Auch Kinder sind in der Landeshauptstadt von Armut betroffen. Foto: dpa

Tausende Menschen aus Stuttgart haben finanzielle Probleme. Wie sich die Situation in der Landeshauptstadt genau darstellt, zeigt ein neuer Sozialdatenatlas. Die Fakten im Überblick.

Stuttgarter Norden - Alleinerziehende, Kinder, Ältere und ausländische Mitbürger sind öfter von Armut betroffen, als andere Gruppen – auch in Stuttgart. Wie sich die Situation in der Landeshauptstadt genau darstellt, ist im neuen Sozialdatenatlas nachzulesen, der unter anderem am morgigen Dienstag, 2. Oktober, im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats auf der Tagesordnung steht.

In dem knapp 200 Seiten umfassenden Werk werden die 23 Stadtbezirke und ihre insgesamt 152 Stadtteile detailliert unter die Lupe genommen. Wie viele Personen beziehen Arbeitslosengeld II (Hartz IV)? Wie viele Menschen bekommen finanzielle Unterstützung, weil sie altersbedingt oder aus gesundheitlichen Gründen keine Arbeit mehr finden (Grundsicherung)? Wie viele Bürger erhalten Wohngeld oder die Bonuscard?

In Botnang leben zum Stichtag 31. Dezember 2016 insgesamt 13 115 Menschen. Acht Prozent der Botnanger bekommen  Arbeitslosengeld oder die Grundsicherung ausbezahlt. 54 Haushalte sind berechtigt, Wohngeld zu bekommen. 2148 Botnanger erhalten die Bonuscard, die eine Vielzahl von Vergünstigungen mit sich bringt. Unter anderem fallen keine Kita-Gebühren an. In den städtischen Schulen gibt es Mittagessen für einen Euro, und der Eintritt in einige kulturelle Einrichtungen ist kostenlos. Vor allem im Stadtteil Botnang-Nord – rund um die Paul-Lincke-Straße – sind besonders viele Hilfebedürftige zu finden. 27,7 Prozent der Sechs- bis 18-Jährigen, 67,1 Prozent der Alleinerziehenden und 26,7 Prozent der Ausländer unter 65 Jahren können Arbeitslosen- beziehungsweise Sozialgeld beantragen.

In Hausen benötigen viele Seniorinnen finanzielle Hilfe

Auch in Feuerbach gibt es einen besonders auffälligen Stadtteil: Das Gebiet rund um die Borsig- und Sieglestraße (Feuerbach-Ost). 24,3 Prozent der 18- bis 34-Jährigen, 20 Prozent der 35- bis 50-Jährigen und 29 Prozent der Ausländer unter 65 Jahren beziehen Arbeitslosen- beziehungsweise Sozialgeld. Zudem sind 29,6 Prozent der Bewohner des Stadtteils berechtigt, eine Bonuscard zu beantragen. Rund um den Feuerbacher Bahnhof leben hingegen stadtweit die meisten Menschen, die einen Anspruch auf Wohngeld haben (3,6 Prozent).

Im Sozialdatenatlas taucht auch immer wieder der Zuffenhäuser Stadtteil Schützenbühl auf. In dem Gebiet zwischen Stammheimer, Marconi- und Nordseestraße können 16,5 Prozent der 18- bis 34-Jährigen, 25,4 Prozent der Ausländer unter 65 Jahren und 81 Prozent der Alleinerziehenden Arbeitslosen- beziehungsweise Sozialgeld beantragen. 28,8 Prozent der Bewohner des Stadtteils profitieren von der Bonuscard.

Während Stammheim mit seinen etwa 12 500 Einwohnern keine Auffälligkeiten in der Statistik aufweist, taucht Weilimdorf zweimal auf. Der Stadtteil Weilimdorf-Nord weist einen der höchsten Anteile von Kindern im Alter bis sechs Jahre auf, die Sozialgeld erhalten. 35,3 Prozent der Mädchen und Buben im Gebiet zwischen Autobahn 81, Bundesstraße 295, Flachter und Motorstraße sind betroffen. „Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass die Anzahl der Kinder unter sechs Jahren in diesem Stadtteil besonders niedrig ist“, heißt es in der Vorlage für den Gemeinderat. Zudem erhalten in Hausen 11,8 Prozent der Frauen über 65 Jahre finanzielle Hilfe.

Am 25. Mai findet die Armutskonferenz statt

Die Ergebnisse aus dem neuen Sozialdatenatlas nimmt die Stadt zum Anlass, um mit der Stuttgarter Liga der Wohlfahrtspflege am 25. Mai kommenden Jahres eine Armutskonferenz durchzuführen. Das Ziel: In den Themenfeldern Wohnen, Arbeit, Bildung sowie soziale und kulturelle Teilhabe sollen Handlungsempfehlungen erarbeitet werden.

Schon jetzt gibt es aber Ansätze, die weiterverfolgt werden sollen: Passgenaue Angebote und geeignete Zugangswege sollen her, um benachteiligte Menschen, „die aufgrund geringer materieller, sozialer oder auch kultureller Ressourcen nicht oder nur sehr eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben in der Stadtgesellschaft teilnehmen können“ besser zu integrieren. Dazu sollen unter anderem die Begegnungsstätten für Ältere sowie die Stadtteil- und Familienzentren weiterentwickelt werden. Auch weitere Willkommensräume für Geflüchtete, wie es sie zum Beispiel seit geraumer Zeit im Feuerbacher Burgenlandzentrum gibt, sind eine Option.