Das katholische Gemeindehaus Sankt Martin an der Brückenstraße soll abgerissen werden. Foto: Barnerßoi

Zu alt, zu groß, zu teuer: Das Gemeindehaus von Sankt Martin an der Brückenstraße soll abgerissen werden. Die Caritas will an seiner Stelle ein Sozialzentrum bauen, in dem auch ein offener Treff für die Bürger entstehen soll.

Bad Cannstatt - Die Stuttgarter Katholiken sind im Aufbruch. Seit Herbst 2011 läuft das Projekt mit dem Titel Aufbrechen, mit dem die katholische Kirche in der Landeshauptstadt auf den Mitgliederschwund reagiert. Dazu gehört auch, zu überdenken, welche Immobilien innerhalb des Stadtdekanats noch gebracht werden und finanziert werden können. Das Gemeindehaus Sankt Martin an der Brückenstraße gehört nicht dazu. Es soll abgerissen werden. Einen neue Idee für das Grundstück gibt es schon; das Projekt könnte der gesamten Neckarvorstadt zugutekommen.

Bislang beherbergt das Ende der 60er-Jahre gebaute Haus Räume für die Gemeindearbeit und drei Wohnungen, wie der Pfarrer der Gemeinde Sankt Martin, Karl Böck, erzählt. Obwohl die italienische Gemeinde das Haus zusätzlich rege nutze, „ist es uns zu groß geworden“, sagt der Pfarrer. Zudem sei es nicht barrierefrei und baulich in keinem guten Zustand mehr. „Es wären viel zu große Investitionen nötig.“

Die Hinteransicht Foto: Barnerßoi

Ein Neubau ist natürlich auch nicht kostenlos. Den will aber größtenteils die Caritas bezahlen, die sich die Kirchengemeinde als Kooperationspartner ins Boot geholt hat. Konkret möchte der katholische Wohlfahrtsverband ein Sozialzentrum errichten. Darin soll das Gemeindepsychiatrische Zentrum unterkommen, wie dessen Leiter Klaus Obert erklärt. „Unsere Räumlichkeiten am Kneippweg sind inzwischen zu klein“, sagt der Leiter des Bereichs Sucht- und Sozialpsychiatrische Hilfen. Ebenso sollen das Migrationszentrum aus der Spreuergasse integriert werden wie auch Wohnheimplätze für geistig behinderte Menschen und psychisch Kranke.

Zentrum würde den gesamten Stadtteil aufwerten

Wichtigster Punkt für die Bürger der Neckarvorstadt und der angrenzenden Stadtteile ist jene Idee, im Erdgeschoss des mit vier Stockwerken geplanten Gebäudes zusätzlich ein Bürgerzentrum zu schaffen. Klaus Obert stellt sich zum Beispiel ein Café vor, eben „eine niederschwellige Anlaufstelle für die Menschen aus der Neckarvorstadt“. Eine solche Begegnungsmöglichkeit gebe es bislang nicht. Auch Pfarrer Karl Böck unterstreicht, dass ein offener Treffpunkt fehle, weshalb auch die Gemeinde die Idee unterstützt.

Bad Cannstatts Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler spricht von einem möglichen „Wahnsinns-Gewinn“ für die Neckarvorstadt. „Das würde den gesamten Stadtteil aufwerten.“ Er hofft, dass die Stadt der Caritas bald das Baurecht erteilt. Ganz sicher sei das nämlich noch nicht. Denn der Wohlfahrtsverband will größer bauen, als es das Fenster im Bebauungsplan vorsieht. „Die Caritas hat aber nachgebessert und ich hoffe, dass ein Kompromiss möglich ist“, sagt Löffler.

Der Neubau könnte frühestens 2018 stehen

Über die Kosten können die Verantwortlichen bislang noch nichts sagen. Der Neubau könnte aber wohl frühestens 2018 stehen, weiß Jochen Ostertag vom Caritasverband. Tatenlos sind die Mitarbeiter angesichts dieser Zeitplanung aber nicht. Seit einiger Zeit arbeitet Ostertag mit Kollegen und Institutionen im Stadtteil an einem Sozialraumprojekt mit dem Titel „Aufbruch ins Quartier“. Ziel sei es zum einen, den Stadtteil auf die Menschen vorzubereiten, die mit dem Zentrum in die Neckarvorstadt kommen könnten.

Zum anderen wird abgefragt, welche Bedürfnisse es im Stadtteil gibt, auf die die Caritas dann mit Angeboten im neuen Sozialzentrum reagieren könnte. Der Arbeitskreis Neckarvorstadt und der Fachbeirat des Projekts „Gemeinsam für die Neckarvorstadt“, die es bereits länger gibt, hätten da schon einiges erarbeitet, worauf er zurückgreifen könne, sagt Ostertag. Ideen gibt es also genug, nun muss nur noch das Gebäude gebaut werden dürfen.