Mit Sport lässt sich das Erinnerungsvermögen verbessern Foto: Janni/Fotolia

Nicht nur Schüler und Studenten rätseln seit jeher, wie man dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen kann. Ein holländisches Forscherteam liefert nun eine Antwort darauf. Demnach sollte man nach dem Büffeln intensiv Sport machen. Allerdings nicht sofort, sondern nach einer vierstündigen Pause.

Nijmegen - Nicht nur Schüler und Studenten rätseln seit jeher, wie man dem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen kann. Ein holländisches Forscherteam liefert nun eine Antwort darauf. Demnach sollte man nach dem Büffeln intensiv Sport machen. Allerdings nicht sofort, sondern nach einer vierstündigen Pause.

Ein Forscherteam vom Radboud University Medical Center in Nijmegen bat 72 Männer und Frauen zu einer 40minütigen Trainingssitzung. Dabei sollten sie sich 90 Bild-Ort-Kombinationen einprägen, so ähnlich, wie man es vom Memory-Kartenspiel kennt. Danach wurden die Probanden nach dem Zufallsprinzip in drei Gruppen eingeteilt. Die eine durfte die Uni nach dem Pauken wieder verlassen und sich ihrem Alltag widmen. Die zweite musste direkt im Anschluss eine Trainingseinheit absolvieren. Die dritte schließlich wurde erst vier Stunden später zum 35minütigen Schwitzen auf dem Fahrradergometer gebeten.

Zwei Tage später sollten alle Teilnehmer in einem Test zeigen, was ihnen von der Lerneinheit noch in Erinnerung geblieben ist. Dabei wurden auch – per MRT (Magnetresonanztomographie) - ihre Hirnaktivitäten erfasst. Es zeigte sich, dass Sofort-Sport im Vergleich zum Nicht-Sport keineswegs positiver auf das Gedächtnis wirkt. In beiden Fällen gelang es den Probanden, rund 80 Prozent der im Training erlernten Kombinationen wieder richtig abzurufen. Frauen schnitten zwar etwas besser ab als Männer, aber es gab keine Unterschiede zwischen Sofort-Sportlern und Sofa-Sitzern.

Wer jedoch mit vierstündiger Verzögerung aufs Rad gestiegen war, steigerte seine Leistung auf fast 87 Prozent. Im Hirn-Scan zeigte sich zudem eine konsistentere und präzisere Aktivität im Hippocampus. Dieses Areal spielt beim Erinnern eine Schlüsselrolle, indem es isolierte Lerninhalte, also die einzelnen Blumen des Gedächtnisses zu einem Strauß sinnvoller Erinnerungen verknüpft.

Beim Sport ausgeschüttete Hormone sind gut für den Langzeitspeicher

„Wir können offenbar mit Sport unser Erinnerungsvermögen verbessern“, resümiert Studienleiter Guillén Fernandez, „doch man sollte ihn nach der Lerneinheit erst mit ausreichender Verzögerung beginnen“. Als Ursache für diesen Effekt vermutet der Neurowissenschaftler, dass körperliche Bewegung die Ausschüttung von Dopamin, Noradrenalin und anderen Hormonen anregt, die dafür sorgen, dass Gelerntes dauerhaft im Langzeitspeicher des Gehirns abgelegt wird. Unmittelbar nach dem Pauken funktioniert das jedoch nicht, weil das Gehirn in dieser Phase schon „am Anschlag“ und so intensiv auf das Abspeichern fokussiert ist, dass es dabei kaum noch weiter angeregt werden kann.

Schwitzen und dabei noch reden können: Das ist die beste sportliche Belastung

Bleibt die Frage, welchen Sport man vier Stunden nach dem Büffeln unternehmen sollte. Im Hinblick auf die Disziplin gibt es da noch keine Empfehlung, wohl aber im Hinblick auf die Intensität. In der holländischen Studie mussten die Probanden so kräftig strampeln, dass sie 80 Prozent ihrer maximalen Herzfrequenz erreichten. Als Faustregel für den Maximalpuls gilt: 220 minus Lebensalter. Ein 40jähriger sollte also seinen Puls auf 140 Schläge pro Minute hochbringen. Ob man das erreicht hat, lässt sich auch ohne technische Pulsuhr ermitteln: Wer beim Sport ins Schwitzen kommt, sich aber noch dabei unterhalten kann, sollte dem Wert ziemlich nahe sein.