Ein etwas ungewöhnlicher Spatenstich: weil das Gebäude im Grunde schon steht, wurde nur Sand geschippt. Foto: Caritas

Der Stuttgarter Caritasverband hat zum Spatenstich vor das entkernte Haus Martinus geladen. Bis 2020 soll das Altenheim mit Kita und Schwesterkonvent fertig saniert sein.

S-Süd - Eine traditionelle Zeremonie markiert nach wie vor den Beginn der Erdarbeiten auf einer Baustelle: der Spatenstich. Falls die Grube nicht schon vor Jahrzehnten ausgehoben wurde, wie beim „Haus Martinus“ der Caritas. Die Mauern, die 1968 eingeweiht wurden, stehen noch – nun sind sie entkernt und ohne verglasten Vorbau. Grund: Das Alten- und Pflegeheim an der Ecke Olga-und Bopserstraße wird generalsaniert. Schwungvoll stachen denn auch die Beteiligten von Caritas, Stadt, Stadtdekanat und Planung in einen Sandhaufen vor der Gebäudehülle. „Ein symbolischer, emotionaler Spatenstich“, betonte Uwe Hardt, seit 2015 Caritasdirektor. „Nach dem Rückbau geht es endlich los: Jetzt wird konstruktiv gebaut!“

Hardt ließ die lange Vorgeschichte des Projekts Revue passieren: Von den Anfängen 2008, als das Haus Martinus in die Jahre gekommen war, nicht mehr den Ansprüchen moderner Pflegeheime entsprach und die Caritas ein Neubaukonzept erarbeiten ließ. Über die vielen Abstimmungen 2012 mit dem damaligen Baubürgermeister Matthias Hahn samt Behörden sowie 2014 mit dem Amt für Liegenschaft und Wohnen. Bis hin zum Ausstieg des ersten Investors, der ob der zeitlichen Probleme eine Explosion der Baukosten befürchtete.

Als Flüchtlingsunterkunft genutzt

„Wir wollten eigentlich 2015 mit der Baumaßnahme starten“, so Hardt, „begannen Ende 2014 das Haus zu leeren, den Betrieb einzustellen.“ Doch die Bauvoranfrage vom März 2015 sei gescheitert, es habe massive Nachbarschaftseinwendungen gegeben. „Wir waren wieder auf Null mit einer leeren Immobilie.“ Also nutzte sie die Caritas als Flüchtlingsunterkunft – das habe auch die Stadt gewünscht. „334 Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen sind oder vertrieben wurden, wohnten hier 15 Monate lang bis Ende 2016.“

Da hatte sich längst herausgestellt, dass wegen baurechtlicher Flächenverluste und den Einwendungen der Anwohner ein Neubau unwirtschaftlich sein würde. „So kam es zur Kernsanierung.“ Ein Problem sei noch das Erbbaurecht gewesen: Der Vertrag mit der Stadt lief just Ende 2015 aus. Die Caritas hätte den Nachfolger gerne auf 99 Jahre abgeschlossen, letztlich einigte man sich auf eine Laufzeit von 50 Jahren – wegen einer neuen Satzung zum Erbbaurecht für Altenhilfeprojekte.

Im Zuge dessen seien ein weiterer Investor und Generalunternehmer abgesprungen. Doch als 2016 die Firma CPM und der GPS Gesellschaft für Soziales Planen ins Boot kamen, habe man alle Anforderungen und Auflagen der Nachbarschaftseinwendungen erfüllen können.

„Buchstäblich fünf vor zwölf erhielten wir am 9. Oktober 2018 die Baugenehmigung“, so Hardt. Ambitioniert verkündete er das Datum des Richtfests: „19. Juli 2019 um 11 Uhr, im März/April 2020 gibt es ein neues Haus Martinus.“

Umbau kostet mehr als 20 Millionen Euro

Das wird anstatt für 104 dann für 87 Seniorinnen und Senioren in sieben Wohngruppen stationäre Altenhilfe bieten, einen Wohnbereich für den Konvent indischer Ordensschwestern, eine viergruppige Kindertagesstätte sowie elf – von der Stadt bezuschusste – Sozialwohnungen für Ältere und psychisch Erkrankte. „Der 1500 Quadratmeter große Garten, der vielen wichtig war, wird erhalten, die Anwohner blicken auf eine Dachbegrünung, auf der Straßenseite kommen sechs neue Bäume hinzu“, so Fred Walder, Caritasbereichsleiter Immobilienmanagement. Der Umbau ist mit einem Volumen von 20,7 Millionen Euro das derzeit größte Bauprojekt der Caritas.

Das dort Alt und Jung zusammenkommen und kernsaniert wird, lobte der Baubürgermeister Peter Pätzold. „Ein Mehrwert für die Gesellschaft ist dieses Haus mitten drin, in dem sich die Generationen mischen. Und es ist ein Mehrwert für das Viertel und den Umweltschutz, weil das alte Gebäude nicht abgebrochen wurde, so durch graue Energie Ressourcen gespart wurden.“ Gleichwohl räumte Pätzold ein, dass es wegen des Baurechts und nachbarschaftlichen Einwänden keinesfalls einfach sei, im Bestand zu bauen und nachzuverdichten. „Das Haus Martinus ist ein gelungenes Beispiel.“