Eine Bebauung des Gebiets Rappenäcker ist längst vom Tisch. Foto: Archiv Rüdiger Ott

Die Sozialdemokraten drängen in einem Antrag darauf, einige Landschaftsschutzgebiete auszuweiten.

Sonnenberg - Stuttgart wird grün – die Rappenäcker bleiben grün.“ So stand es im Juni 2009 in einem Rundbrief der Bürgerinitiative Sonnenberg. Diese hatte damals allen Grund zum Jubeln. Der Kampf gegen die Bebauung einer relativ kleinen Fläche am Westrand Sonnenbergs hatte zuvor viel Aufsehen verursacht – und erhielt durch die wechselnden Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat eine überraschende Wende.

Seit dieser Zeit ist es ruhig um die Grundstücke geworden, auf denen 32 Wohneinheiten entstehen sollten. Zu ruhig, hat sich neulich die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind gedacht. Vor einigen Wochen ist ihr ein alter Antrag ihrer eigenen Fraktion wieder in die Hände gefallen. Als damals die neue öko-soziale Mehrheit im Gemeinderat einer Bebauung der Rappenäcker endgültig einen Riegel vorschob, hatte die SPD gefordert, dass das Areal Teil des benachbarten Landschaftsschutzgebiets wird. Diese Idee haben die Sozialdemokraten nun in einem aktuellen Antrag noch einmal aufgegriffen.

Fünf Gebiete finden sich darin wieder. Das Ziel: sie sollen wieder oder erstmals in das jeweils benachbarte Landschaftsschutzgebiet integriert werden. Zu den Flächen zählen nicht nur die Rappenäcker, sondern auch der Bächlenweg in Hedelfingen, die Goslarer Straße in Weilimdorf, die Dietbachäcker in Untertürkheim sowie die Winterhalde in Zuffenhausen. „Immer wieder tragen Bürger den Wunsch an uns heran, dass die Gebiete Rappenäcker und Winterhalde in die benachbarten Landschaftsschutzgebiete aufgenommen werden sollen.“ Dies seien „sinnvolle Arrondierungen“, heißt es in dem Antrag. Die anderen drei Standorte gehörten einst zu Landschaftsschutzgebieten. Im Jahr 2005 stimmten die Mitglieder des Umwelt- und Technikausschusses aber zu, dass die besagten Gebiete den Schutzstatus verlieren. Damals galten freilich noch andere Mehrheitsverhältnisse. Wenn sich CDU, Freie Wähler und FDP einig waren, hatten Grüne und SPD keine Chance.

„Wir wollten unserer alten Forderung erneut Gewicht verleihen“

Auch für die Bebauung der Rappenäcker waren einst schon die Würfel gefallen. Zwar hatte keine Ratsfraktion mehr an der ursprünglich geplanten Variante fest gehalten, die auch eine Bebauung des Areals des Jugendheims Sonnenberg vorsah. Doch die Mehrheit der Stadträte präferierte einen Kompromiss. Das heißt: den Bau von 32 Wohneinheiten. Das Projekt war freilich von Anfang an umstritten. Als sich der Bezirksbeirat im Dezember 2006 erstmals mit der Sache befasste, wurde das Vorhaben mit sechs Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen abgelehnt.

Später tauchte das Projekt auf der städtischen Baulandliste auf und führte im August 2007 zur Gründung der Bürgerinitiative Sonnenberg. Deren Mitglieder machten im Verbund mit dem Jugendheim-Verein Sonnenberg ordentlich Wirbel, was dazu führte, dass viele Stadträte am Rand des Sonnebergs auftauchten, um sich selbst ein Bild zu machen. Auch 1800 Unterschriften für den Erhalt der Rappenäcker wurden gesammelt. Die Spieler, die auf der Tennisanlage Sonnenberg ihrem Sport frönen, griffen ebenfalls zu Stift und Papier. Schließlich hätte eine Bebauung der Rappenäcker zugleich auch das Aus für die Tennisplätze bedeutet.

Derzeit ist freilich keine Rede mehr von einer Bebauung der Rappenäcker. „Da besteht keine Gefahr, dass das Gebiet bebaut wird“, sagt die SPD-Fraktionsvorsitzende Roswitha Blind, die während der gesamten Auseinandersetzung auch immer wieder vor Ort war. Was in sechs, sieben oder acht Jahren sei, wisse sie aber nicht.

Natürlich weiß Blind nur zu gut, dass die Hürden für die Schaffung eines Landschaftsschutzgebiets hoch sind. Aber dennoch hofft sie, dass in der Zukunft auch die Rappenäcker zu dieser Kategorie gehören: „Das schafft zumindest ein Bewusstsein, dass diese Gebiete wertvoll sind.“ Die SPD-Ratsfraktion hat in den besagten Fällen daher noch einmal gezielt nachgehakt. „Wir wollten unserer alten Forderung erneut Gewicht verleihen“, sagt Blind. Dass eine Umsetzung nicht ganz so einfach ist, ist aber auch der SPD klar. Nicht umsonst wird im Antrag die Frage gestellt, ob sich die Forderung der Sozialdemokraten mit dem vorhandenen Personal umsetzen lasse oder ob zusätzliche Ressourcen notwendig seien.