSB übrig: „Schon seit mehr als einem Jahr muss ich über die viel befahrene Straße, auf der die Autofahrer viel zu schnell unterwegs sind, um zum Grab meines Mannes zu kommen. Und jetzt wird der Weg noch weiter.“ Ihren Namen nennt sie nicht, dazu ist ihre Erregung zu groß.

Der Grund: Von diesem Donnerstag an sperrt die SSB den Streckenast zwischen Hauptbahnhof und Pragsattel, also jene Strecke, die weitgehend in der Mitte der Heilbronner Straße geführt wird und damit auch entlang des Pragfriedhofs. Davon sind die Stadtbahnlinien U 5, 6, 7 und 15 betroffen, die jetzt nicht mehr die Haltestelle Eckartshaldenweg anfahren können, die nächstgelegene Station zum Pragfriedhof. Der Grund dafür sind Gleisbauarbeiten, die voraussichtlich bis 9. September dauern werden. Wer auf dieser Strecke immer wieder mal unterwegs ist, weiß zumindest, warum diese Arbeiten zeitlich gerade jetzt gemacht werden: Vor allem an der Haltestelle Eckartshaldenweg tummeln sich Schüler verschiedensten Alters aus drei nahe gelegenen Schulen, die jetzt in diesen Wochen ihre großen Ferien haben.

Die Angestellten in den Bürotürmen entlang der Heilbronner Straße sind eher an der Haltestelle Löwentorbrücke zu finden. Viele sind es nicht. Sind die auch in den Ferien? – „Viele kommen mit dem Auto, wir haben hier Tiefgaragen mit Firmenparkplätzen“, so die 28-jährige Jasmin Geiger. Sie hat sich für den öffentlichen Nahverkehr für den täglichen Weg zur Arbeit entschieden. „Zu viele Staus“ beklagt sie auf der Strecke von und in ihr heimisches Remstal. Jetzt wird die Fahrt für sie wahrscheinlich etwas länger.

Bus-Ersatz-Verkehr im Rundkurs

Immerhin: Es gibt einen Bus-Ersatzverkehr. Er führt in einem Rundkurs von den Haltestellen Eckartshaldenweg über Löwentorbrücke zum Pragsattel. In einem Rundkurs führt er von dort wieder hinunter zur Haltestelle Löwentor und nimmt von dort Kurs Richtung Innenstadt. Dabei hält dieser Bus entsprechend den Haltestellen Nordbahnhof, Mittnachtstraße und Milchhof, um dann mit dem Ziel Eckartshaldenweg den Rundkurs zu vollenden. Diesen Abschnitt fährt der Bus allerdings nicht direkt auf der Nordbahnhofstraße, sondern entlang der Bundesbahngleisanlagen auf der Rosensteinstraße. Durch das dicht bewohnte Stadtviertel fahren dann außer der U 12 auch noch die Linien U 6, 7 und 15, die sonst den nun gesperrten Streckenast bedienen. Spätestens am Pragsattel oder umgekehrt am Hauptbahnhof sind diese wieder in dem vertrauten Streckenverlauf.

Viele Arbeiten entlang der Gleisanlage

Die SSB-Sprecherin Birte Schaper: „Der Bus führt generell im 15-Minuten-Takt, dazu gibt es auch einen Fahrplan. Jetzt sind da erfahrungsgemäß weniger Fahrgäste unterwegs.“ Die Arbeitsliste ist lang: „Die Schienen werden erneuert, die Weichen, ebenso die Strommasten, am Eckartshaldenweg wird die Bahnsteigkante erneuert, die Funksteuerung wird modernisiert.“

Die Dame auf dem Weg zum Friedhof wird dies wohl nicht trösten. Sie sehnt sich eh zurück in die Zeit, als es noch die Haltestelle Pragfriedhof gab, direkt am historisch gestalteten Eingang. Doch diese ist seit Dezember 2017 stillgelegt samt der damit verbundenen Streckenführung.

Damit sind viele nicht zufrieden, die Stadtteil-SPD Nord hat zu einem Bürgerdialog eingeladen mit einem Vertreter der SSB. Das Plakat dazu hängt noch in der Varnbülerstraße, doch Lösungen sind an diesem Abend im Saal von Sankt Georg in der vergangenen Woche nicht gefunden worden. Schaper: „Wir bieten hier einen Ersatzverkehr für zeitweise nicht bediente Haltestellen an, es geht hier nicht um weitere Verkehrslösungen.“