Einen ruhigen Lebensabend haben Rentner nur, wenn das Geld bis zum Monatsende reicht Foto: dpa

Zum 18. Mal haben sich 16 deutsche Großstädte darin gemessen, wie groß ihr Aufwand für Sozialhilfe und Grundsicherung ist. Stuttgart liegt, gemessen an der Einwohnerzahl, weit unterm Schnitt. Im Alter steigt der Hilfebedarf jedoch an.

Stuttgart - Die Landeshauptstadt hat im Jahr 2013 die Sozialhilfeleistungen kleiner halten können als andere deutsche Großstädte. Das geht aus dem Vergleich hervor, dem sich die Landeshauptstadt Ende vergangenen Jahres gestellt hat. Gefragt war: Wie viel Geld geben Großstädte für Sozialhilfe und aufstockende Hilfen pro Jahr, pro Kopf und im Durchschnitt aus?

Stuttgart landet beim Vergleich der Kennzahlen von 16 deutschen Großstädten auf dem vorletzten Platz, München auf dem letzten. Das heißt: Beide Kommunen haben den geringsten Aufwand für soziale Leistungen.

Absoluter Spitzenreiter bei der Anzahl der Leistungsempfänger, gemessen an der Einwohnerzahl, ist die Hauptstadt Berlin, gefolgt von Essen, Dortmund und Bremen.

Verteilt man die Ausgaben für sämtliche Ausgaben wie Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter, Hilfe zur Gesundheit und zur Pflege auf die Bevölkerung, die im häuslichen Rahmen lebt, so entfallen im Untersuchungszeitraum 2013 auf jeden Einwohner Stuttgarts 114,8 Euro monatlich. Bezieht man Leistungsempfänger aus Heimen ein, liegt dieser Betrag bei 165,1 Euro.

Spitzenreiter ist Frankfurt mit 244,6 Euro, gefolgt von Hannover und Hamburg. In Berlin hingegen entfällt auf jeden Einwohner ein Betrag von 191,7 Euro.

Dass Stuttgart nur rund die Hälfte von Berlin ausgibt, liegt nicht etwa am sprichwörtlichen schwäbischen Geiz, sondern daran, dass hier weniger Bürger aufstockende Hilfe brauchen. Im vorangegangenen Jahr waren das 79,1 je 1000 Einwohner. Wer von seinem Einkommen nicht leben konnte, bekam in Stuttgart im Schnitt 530 Euro Hilfe zum Lebensunterhalt – von der Anzahl der Leistungsempfänger und den Beträgen her jeweils mit fallender Tendenz.

Als Ursache für diese Entwicklung führt die Sozialverwaltung unter anderem an, dass mehr Menschen mehr verdient haben und deshalb weniger aufstockende Hilfe notwendig war. Ausschlaggebend sind aber auch sichere Jobs.

Außerdem leben mehr Rentenbezieher in Stuttgart als zuvor. Sie haben mit Eintritt in den Ruhestand keinen Anspruch mehr auf Hilfe zum Lebensunterhalt. Wer trotz Rente bedürftig ist, bekommt stattdessen die sogenannte Grundsicherung.

Für die Kommune hat dieser Systemwechsel finanzielle Vorteile, weil der Bund die Kosten dafür übernommen hat – im Jahr 2013 zu 75 Prozent, seit Januar 2014 die vollen Kosten der Grundsicherung. Von 1000 Einwohnern erhalten 11,4 Menschen Grundsicherung, durchschnittlich bekommt jeder Empfänger monatlich 512 Euro. Das durchschnittliche Rentenniveau liegt nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung in Stuttgart bei 952 Euro pro Monat.

Im Jahresvergleich wird deutlich: Die Altersarmut in der Stadt wächst. Seit 2005 ist die Zahl der Menschen über 65, die Grundsicherung bezogen haben, in Stuttgart um gut 40 Prozent gestiegen. Ende 2013 waren dies 4855 Personen. Entsprechend sind die Ausgaben in diesem Bereich gewachsen; 2006 lagen sie in Stuttgart bei 32 Millionen Euro, inzwischen ist die 50-Millionen-Hürde genommen.

Die Sozialverwaltung geht davon aus, dass dies nicht allein auf ein sinkendes Rentenniveau, sondern auch auf die steigende Zahl der Rentenberechtigten zurückzuführen ist. „Zudem steigt die Anzahl der Menschen, die aufgrund unterbrochener Erwerbsbiografien einen geringeren Rentenanspruch haben“, sagt Dagmar Eckhardt, beim Sozialamt zuständig für die Kennzahlenvergleiche. Sie rechnet mit weiter steigenden Fallzahlen. Höhere Miet- und Nebenkosten tun ihr Übriges.

Den Wohnraum bedürftiger Menschen zu sichern ist eine der weiteren kommunalen Aufgaben. Die Fallzahlen sind in Stuttgart niedrig: 4,4 von 1000 Einwohnern waren im Jahr 2013 vom Verlust ihrer Bleibe betroffen; die Hansestadt Hamburg hatte fast dreimal so viele Fälle.

Gelegentlich sorgt die Stadt dafür, dass Ältere oder Familien in ihrer Wohnung bleiben können, obwohl das Jobcenter sie wegen ihrer Größe nicht vollständig bezahlt. Damit soll den Betroffenen das soziale Umfeld erhalten bleiben. Durchschnittlich 719 Euro wurden dafür pro Fall ausgegeben. Da sich nicht alle Kommunen diesem Vergleich gestellt haben, enthält der Kennzahlenvergleich keinen aussagekräftigen Rang für Stuttgart.

Absehbar ist in den nächsten Jahren ein steigender Bedarf an Hilfen zur Gesundheit, analog zu der demografischen Entwicklung und dem Anstieg der Bedürftigen im Alter über 70 Jahren.

Offenbar haben die Stuttgarter fürs Alter gut vorgesorgt: Nur 3037 brauchen staatliche Zuzahlungen zur Pflege. Fast 40 Prozent der Menschen, die Pflege brauchen, leben zu Hause und nehmen ambulante Dienste in Anspruch, neun Prozent von ihnen greifen auf die Hilfe von Nachbarn oder Verwandten zurück. Stuttgart unterstützte die Klienten im Jahr 2013 mit durchschnittlich 9600 Euro. Teurer wird es, wenn die Hilfsempfänger in Pflegeeinrichtungen leben; dafür hat Stuttgart pro Jahr und Pflegefall durchschnittlich 14 000 Euro ausgegeben.