So sind im Winnender Klinikum alle Isolierzimmer beschildert. Foto: /Rems-Murr-Kliniken

Eine Frau gerät in helle Aufregung – sie glaubt, im Nachbarzimmer eines Corona-Patienten einquartiert gewesen zu sein.

Ängste - Ich bin im Nebenzimmer des Corona-Patienten aus Rudersberg untergebracht gewesen, und keiner hat mich darüber informiert!“ Eine ältere Dame am Telefon unserer Zeitung ist in heller Aufregung und absolut sicher, dass sie auch den Beweis dafür hat, quasi Wand an Wand mit dem ersten Corona-Infizierten im Rems-Mur-Kreis gelegen zu haben: Es ist ein Foto aus der Lokalzeitung, das ein Türschild in DIN A4 zeigt, auf dem ein Mensch in Schutzkleidung und mit Desinfektionsmittel in der Hand abgebildet ist. Dazu der Hinweis, es seien spezielle hygienische Maßnahmen zu beachten. „Das war genau das Schild an der Tür des Nebenzimmers“, betont die schlichtweg entsetzte Klinikpatientin, die mittlerweile wieder zu Haus ist. Ein Bekannter habe ihr eine Fotografie von dem Zeitungsbild geschickt. „Schnell, schnell“ sei sie am Dienstag in Winnenden entlassen worden und ohne jegliche Information, warum und was drumrum los sei.

Schild hängt an allen Isolierzimmern

Inzwischen ist die verunsicherte Frau wieder einigermaßen beruhigt. Denn jenes Schild, das sie für für den sicheren Hinweis auf die Corona-Nachbarschaft gehalten hat, ist – unsere Zeitung hat sich dies extra nochmals von der Klinikleitung bestätigen lassen – schlicht der generelle Hinweis auf ein Isolierzimmer. Solche sogenannten isolierpflichtigen Patienten, sagt die Pressesprecherin Monique Michaelis, habe man in der Winnender Klinik immer. Das betreffe nämlich die verschiedensten Fälle von Influenza bis hin zu Infektionen mit Norovirus oder im Zweifelsfall auch bakterielle Infektionen wie Tuberkulose. Zurzeit laufe – durch den Corona-Alarm völlig in den Hintergrund gedrängt – auch eine Grippewelle durch Deutschland, die in diesem Frühjahr bisher bereits gut 200 Todesopfer gefordert habe.

Aktuell gebe es, so die Information aus dem Winnender Klinikum, dort mehr als 20 Isolierzimmer – alle mit einem solchen Informationsblatt außen an der Zimmertür gekennzeichnet. Die Menschen im Isolierzimmer „sind von ihrer Umwelt komplett isoliert“, betont Michaelis. Insofern hätte der Dame auch dann keinerlei Gefahr gedroht, wenn in jenem Raum tatsächlich ein Corona-Patient gelegen hätte.

Ein solches Isolierzimmer, so hat es Torsten Ade, der Chefarzt der Notaufnahme des Klinikums Winnenden, schon im Vorfeld der ersten Coronafälle im Kreis erläutert, sei sogar von der Lüftungsanlage des Hauses getrennt. Wer den Raum betrete, müsse sich im Vorraum mit Schutzkleidung samt Handschuhen und Maske ausstatten, die beim Verlassen dann direkt in einem Abfallbehälter landeten. Mehrmaliges Händedesinfizieren gehöre ebenfalls zum Prozedere, das garantieren soll, dass kein Virus aus dem Zimmer gelangt.

Dauer der Isolierung in Einzelfällen unterschiedlich

Die Dauer der Isolierung sei in Einzelfällen unterschiedlich, sagt Ade. Bei den Corona-Patienten werde letztlich das Gesundheitsamt entscheiden, wie lange sie in Isolation bleiben müssen. Solange dies andauert, wird im Einzelfall jedenfalls auch an diesem Zimmer ein Schild angebracht sein, das auf die Schutzregularien aufmerksam macht – in der Regel dann, so hofft man auch seitens der Klinik, ohne die Nachbarschaft gleich in Angst und Schrecken zu versetzen.

Angesichts der zunehmenden Zahl der Corona-Infektionen im Kreis hat die Winnender Klinik seit Freitag die Besuchszeiten eingeschränkt. Besuche am Krankenbett sollen auf ein Minimum beschränkt werden. Dadurch soll, so heißt es in einer Mitteilung, das Ansteckungsrisiko mit dem neuartigen Coronavirus durch zu viel Publikumsverkehr deutlich verringert werden und die Funktionsfähigkeit der Rems-Murr-Kliniken erhalten bleiben. Besuche bei Klinikpatienten sind künftig nur zwischen 14 und 19 Uhr möglich, und sie werden bis auf Weiteres auf eine Person pro Patient und Tag reduziert. Personen mit Erkältungssymptomen oder ansteckenden Erkrankungen sind als Besucher nicht zugelassen. Zudem bitten die Rems-Murr-Kliniken alle Besucher, verstärkt auf Händedesinfektion und allgemeine Hygieneregeln zu achten.

Des Weiteren setzen die Rems-Murr-Kliniken alle Veranstaltungen mit hohem Publikumsverkehr aus – etwa die Veranstaltungsreihe „Medizin am Mittwoch“, die Vortragsreihe „Nahtod“ und Veranstaltungen für Fachpublikum.