Die Gruppe mit Regina Stoljartschuk, Julia Wolf, Xenia Mauer, Daniella Kromm, Hanna Zernickel, Alina Oganesyan und Anastasia Talalaeva (von links) Foto: Eva Herschmann

Die vor einem Jahr neu formierte Juniorinnen-Gruppe des TSV Schmiden, die im Stützpunkt trainiert, bereitet sich auf die nationale Qualifikation für die Europameisterschaften im nächsten Jahr vor.

Schmiden - Das einzige Zugeständnis an das Sommerwetter ist die Tür, die weit geöffnet ist. Die Gymnastinnen in der Sporthalle in Schmiden interessiert nicht wirklich, welche Temperaturen draußen herrschen. Die insgesamt sieben Mädchen der Juniorinnen-Gruppe üben mit höchster Konzentration. Die Musik dröhnt in der Sporthalle, und die Trainerin Elena Khadartsev schaut auf jede Bewegung der Mädchen und jeden Schwung ihrer Bänder. Die neu formierte Juniorinnen-Gruppe des TSV Schmiden steht unter Beobachtung. Im nächsten Jahr finden nicht nur die Nachwuchs-Europameisterschaften statt, sondern zum ersten Mal auch Weltmeisterschaften – und an beiden sportlichen Großereignissen will die ambitionierte Gruppe möglichst teilnehmen.

Vor etwa einem Jahr, nach dem Turnfest in Berlin, wurde die Gruppe neu zusammengestellt

Obwohl die Auswahl offiziell bei Wettkämpfen für den TSV Schmiden startet, sind nur Daniella Kromm und Regina Stoljartschuk vom hiesigen Turn- und Sportverein. Alina Oganesyan und Anastasia Talalaeva kommen vom RSC Stuttgart, Hanna Zernickel und Julia Wolf von der TSG Tübingen, und Xenia Maier ist eigentlich vom Stützpunkt in Saarbrücken. Vor etwa einem Jahr, nach dem Turnfest in Berlin, wurde die Gruppe neu zusammengestellt. Daniella Kromm, Alina Oganesyan, Anastasia Talalaeva und Hanna Zernickel gehen sowohl bei der Übung mit fünf Reifen als auch bei der mit fünf Bändern auf den Teppich, die Fünfte im Bund mit dem Band ist Xenia Mauer, mit dem Reifen Julia Wolf.

Die Mädchen vom Bundesstützpunkt Schmiden konkurrieren nicht nur untereinander, sondern auch mit Gruppen anderer Stützpunkte, namentlich denen in Bremen, Wattenscheid und Berlin. Noch steht nicht fest, wer letztlich bei den Europameisterschaften vom 28. Mai bis 2. Juni 2019 in Baku und bei den ersten Weltmeisterschaften für Juniorinnen-Gymnastinnen überhaupt, für die derzeit weder Datum noch Ort feststehen, Deutschland vertritt.

Für ihr großes Ziel trainieren die Juniorinnen sechsmal in der Woche

Die nationale Qualifikation für die Europameisterschaften in Aserbaidschan werden die Nachwuchs-Gymnastinnen am 10. und 11. November im olympischen Trainingszentrum in Kienbaum austragen. Erst dann steht fest, wer die neue deutschen Juniorinnen-Nationalgruppe stellt. „Idealerweise schaffen wir es, dass Schmiden in Baku mit unserer Gruppe und Margarita Kolosov als Einzel-Gymnastin vertreten ist“, sagt Kathrin Igel, die Stützpunktleiterin. Emeli Erbes vom TSV Schmiden, die mit ihrer Trainingsgefährtin Margarita Kolosov (SC Potsdam) die nationalen Juniorinnen-Wettkämpfe zuletzt dominiert hat, wird nicht dabei sein. Sie startet im nächsten Jahr in der Meisterklasse.

Für ihr großes Ziel trainieren die Juniorinnen sechsmal in der Woche – so viel wie die ebenfalls am Stützpunkt angesiedelte große Nationalgruppe, die sich auf die Weltmeisterschaften in Sofia vom 14. bis 16. September vorbereitet. Um als Team zu funktionieren, müssen Bewegungen und Abläufe eingespielt sein, jeder muss sich auf jeden verlassen können. „Jede hat in der Gruppe mehr Verantwortung als im Einzel“, sagt Daniella Kromm. „Aber keine steht alleine da, und wir verbessern uns immer gegenseitig“, sagt Hanna Zernickel.

Im Mehrkampf fiel das Ergebnis nicht ganz so deutlich aus

Bis jetzt klappt es ganz gut mit der Zusammenarbeit in der neu formierten Gruppe. Immerhin holte der TSV Schmiden zwei Goldmedaillen bei den diesjährigen deutschen Meisterschaften Mitte Juni in Koblenz. Mit fünf Bändern und im Mehrkampf gewann die Gruppe aus Schmiden dort jeweils die deutsche Meisterschaft. In leicht veränderter Besetzung – mit Kati Kling (TV Wiblingen), die mit der Sportgymnastik aufgehört hat, und Julia Denich, die zurück nach Leipzig gegangen ist, statt Anastasia Talalaeva und Alina Oganesyan – bekam sie mit den Bändern 12,450 Punkte und siegte mit deutlichem Vorsprung auf die Teams des TV Dahn 1910 (7,800), des TB 1889 Oppau (7,750) und von Bremen 1860 (6,800).

Im Mehrkampf fiel das Ergebnis nicht ganz so deutlich aus. Die TSV-Gruppe gewann mit 18,700 Punkten vor Bremen 1860 (17,950). „Wir haben schon ein bisschen Druck, aber wir versuchen den erst gar nicht an uns heranzulassen“, sagt Daniella Kromm. Die 14-Jährige zählt zu den Ältesten in der Gruppe, die Schmidenerin hat ihre Familie täglich um sich herum.

Anders ergeht es Xenia Mauer, deren Familie in Saarbrücken lebt, sowie Julia Wolf, mit elf Jahren die Jüngste, und Hanna Zernickel aus Tübingen. Die drei Mädchen leben im Internat, das dem Stützpunkt angegliedert ist. „Anfangs war das Leben dort für mich schon sehr ungewohnt, ich hab mich ein bisschen wie im Schullandheim gefühlt“, sagt Xenia Mauer. Um sich den Abschied zu erleichtern und das Heimweh zu lindern, ist die 13-Jährige anfangs deshalb alle zwei Wochen nach Hause ins Saarland gefahren. Zumal sie mit dem Umzug zugleich auch die Schule wechselte, von einem Bundesland ins andere. „Das war echt schwer. In Nebenfächern waren wir mit dem Stoff schneller, in Hauptfächern langsamer“, sagt Xenia Mauer.