Reicht es noch zum Leben? Die Altersarmut wächst seit Jahren stetig. Foto: dpa

Auch der jüngste Sozialdatenatlas für Stuttgart weist eine steigende Zahl von Hilfeempfängern in der Stadt aus. Doch das Plus ist gering. Problemgruppen aber bleiben Alleinerziehende und ältere Menschen. Letztere sind vermehrt auf Hilfen angewiesen.

Stuttgart - Die Zahl der auf Unterstützung angewiesenen alten Menschen steigt, der Anteil von hilfebedürftigen Alleinerziehenden ist unverändert hoch. Dies sind zwei Erkenntnisse im vierten Sozialdatenatlas, den die Stadt auf der Basis der Zahlen von Ende 2016 vorgelegt hat.

Alles in allem sind die Ergebnisses der Auswertung nicht erbaulich, neben Schatten finden sich darin aber auch positive Entwicklungen. Insgesamt hat die Zahl der Personen zugenommen, die in Stuttgart vor knapp zwei Jahren sogenannte Transferleistungen bezogen haben. Bei insgesamt 609 220 Einwohnern waren dies 49 237 Menschen. Dies entspricht einem Anteil von 8,1 Prozent. Bei den Erhebungen für den dritten Sozialdatenatlas2013 waren es noch 7,9 Prozent. Das Plus fällt mit 0,2 Prozentpunkten relativ gering aus.

Armutsrisiko bei Kindern hoch

Die auf dieser Grundlage ermittelte Armut von Kindern bis zum Alter von sechs Jahren hat in den vergangenen Jahren wegen des Bevölkerungswachstums absolut zwar etwas zugenommen. Bei 34 024 registrierten Kindern haben 4658 Sozialgeld erhalten, 4592 waren es drei Jahre zuvor. Betrachtet man den prozentualen Anteil an allen Kindern dieser Altersgruppe, ist eine leichte Abnahme von 14,5 auf 13,7 Prozent festzustellen. Trotz des Rückgang, so die Stadt, „gehören Kinder im Alter von bis sechs Jahren zu den Armutsrisikogruppen“.

Was die absoluten Zahlen angeht, ist die Zahl der Alleinererziehenden, die auf Hilfe angewiesen sind, fast gleich geblieben (2016: 3985, 2013: 3984). Gemessen an der Gesamtzahl der alleinerziehenden Haushalte (11 857 im Jahr 2016)ist der Anteil dieser Gruppe aber 35,7 auf 33,8 Prozent zurückgegangen. Der insgesamt aber noch immer hohe Anteil zeigt aber: Alleinerziehende haben nach wie vor „das höchste Armutsrisiko aller untersuchten Gruppen“. Dieses habe sich „auf einem sehr hohen Niveau verfestigt“, erklärt dazu die Stadt.

Statistik zeigt Zuwanderung

Dass die Zahl der in Stuttgart lebenden Ausländer unter 65, die auf Hilfe angewiesen sind, merklich gestiegen ist, dürfte unter anderem auf den Zuzug von Flüchtlingen in den Jahren 2015 und 2016 zurückzuführen sein (von 15 648 auf 18 542, von 13,2 auf 13,7 Prozent).

Auch der jüngste Sozialdatenatlas bestätigt eine Tendenz, die man schon seit einigen Jahren feststellen kann: Die Zahl der älteren Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, wächst stetig, auch wenn der Prozentsatz in Stuttgart noch überschaubar ist. So haben Ende 2016 von den 109 763 Personen, die 65 Jahre und älter waren, 4918 Hilfen zum Lebensunterhalt oder anderes bekommen, das sind 4,5 Prozent. Im Jahr 2009 lag dieser Wert noch bei 3,6 Prozent, 2013 dann bei 4,2 Prozent.

Bekannte Stadtteile betroffen

Nicht ganz überraschend sind auch die Zahlen, in welchen Stadtteilen der Anteil von Transferleistungsempfängern besonders hoch ist. Dies sind Personen, die im Bereich der Pragstraße (27,1 Prozent) oder an der Heilbronner Straße leben (23,8 Prozent), oder in Feuerbach-Ost (22,7 Prozent) oder im Hallschlag (21,3 Prozent). Dass der Anteil gerade im Hallschlag weiterhin recht hoch, kann man, wie eine Debatte im Sozialausschuss zeigte, unterschiedlich bewerten. So erklärte Sozialbürgermeister Werner Wölfle (Grüne), dass man dort durch hohe Investitionen insbesondere der SWSG viele Verbesserungen erreicht habe, „ohne dass es eine Verdrängung gegeben hat“, wie dies in anderen Städten zum Teil der Fall sei. Dies sei positiv zu werten, sagte Wölfle.