Im Gerätefinale erreicht die deutsche Nationalgruppe in Baku den achten Platz. Foto: dpa

Das ehemalige Teammitglied Katerina Luschik veröffentlicht einen offenen Brief und erhebt heftige Vorwürfe gegen den Stützpunkt in Schmiden.

Schmiden/Baku - Sonntag war kein guter Tag für die Nationalgruppe vom Bundesstützpunkt der Rhythmischen Sportgymnastik (RSG) in Schmiden. Zum einen musste sie sich bei den Europameisterschaften in Baku im Gerätefinale mit zehn Keulen nach einem Fehler mit einer schlechten Note sowie dem achten und letzten Platz begnügen (wir haben berichtet). Zum anderen veröffentlichte das Internetportal Gymmedia einen Aufsehen erregenden offenen Brief des ehemaligen Teammitglieds Katerina Luschik. Die Mutter der 16-Jährigen aus Halle/Saale, die das Leistungszentrum vor wenigen Wochen nach einem halben Jahr wieder verlassen hatte, hat überdies wegen angeblicher Körperverletzung und unrechtmäßiger Medikamentenvergabe Anzeige erstattet. Andere Sportgymnastinnen reagieren auf die heftigen Vorwürfe empört.

Katerina Luschik gibt unter anderem an, einen „schmerzhaften Schlag ins Gesicht“ bekommen zu haben

Katerina Luschik hat nach eigenen Angaben beim Grand Prix in Thiais einen „schmerzhaften Schlag ins Gesicht“ bekommen, als sie sich mit geschlossenen Augen auf den Auftritt vorbereitete: „Ein ,Tätscheln zur Muskelerwärmung’, wie meine Trainerin später beschwichtigend sagte, sieht wohl anders aus.“ Zudem wirft sie ihren zwei Ex-Trainerinnen vor, ihr bei einer Fiebererkrankung vor dem Weltcup in Stuttgart „ein russisches, aber verschreibungspflichtiges Antibiotikum“ aufgezwungen zu haben. Katerina Luschik beschreibt überdies in ihrem Brief Fälle, in denen ihr das Essen verweigert worden sein soll. Beleidigungen wie „Du bist fett, hast einen dicken Arsch“ oder „Du bist wie ein Mammut, geh’ ins Hotelzimmer, dich wiegen!“ sollen zur Tagesordnung gehört haben: „Wissen Sie, was aber am allerschlimmsten ist? Wenn man täglich, wirklich täglich Demütigungen ertragen muss, die sich gegen mich als Sportlerin und Person, gegen meine Eltern und gegen meinen Heimatverein richten. Das stellt für mich bis heute eine enorme seelische Belastung dar.“

Die Einzelathletin Laura Jung distanziert sich von den Vorwürfen, die Katerina Luschik erhebt

Die Einzelathletin Laura Jung, die seit 2007 am Bundesstützpunkt in Schmiden trainiert, hat sich umgehend via Facebook entschieden, sich von Katerina Luschiks Darstellungen der Zustände an dem Leistungszentrum zu distanzieren. Sie benutzt dabei auch das Wort „Lügen“. Eine Reihe von ehemaligen Schmidener Gruppengymnastinnen hat sich ihr – ähnlich pikiert – angeschlossen. Der Tenor: Da macht eine mit überzogenen Anschuldigungen ihrer Enttäuschung Luft, dass letztlich doch kein Platz in der Stammformation für sie war.

Sara Radman, die Kapitänin der Nationalgruppe, ist empört über Katerina Luschiks Anschuldigungen. „Das ist einfach eine Frechheit, ich bin richtig sauer. Das ist alles komplett übertrieben“, sagt die 20-Jährige, die in Baku wegen Trainingsrückstands nach ihrem schriftlichen Schulabschluss fehlte und in dem offenen Brief immer wieder erwähnt wird. Sie soll demnach danebengestanden haben, als Katerina Luschik in Thiais den besagten Schlag im Gesicht abbekommen haben soll. „Ich weiß nicht, ob das ausgedacht ist oder was das soll. Wenn jemand geschlagen worden wäre, können Sie sich sicher sein, dass jemand von uns dazwischengegangen wäre“, sagt Sara Radman. „So Ausdrücke wie in dem Brief hat auch noch keine von uns zu hören bekommen – und es wurde keiner auch nur mit einem Wort das Essen verboten.“