Auch wenn es mit der englischen Rechtschreibung erkennbar hapert, die von unbekannter Hand gesprayte Botschaft an der Garagenzufahrt von Frank Darter ist eindeutig. Foto: Pflüger

Wegen schwarzer Kassen hatte es der Bad Ditzenbacher Albverein bereits mit den Finanzbehörden zu tun. Jetzt wird von der Ulmer Staatsanwaltsschaft, unter anderem wegen Untreue, gegen die Amtsträger ermittelt.

Bad Ditzenbach - Ruhe hätte einkehren und ein Neuanfang gemacht werden sollen – trotz eines Schuldenbergs von rund 100 000 Euro. So zumindest lautete die Botschaft an die Mitglieder des Schwäbischen Albvereins (SAV) Bad Ditzenbach nach einer Ortsgruppenversammlung vor knapp zwei Monaten. Doch davon kann nun keine Rede mehr sein, denn Anfang des Monats haben bei einer ganzen Reihe von Amtsträgern des Vereins Hausdurchsuchungen stattgefunden. Die Ulmer Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen: wegen des Verdachts der Untreue, der Unterschlagung und der Steuerhinterziehung in mehreren Fällen.

„Unsere Ermittlungen stehen in Zusammenhang mit den schwarzen Kassen, die beim Albverein Bad Ditzenbach offensichtlich geführt worden sind, und beruhen auf mehreren Anzeigen“, bestätigt der zuständige Oberstaatsanwalt Werner Doster. Bei den Durchsuchungen seien deshalb etliche Unterlagen, Akten und Datenträger sichergestellt worden. „Angesichts der großen Menge ist es schwer zu sagen, wie lange die Auswertung dauert“, fügt er hinzu. In jedem Fall könne es sich noch einige Zeit hinziehen, bis aussagekräftige Ergebnisse vorlägen, sagt Doster, der die Durchsuchungen als normal und verhältnismäßig einstuft, „wenn, wie in diesem Fall, ein Anfangsverdacht vorliegt“.

Ging es in der Causa „Albverein Bad Ditzenbach“ bislang um steuerliche Verfehlungen, weil Einnahmen, etwa aus dem Betrieb der Hiltenburghütte, am Finanzamt vorbeigeschleust worden waren, so stehen nun strafrechtlich relevante Vorwürfe im Raum, die – zumindest, wenn man den Worten des das seitherigen Ortsgruppenmitglieds Frank Darter Glauben schenkt – von mehreren Verantwortlichen teilweise auch öffentlich eingeräumt worden sind. Darter hatte den Stein beim SAV Bad Ditzenbach, dem die Gemeinnützigkeit zwischenzeitlich aberkannt worden ist, überhaupt erst ins Rollen gebracht, weil ihm im Januar des vergangenen Jahres der Einblick in die Kassenbücher des Vereins verweigert worden war.

Frank Darter zählt eine Reihe von mutmaßlichen Vergehen auf

Es folgten, wie mehrfach berichtet, Recherchen des Finanzamts, aus denen stattliche Nachzahlungen resultierten, ein Gerichtstermin in Geislingen und – als dessen Folge – Informationsveranstaltungen eines Steuerbüros und die Wiederholung der Mitgliederversammlung. Dabei sollen laut Darter die entsprechenden Aussagen gemacht worden sein. Demnach hätten verschiedene Vorstandsmitglieder schwarze Barkassen aufbewahrt oder aber Vereinsgeld, das dem Finanzamt nicht bekannt gewesen sei, auf ihren Privatkonten zwischengelagert. Zudem seien Bücher manipuliert und Belege vernichtet worden, zählt Darter weitere Vergehen auf.

Auch hätten ausgewählte Mitglieder sogenannte Zuwendungen erhalten, von denen nur ein innerer Kreis des Vereins gewusst habe, fährt er fort. „Als ich die Kassiererin Sylvia Schmid bei einer Veranstaltung vor mehr als 60 Zeugen fragte, ob aus der schwarzen Kasse einige Hunderter in Umschläge gepackt und diese dann jedes Jahr im Ort bei ausgesuchten Mitgliedern in die Briefkästen gesteckt worden seien, bejahte sie dies“, betont Darter. Er habe sich bis dahin nicht vorstellen können, dass die ironisch gemeinte Frage der Wirklichkeit entsprechen könne, sei aber eines besseren belehrt worden. „Obendrein hat der Vorsitzende Rainer Maier bestätigt, dass es hier für die zehn Jahre seiner Vorstandszeit um eine Gesamtsumme von rund 10 000 Euro geht“, behauptet er.

Hiesserer: Dem geht es nur darum, den Verein kaputt zu machen

Dass sich Darter, der mittlerweile wie mindestens 57 andere Mitglieder aus dem SAV ausgetreten ist, mit seinem Tun nur wenig Freunde macht, ist offenkundig. Neben Beschimpfungen und Beleidigungen ereilte ihn unlängst auch die Attacke eines Sprayers. Von unbekannter Hand war die Mauer an seiner Garagenzufahrt mit dem Wort „Wistlbblower“ verunstaltet worden. „Auch wenn derjenige oder diejenige Nachholbedarf in Englisch zu haben scheint, ist klar, worum es geht und was gemeint ist“, sagt Darter.

Während sich der Bad Ditzenbacher SAV-Vorsitzende Rainer Maier weder zu diesem Vorfall noch zu der Sache insgesamt äußern möchte – „Ich sage wegen des laufenden Verfahren überhaupt nichts“ –, hält der Ehrenvorsitzende der Ortsgruppe, Dieter Hiesserer, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Das ist starker Tobak“, schimpft er – und meint damit nicht die Schmiererei. „Sicher ist, dass manches nicht rechtens war, aber das ging seit Jahrzehnten so. Und es hat auch niemand absichtlich betrogen oder gar Geld unterschlagen“, sagt Hiesserer. Er schiebt die Schuld an der ganzen Malaise und auch dafür, dass jetzt der Staatsanwalt ermittelt, Frank Darter zu. „Dem geht es doch nur darum, andere aufzuhetzen und den Verein kaputt zu machen.“

Hans-Ulrich Rauchfuß, der Präsident des SAV-Landesverbands, schlägt sich hingegen nicht auf eine bestimmte Seite: „Es gibt von hier wie von dort Anschuldigungen, die wir nicht beweisen können.“ Er wehre sich deshalb auch gegen Vorwürfe, dass die Ortsgruppe trotz ihrer Verfehlungen Rückendeckung aus Stuttgart bekommen habe. „Wir haben eine lückenlose Aufklärung gefordert, und die bekommen wir jetzt: im Zweifel durch die Gerichtsbarkeit“, erklärt er. „Sollte es also wirklich zu strafbaren Handlungen gekommen sein, handelt der Landesverband seiner Satzung entsprechend“, fügt Rauchfuß hinzu.