Das Hallenbad in Bissingen ist marode. Da eine Sanierung im laufenden Betrieb nicht geht, soll ein Neubau her. Foto: factum/Granville

Noch im Januar möchte der Gemeinderat auf einer Klausurtagung eine Prioritätenliste für die Erneuerung der Sportstätten erarbeiten. Eine knifflige Aufgabe, denn die Vereine hätten am liebsten alles gleichzeitig.

Bietigheim-Bissingen - Dabei sein ist alles“ – was oft als olympisches Motto zitiert wird, könnte in diesem Jahr auch für die Sportvereine Bietigheim-Bissingens gelten. Denn die Stadträte und die Verwaltung stehen vor der Aufgabe zu entscheiden, welche Sportstätten sie in welcher Reihenfolge erneuern, aufwerten oder gar neu bauen wollen und welche nicht. 50 Millionen Euro Gesamtkosten stehen dabei im Raum – eine Summe, die die Stadt nicht auf einen Schlag ausgeben kann und will. Zumal der Oberbürgermeister Jürgen Kessing (SPD) mehrfach betont hat, dass sich die Stadt für Sportstätten nicht verschulden sollte. Die Prioritätenliste, die der Gemeinderat im Januar in Klausur erarbeiten will, wird also auch darüber entscheiden, welche Sportart weiter gefördert wird – und welche erst mal in die Röhre schauen muss. Die drei größten Baustellen betreffen das Schwimmen, den Handball sowie die Leichtathletik und den Fußball.

Das Hallenbad: kleine oder große Lösung?

Dass das Hallenbad in Bissingen seinem Nutzungsende zugeht, ist keine Neuigkeit. Eine Sanierung kommt für das 43 Jahre alte Gebäude nicht mehr in Frage – insofern ist auch unstrittig, dass etwas Neues her muss. Die Frage ist nur, was. Die Wassersport-Vereine in der Stadt stoßen im Winter, wenn das Freibad geschlossen ist, bereits jetzt an Kapazitätsgrenzen. Sie sehen die Gefahr, dass die Stadt – beziehungsweise die Stadtwerke als der Bauherr – sich für eine kleine Lösung entscheiden: den Neubau eines Hallenbads mit 25-Meter-Becken neben dem Freibad für zehn Millionen Euro. Die Vereine hätten aber, um weiter wachsen zu können, lieber ein 50-Meter-Becken mit speziellem Hubboden, das zehn Bahnen Platz bietet. So könnten die Wasserflächen im Idealfall getrennt werden, so dass Vereinssport und öffentlicher Badebetrieb gleichzeitig stattfinden könnten. Zudem hätte man ein Ausweichquartier, wenn in etwa zehn Jahren die Zeit des Bads am Viadukt abgelaufen ist. Diese große Lösung würde die Stadtwerke aber bis zu 25 Millionen Euro kosten.

Die Ballsporthalle: Lösung oder weiterhin Zankapfel?

Auch die Sporthalle am Viadukt ist in die Jahre gekommen. Noch taugt das 1956 erbaute Gebäude, aber die Klagen der Handballer mehren sich. Vereinssport vormittags anzubieten, sei in Anbetracht von 30 Amateur-Mannschaften nahezu unmöglich, sagt Jens Rith, der Teammanager der SG BBM Bietigheim. Jugendmannschaften könnten nicht mehr gemeldet werden wegen mangelnder Kapazitäten, und beim Verband müsse man wegen fehlender Trainingsumfänge Strafen zahlen. Auch die Profis würden sich durchaus über eine neue, größere und vor allem wettkampftaugliche Spielstätte freuen. So spielt die überaus erfolgreiche Frauenmannschaft ihre Bundesligaspiele bislang in der Egetrans-Arena, die eigentlich eine Eishockey-Spielstätte ist. Oder die Spieler weichen gleich nach Ludwigsburg aus. Zwischen 15 und 18 Millionen Euro würde eine bundesligataugliche Halle kosten, die dreiteilbar ist und bis zu 2000 Zuschauern Platz bietet. Das Projekt, das bereits früher ein jahrelanger Zankapfel im Gemeinderat war, dürfte es angesichts seiner Vorgeschichteschwer haben, auf der Liste ganz oben zu landen. Und weil die Profi-Handballer eben auch die Egetrans-Arena nutzen können, würden sie auch nicht auf der Straße stehen, falls sie nun leer ausgehen, wie Oberbürgermeister Kessing einmal bemerkt hat.

Das Stadion: Prestige-Projekt für OB Kessing?

Die letzte Großbaustelle im Trio ist das Stadion im Ellental. Es bietet eine der wenigen Acht-Bahn-Anlagen in Baden-Württemberg und ist damit geeignet, um dort Landesmeisterschaften und deutsche Meisterschaften auszutragen. Sollte der derzeit erfolgreichste Fußballclub der Stadt, der FSV Bissingen 08, in die Regionalliga aufsteigen, müsste er wegen Liga-Auflagen, Parkplatzsituation und Lärm von seiner Spielstätte am Bruchwald ins Ellental umziehen.

Leichtathletik und Fußball wünschen sich demnach fürs Stadion eine überdachte Sitzplatztribüne, eine moderne LED-Flutlichtanlage sowie neue Umkleiden. Die Stadt rechnet mit Kosten zwischen fünf und acht Millionen Euro. Nicht nur wegen der im Vergleich zu den anderen beiden Großbaustellen niedrigen Kosten stehen die Chancen auf eine Realisierung gut. Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat bereits signalisiert, dass er größere Sportwettbewerbe im Ellental durchführen wolle – für den Fall, dass das Stadion ausgebaut ist. Für den Oberbürgermeister Kessing, der zudem noch ehrenamtlicher Präsident des DLV ist, dürfte es wohl kaum ein Problem sein, aus diesen Signalen auch konkrete Zusagen zu machen.