Am Tag der Abschlusspräsentation ging es friedlich zu auf dem Mailänder Platz. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mehrere Beteiligte und die Anrainer am Mailänder Platz haben es geschafft, Jugendliche im Europaviertel zu befrieden. Das Projekt soll fortgesetzt werden, allerdings müssen dazu noch Spenden und Stiftungsgeld gesammelt werden.

Stuttgart - „Das Projekt fasziniert uns, weil die Anlieger am Mailänder Platz nachbarschaftliche Verantwortung tragen wollen“, lobte Sebastian Jacob von der Robert-Bosch-Stiftung und kündigte an, dass die Stiftung die Fortführung des Projekts finanziell unterstützen werde. Das Publikum im voll besetzten Vortragssaal der Stadtbibliothek quittierte dies mit Applaus.

Mehr als 100 Zuhörer waren gekommen, um den Abschlussbericht des Streetworkprojekts Europaviertel zu hören. Wie berichtet, war es in und um die Bibliothek, im Einkaufszentrum Milaneo und auf dem Mailänder Platz häufiger zu Polizeieinsätzen wegen Hausfriedensbruch, Ruhestörungen, Pöbeleien bis hin zu Körperverletzungen gekommen. Daraufhin hatten Bibliothek, Polizei, Mobile Jugendarbeit, Milaneo und Sparkassenakademie im vergangenen Jahr drei Monate lang modellhaft versucht, die Konflikte zwischen Jugendlichen und anderen Nutzern des Quartiers aufzufangen. Die Beteiligten waren dabei so erfolgreich, dass das Projekt zwei Jahre weitergeführt werden soll.

Mehr Personal für Bibliothek beantragt

Der Bericht ist in Gremien des Gemeinderats bereits vorgestellt worden, in der Bibliothek gab nun zudem Thomas Meyer vom Institut für angewandte Sozialwissenschaften an der Dualen Hochschule Stuttgart Einblick in die geleistete Arbeit. Aus den Befragungen an Ort und Stelle hat er einige Tendenzen herausgefiltert. „Auf Jugendliche hat das Europaviertel wegen des Nebeneinanders von Konsum, Kultur und öffentlichem Platz eine Sogwirkung. Sie empfinden es als riesigen Abenteuerspielplatz.“ Gleichzeitig sei der Wunsch der Jugendlichen nach einer Anlaufstelle, aber auch nach Angeboten in der Bibliothek da.

Die Bibliotheksbeschäftigten wiederum haben gelernt, dass junge Besucher, wenn sie angesprochen und zu Workshops eingeladen werden, das Angebot vielfach annehmen. „Wir müssen mehr offene Angebote machen und unsere Formate entsprechend anpassen“, sagte Elke Brünle, die stellvertretende Leiterin der Stadtbibliothek. Das Kulturamt wird für 2018 deshalb weitere Personalstellen beantragen. Zufriedenheit auch bei der Polizei: „Alles, was die Prävention verhindert, habe ich nicht auf dem Schreibtisch“, so Stefan Hetterich, der Leiter des Dezernats für Jugendkriminalität.

Im Team mit Jugendlichen arbeiten

Durch die neue Stadtbahnhaltestelle wird sich die Attraktivität des Quartiers verstärken, so Mayer, und Konflikte werden nicht ausbleiben, meint Jugendsozialarbeiter Klausjürgen Mauch von der Evangelischen Gesellschaft. Deswegen wolle manm „mittelfristig eine Anlaufstelle für Jugendliche schaffen, weiterhin mobil im Einsatz bleiben und langfristig multidisziplinäre Teams bilden“. Da sich momentan noch keine seriöse Aussage treffen lasse, ob der Einsatz auf Dauer nötig sei, wolle man das Projekt erst mal verlängern. Die Betriebskosten für drei Mitarbeiter über 180 000 Euro pro Jahr sollen über Stiftungsmittel und Spenden zusammengetragen werden. Den Anfang hat die Robert-Bosch-Stiftung ja gemacht.