An heißen Sommertagen bildet sich durch die Sonneneinstrahlung in Bodennähe Ozon: Beim Ausdauertraining im Freien kann das giftige Gas Foto: Baumann

Zuerst machten nur die hohen Temperaturen Sportlern zu schaffen – nun kommen auch extreme Ozonkonzentrationen dazu. An diesem Donnerstag schlugen Experten Alarm – und warnten vor zu großer körperlicher Belastung. Dabei hielt man dieses Gas schon fast für verduftet.

Stuttgart/Karlsruhe - Noch vor ein paar Jahren war die Sorge ums Ozon groß. Kaum ein Sommertag ohne Meldungen über aktuelle Ozonwerte, ohne die Frage nach den Gesundheitsproblemen durch das reaktive Gas. Gerade Sportler wurden immer wieder gewarnt: Ozon und Training, das vertrage sich nicht. In den vergangenen Jahren aber ist es ungewöhnlich ruhig geworden um den Stoff. Bis er am Donnerstag auf einmal wieder da war: Zum ersten Mal seit 2007 meldete die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW), dass die Alarmschwelle für Ozonkonzentrationen im Land überschritten sei – über 258 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft wurden in Baden-Baden gemessen, auch in Stuttgart kletterten die Werte zuletzt bis auf ungewöhnliche 240 Mikrogramm. Doch was hat es auf sich mit dem Ozon? Und welche Risiken birgt das giftige Gas für Sportler?

Sport und Ozon – verträgt sich das?

Ozon ist ein Schadstoff, der vor allem über die Atemwege aufgenommen wird und die Lunge angreift. Wer Sport treibt, strengt sich an – und atmet viel mehr Luft ein als normalerweise. Das heißt auch, dass der Körper deutlich mehr Ozon aufnimmt. „Da die atemwegsschädigenden Wirkungen mit der Dauer der Einwirkungen und dem Atemvolumen zunehmen, sollte man bei hohen Ozonkonzentrationen auf Sportarten verzichten, die körperlich belastend sind und viel Atem brauchen“, sagt eine Sprecherin des baden-württembergischen Gesundheitsamtes. Experten warnen zudem, dass hohe Ozonwerte mit hohen Temperaturen zusammenfallen und körperliche Ertüchtigung damit doppelt belastend ist.
Warum ist Ozon für Sportler gefährlich?
Die körperliche Reaktion auf den giftigen Stoff in der Luft ist unterschiedlich, je nach individueller Empfindlichkeit. Manche Menschen – besonders Asthmatiker oder vorbelastete Personen – bekommen ab einem Wert von 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft tränende Augen oder Hustenanfälle. „Ab 240 Mikrogramm geben wir eine generelle Warnung heraus“, sagt Sebastian Scheinhardt von der LUBW, „ab diesem Wert wirkt sich die hohe Ozonkonzentration auf die gesamte Bevölkerung aus.“ Gereizte Atemwege, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schwindelgefühl können die Folge sein. Wer bei hohen Ozonwerten stundenlang Sport treibt, riskiert sogar eine kurzzeitige Verschlechterung der Lungenfunktion, heißt es vom Gesundheitsamt. Besonders konzentriert tritt Ozon übrigens am Stadtrand oder auf dem Land auf: In befahrenen Innenstädten reagiert das in noch frischen Autoabgasen enthaltene Stickstoffmonoxid mit Ozon und baut dies ab. Hier treten daher meist kaum messbare Ozonwerte auf.

Wo war das Ozon in den vergangenen Jahren?

Die Ozonwerte in der Luft sind abhängig vom Wetter. Glühende Hitze, ein wolkenloser Himmel und anhaltende Wetterlagen bieten optimale Bedingungen: Vor allem gleißendes Sonnenlicht trägt zur Bildung des Schadstoffes bei – wenn die Strahlung zum Beispiel mit gealterten Autoabgasen zusammenfällt. „In den vergangenen Jahren hatten wir einfach seltener eine Wetterlage wie in diesen Tagen“, sagt der Atmosphärenchemiker Scheinhardt. „Grundsätzlich sind die Ozonkonzentrationen in der Luft in den vergangenen Dekaden stark rückläufig.“
Das Thema Ozon ist daher eher ein Problem der 90er Jahre. Beigetragen zur besseren Luft haben zuletzt verschiedene Luftreinhaltungsmaßnahmen, wie beispielsweise der Einsatz von Katalysatoren in Autos. Ozon-Spitzenwerte, wie sie dieser Tage in Baden-Württemberg gemessen werden, seien nicht die Regel, sagt Scheinhardt.

Worauf sollten Sportler achten?

Gefährliche Ozonkonzentrationen und glühende Temperaturen treffen zusammen – zu problematischen Bedingungen für Sportler kommt es vor allem mittags und nachmittags. Das Training will daher gut geplant sein: „Lieber morgens etwas früher und abends etwas später auf den Sportplatz“, rät der Tübinger Sportwissenschaftler Veit Wank. So haben das auch die lokalen Vereine angekündigt: Einige Hockeyspiele etwa werden verlegt, Tennismatches werden statt am späten Vormittag zur kühleren Morgenzeit ausgetragen. Experten raten auch, den Sport während der heißen Tage nach drinnen zu verlagern, auf die heimische Gymnastikmatte oder ins Fitnessstudio. Statt tagsüber sollte dann aber schon morgens gelüftet werden – sonst kann man dem giftigen Ozon auch hier nicht entgehen. Nicht zuletzt bleibt auch noch die Möglichkeit zu warten, bis sich das Ozon wieder verdünnisiert – spätestens mit dem nächsten Sommergewitter.