Hier wird nicht nur geputzt: Ein Stadtbahnwagen wird in der SSB-Werkstätte repariert Foto: Achim Zweygarth

In der SSB-Werkstätte werden 100 Stadtbahnen gewartet und gereinigt. Gegen die Spuren des Vandalismus in den Waggons hilft manchmal selbst das gewissenhafteste Putzen nichts.

Möhringen - Blaugelbe Sitzpolster stapeln sich im Türbereich des Wagens, der Fahrgastraum wirkt ausgebeint. Die Lampengitter der Innenbeleuchtung sind teilweise demontiert. Gerade beginnt ein Mitarbeiter der Betriebswerkstatt durchzufegen. Es ist noch früh am Morgen und der Prozess der Grundreinigung auf dem Möhringer Gelände der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SBB) hat gerade erst begonnen. „Wir machen das pro Bahn zweimal im Jahr“, erklärt Abteilungsleiter Michael Steffes-Tun. Besenrein gesäubert werden die Fahrzeuge täglich. Nass gereinigt wird alle zehn Tage – außen und innen. Das große Reinemachen, inklusive Fahrerbereich, bei dem das Interieur weitgehend demontiert wird, ist vom Aufwand her allerdings eine ganz andere Sache.

Das Sprühextraktionsgerät löst Schmutz und saugt ihn ab

Während die Rückstände auf dem Boden, vor allem Kaugummireste, mit Spachteln, Eisspray, Bürsten und Walzen bearbeitet werden, wandern die Sitzpolster in die hauseigene Reinigung. Beschädigte Exemplare landen sofort im Abseits und werden ausgetauscht. Das Gros wird auf einem mächtigen, schrägen Stahltisch bearbeitet, wo der Schmutz mit einem Sprühextraktionsgerät gleichzeitig gelöst und abgesaugt wird. „Die Verschmutzung hat mit den steigenden Fahrgastzahlen zugenommen“, sagt Steffes-Tun. „Wenn Fußballspiele sind oder während des Volksfests gibt es natürlich täglich mehr zu tun. Aber auch sonst lassen die Leute von der Zeitung bis zum Essen und von der Flasche bis zum alten Taschentuch alles in der Bahn liegen.“

Vieles, sagt Steffes-Tun, komme erst beim Zerlegen der Sitze zum Vorschein, weil es in den Ritzen entsorgt werde. Im Gegensatz zu den öffentlichen Verkehrsmitteln in manch anderen Städten gehe es in Stuttgart hinsichtlich der Verschmutzung aber noch recht zivilisiert zu, fügt der Experte hinzu. Das gelte auch für das Ausmaß an Schmierereien im Innenraum.

Leise brummt die Waschmaschine, in der gebrauchte Mikrofasertücher rotieren. „Wir haben die verschiedensten Hilfsmittel“, so Steffes-Tun. Pinsel, Schwämme oder ein spezieller Mopp kommen zum Einsatz, wenn eine Stadtbahn von oben bis unten geputzt wird. Eine Sonderbehandlung erhalten die Lampengitter: Sie landen in einem 60 Grad heißen Wasserbad und werden mit Ultraschall in Schwingung versetzt. Der Schmutz wird durch die Vibrationen abgeschüttelt.

Der Reinigungsprozess folgt festgelegten Standards

An ihre Grenzen stoßen die Straßenbahnreiniger der Betriebswerkstatt bei Vandalismus: Kerben an den Tischchen, Kratzer an den Scheiben: Bei genauerem Hinsehen finden sich kleine Beschädigungen im Fahrzeug. „Ich habe den Eindruck, dass heute mehr kaputt gemacht wird, als früher“, stellt Michael Steffes-Tun fest. „Fast scheint es, als mache es einigen Leuten Spaß, Dinge zu beschädigen. Ich kann das nicht nachvollziehen. Der Aufwand für die Beseitigung kleiner Verschandlungen kann vergleichsweise groß sein.“

40 Mitarbeiter, darunter fast die Hälfte Schlosser und Mechatroniker, die auch mit anderen Aufgaben wie der technischen Wartung der Fahrzeuge oder Reparaturen beschäftigt sind, kümmern sich in Möhringen um 100 Fahrzeuge. „Wir machen hier alles selbst“, betont Steffes-Tun, als alle Sitze wieder montiert und alle Klappen geschlossen sind. Das Großreinemachen im und am Wagen mag nur eine Aufgabe unter vielen sein. Der aufwendige Prozess, der genau festgelegten Standards folgt, ist allerdings ebenso wichtig wie wirkungsvoll. Der Vergleich zwischen vorher und nachher zeigt: Die Arbeit des Teams ist eine echte Glanzleistung.